Druck auf Kremlkritiker Fall Nawalny – Russland geht hart gegen Vertraute vor

dpa/tafi

25.12.2020 - 12:04

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KEYSTONE/AP Photo/Alexander Zemlianichenko

Die russischen Behörden erhöhen den Druck auf das Umfeld des Kremlkritikers Alexej Nawalny. Am Freitag Vormittag wird die Wohnung von Ljubow Sobol durchsucht. Die Anwältin wird zum zweiten Mal innert einer Woche zur Befragung mitgenommen.

Nach einem Telefonat des Kremlkritikers Alexej Nawalny mit einem mutmasslichen Attentäter hat die russische Polizei die Wohnung von Nawalnys Mitarbeiterin Ljubow Sobol durchsucht. Die Oppositionelle sei am Freitag in der Hauptstadt Moskau zu einer Befragung mitgenommen worden, teilte das Team des Regierungskritikers mit. Gegen die 33-jährige Anwältin werde nun ermittelt. Eine Stellungnahme der Behörden lag zunächst nicht vor.

Sobol hatte kurz nach der Veröffentlichung des Anrufs das Polizeiaufgebot an der Wohnadresse des angeblichen Mitarbeiters des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB gefilmt. Sie war daraufhin festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie sich angeblich der Anordnung eines Polizisten widersetzt habe.



Sobol werde nun vorgeworfen, gegen die «Unverletzbarkeit des Hauses durch Gewaltanwendung oder Androhung» verstossen zu haben, weil sie an der Haustür des Agenten geklingelt habe, sagte der Chef von Nawalnys Fonds zur Bekämpfung von Korruption (FBK), Iwan Schdanow. Ihr drohe bei Hausfriedensbruch im schlimmsten Fall eine Haftstrafe.

Nawalny kritisierte das Vorgehen der Polizei scharf. «Das ist kein Staat, das ist eine kriminelle Gruppe», sagte er. «Es wird einfach dreist ein Strafverfahren fabriziert.» Die gesamte Ausrüstung in Sobols Wohnung sei von den Sicherheitskräften beschlagnahmt worden, selbst das Handy der sieben Jahre alten Tochter, schrieb Nawalny. Das Mädchen und der Ehemann hätten die Wohnung verlassen dürfen.



Der 44 Jahre alte Nawalny hält sich nach seiner schweren Vergiftung zu einer Reha-Massnahme in Deutschland auf. Er macht für den Giftanschlag mit einem chemischen Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe ein unter dem Befehl von Kremlchef Wladimir Putin agierendes «Killerkommando» des FSB verantwortlich. Nawalny hatte vor wenigen Tagen den Mitschnitt eines Telefonats mit einem mutmasslichen Agenten veröffentlicht. Darin erzählt der Mann, dass das Gift in der Unterhose Nawalnys angebracht worden sei.

Zu der Vergiftung hatten Ärzte der Berliner Charité in der Fachzeitschrift «The Lancet» einen medizinischen Bericht veröffentlicht. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Freitag der Agentur Interfax zufolge: «Wir lesen keine medizinischen Veröffentlichungen.» Russland warte weiterhin auf Beweise. Der Kreml hatte mehrfach eine Verwicklung in dem Fall zurückgewiesen.

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