Vier Tote nach Kentern von Ausflugsschiff auf dem Lago Maggiore
Beim Kentern eines Ausflugsschiffs auf dem Lago Maggiore in Norditalien sind vier Menschen ums Leben gekommen. Laut Feuerwehr herrschte starker Wins, die Behörden sprechen von einer «Windhose».
29.05.2023
Das Bootsunglück auf dem Lago Maggiore gibt Rätsel auf. Was machen acht italienische und 13 israelische Geheimdienst-Agenten zusammen auf einem Ausflugsboot? Und was liess dieses so schnell sinken?
Acht Agenten des italienischen Geheimdienstes Aise und 13 Mossad-Mitarbeitende verbringen einen Nachmittag auf einem Hausboot. Am Abend fegt ein Unwetter über den Lago Maggiore und bringt das Schiff zum Sinken. So weit, so klar.
Ab da gibt es nur noch Spekulationen. Fliegen 13 Mossad-Agenten nach Norditalien, um mit acht italienischen Berufskollegen Geburtstag zu feiern, wie der Eigentümer des Hausboots ausgesagt hat? In der Region seien seit Langem Geheimdienste aktiv und beobachteten sich gegenseitig, schreiben verschiedene Medien.
Der «Corriere della Sera» berichtet von zahlungskräftigen Russen, die in jüngster Zeit in der Region Hotels aufkauften und renovierten. Die Nähe zum Finanzplatz Lugano mache die Finanzierung einfacher. Russisches Kapital darf wegen der Sanktionen in Italien nicht investiert werden. Die aufgekauften Häuser könnten sichere Unterkünfte für russische Agenten sein, mutmasst der «Spiegel». Davon gebe es im nahe gelegenen französischen Hochsavoyen bereits mehrere.
Geheimdienst-Unterkünfte in Norditalien
Der israelische und der italienische Geheimdienst unterhielten in Norditalien ebenfalls mehrere solcher diskreter Stützpunkte, so der «Spiegel» weiter. Diese seien nach dem Unfall in aller Eile geräumt worden.
Zugleich besässen wohlhabende Juden schon lange Villen am Lago Maggiore, in denen sie Partys mit US-Persönlichkeiten veranstalteten. Am Lago Maggiore mischen sich laut dem nicht für Revolver-Journalismus bekannten «Corriere della Sera» «Menschen, Interessen, Euros und Dollars».
Norditalien sei zudem interessant für Geheimdienste, weil verschiedene Start-ups militärisch nutzbare Technologien entwickeln, an der beispielsweise der Iran für sein Drohnenprogramm interessiert sei. Das wäre ein Grund für Israel, in der Gegend zu spionieren.
Israel holte seine 13 Mossad-Agenten schon Stunden nach dem Unglück in verschiedenen Spitälern ab und liess sie in einem Militärflugzeug nach Hause bringen. Der ertrunkene israelische Agent ist am Mittwoch, zwei Tage nach dessen Tod, in Aschkelon im Süden seines Heimatlandes unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und im Beisein des Mossad-Chefs David Barnea beerdigt worden.
Was brachte das Hausboot zum Sinken?
Angesichts dieser Dichte an Geheimdienst-Mitarbeitern auf engstem Raum machen auch Gerüchte von einem Attentat die Runde. Dafür gibt es noch viel weniger Beweise, nämlich keine, als für alle anderen Agenten-Storys, die um das Unglück herum erzählt werden.
Bleibt die Frage, welches Wetter-Phänomen ein Hausboot auf einem See so schnell sinken lässt. Kurz nach der Havarie war die Rede von einer Windhose. Nun halten Meteoroloen laut «NZZ» eine heftige Fallwindböe, ein «Downburst», für die wahrscheinlichste Ursache. Mehrere Downbursts haben in Zürich im Sommer 2021 für enorme Zerstörungen gesorgt. Solche Fallböen kämen am Lago Maggiore immer wieder vor.
Um 17:30 gaben die Zuständigen an jenem verhängnisvollen Pfingstmontag eine Unwetter-Warnung aus. Die meisten Schiffe seien darauf an eine Anlegestelle gesteuert worden. Der Kapitän des mit 21 Agenten und vier weiteren Personen deutlich überbelegten Hausboots blieb etwas weiter draussen. 150 Meter schwammen die Überlebenden ans Ufer.
Vier Personen überlebten die Havarie nicht, darunter die russische Ehefrau des Kapitäns.