Budanow-Interview in Kiew Geheimdienstchef schwört Rache für den Anschlag auf seine Frau

phi

23.2.2024

Die Waffe liegt griffbereit: Kyrylo Budanow im Juni 2022 in seinem Büro in Kiew.
Die Waffe liegt griffbereit: Kyrylo Budanow im Juni 2022 in seinem Büro in Kiew.
Imago/USA Today Network

Im November wurde seine Frau mit Schwermetallen vergiftet und musste ins Spital eingeliefert werden. Nun deutet Kiews Geheimdienstchef an, er wisse, wer dahintersteckt – und deutet Vergeltung an.

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  • Im November 2023 ist die Frau des ukrainischen Geheimdienstchefs Kyrylo Budanow vergiftet worden.
  • Budanow sagt, er wisse, was passiert sei, und werde entsprechend antworten: «Beizeiten wird jeder sehen, was das bedeutet.»
  • Im Weiteren spricht Budanow über den Ausbau seines Dienstes, die Kooperation mit dem Westen und mit Partisanen.

Kyrylo Budanow ist kein gewöhnlicher Mann. Im Jahr 2020 ernennt ihn Wolodymyr Selenskyj zum Direktor des Militärnachrichtendienstes HUR alias GUR – obwohl der gebürtige Kiewer nur 38 Jahre alt ist. Und Budanow meistert seine neue Aufgabe.

Den russischen Überfall auf die Ukraine vor zwei Jahren hat der Generalleutnant vorausgesehen. Im Januar 2024 erhält er den Titel Held der Ukraine: Es ist die höchste Auszeichnung, die sein Land zu vergeben hat.

Budanow ist bekannt für seine nüchterne Art: Im Internet kursieren zahlreiche Memes, die seinen stets ernsten Blick und den Mangel an Mimik aufs Korn nehmen.

«Beizeiten wird jeder sehen, was das bedeutet»

Doch für Budanow hört der Spass auf, wenn es um seine Frau geht: Im November 2023 wird Marianna Budanowa offenbar mit Schwermetallen vergiftet. Sie muss einige Tage im Spital verbringen. Nun spricht ihr Mann mit dem britischen «Telegraph» über den Anschlag.

Frau von ukrainischem Spionage-Chef offenbar vergiftet

Frau von ukrainischem Spionage-Chef offenbar vergiftet

STORY: In der Ukraine ist offenbar die Frau des Leiters des Militärgeheimdienstes mit Schwermetallen vergiftet worden. Das berichteten mehrere Medien am Dienstag unter Verweis auf Geheimdienstkreise. Demnach soll Marianna Budanowa vergiftetes Essen erhalten habe. Mehrere Geheimdienst-Mitarbeiter seien ebenfalls vergiftet worden. Budanowa ist die Gattin von GUR-Chef Kyrylo Budanow, der in seiner Heimat als Strippenzieher von Gegenschlägen gegen die russischen Invasoren grosse Popularität geniesst. Hinweise auf den oder die Urheber des möglichen Attentats wurden zunächst nicht genannt. Der Militärgeheimdienst und der Inlandsgeheimdienst in der Ukraine nahmen zu den Berichten zunächst nicht Stellung.

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«Es geht ihr ein bisschen besser», antwortet Budanow auf die Frage nach dem Befinden seiner Gattin. Er wisse, was passiert sei, und werde entsprechend antworten, heisst es. Wie sie vergiftet worden ist, verrät er nicht: «Diese Dinge brauchen etwas Zeit, um gelöst zu werden», sagt er. «Beizeiten wird jeder sehen, was das bedeutet.»

Wie hat sich sein Geheimdienst verändert? «Seit Beginn des Krieges haben wir unser Personal signifikant aufgestockt», erklärt Budanow. Insbesondere die Kampfgruppen und Einheiten des operativen und technischen Nachrichtendienstes seien verstärkt worden. Letztere beinhalten auch Cyberkrieger.

«Diese Art von Hilfe ist für uns einfach unbezahlbar»

Um das Mehr an anfallenden Daten bewältigen zu können, hätten auch mehr Analysten eingestellt werden müssen. Der HUR setze dabei auch auf Künstliche Intelligenz. Dem Direktor ist es wichtig, sich nicht vom Ausland abhängig zu machen: «Wir laden anderen unsere Verantwortung und unsere Pflichten nicht auf, und wenn jemand versuchen würde, das zu tun, würde ich es definitiv verbieten.»

Budanow am 9. Februar in Kiew im Gespräch mit dem neuen Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Oleksandr Syrskyi. Budanow wurde zuvor der Titel Held der Ukraine verliehen.
Budanow am 9. Februar in Kiew im Gespräch mit dem neuen Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Oleksandr Syrskyi. Budanow wurde zuvor der Titel Held der Ukraine verliehen.
Imago/Zuma Wire

Gleichzeitig arbeite der HUR mit westlichen Diensten zusammen und nutze deren Informationen «extensiv», so Budanow. «Aber das ersetzt in keiner Weise die Arbeit, die wir tun.» Es gehe mehr um Ergänzungen der eigenen Erkenntnisse. Unverzichtbar sei die Langstreckensensorik des Westens: «Diese Art von Hilfe ist für uns einfach unbezahlbar.»

Was ist mit den Partisanenaktivitäten in den besetzten Gebieten und auf russischem Territorium, fragt der britische Reporter Dominic Nicholls: Steuern Budanow und seine Leute diese Aktionen? «In bestimmten Situationen sind wir Herr der Lage, während wir manchmal Gelegenheiten ausnutzen, die sich ergeben.»

Budanow über die Kooperation mit Partisanen

Zur Arbeit des HUR gehöre es auch neben dem Sammeln von Informationen auch das Durchführen spezieller Operationen. Die Kooperation mit Partisanen sei nur ein kleiner Teil der Geheimdienstarbeit.

«Leider gibt es nicht viele solcher Gruppen in Russland», verrät Budanow. «Wir helfen ihnen, unterstützen sie und interagieren mit ihnen. Manchmal bitten wir sie, Aufgaben zu erfüllen. Aber die Zusammenarbeit ist nicht so extensiv, wie es vielleicht scheint.»

Das gilt auch für den Westen: «Wir haben selbst genug Ressourcen. Wir brauchen vor allem bei strategischen Problemen Hilfe, und wir bekommen sie.» Gewinnt Budanow den Informationskrieg, fragt Nicholls. Budanow lässt sich nicht in die Karten gucken: «Man wird diese Frage beantworten können, wenn der Krieg vorbei ist.»