Ukraine-Überblick Todesopfer und Verletzte nach Luftangriff auf Vorort von Cherson +++ Schoigu sieht Ukraine «deutlich geschwächt»

Helene Laube

3.10.2023

EU-Aussenminister zu historischem Treffen in der Ukraine

EU-Aussenminister zu historischem Treffen in der Ukraine

Die EU-Staaten wollen die Ukraine weiter unterstützen. Um das zu zeigen, sind die Aussenminister der Länder zu einem historischen Treffen nach Kiew gereist. Es sei nämlich das erste Mal, dass es ein solches Treffen der Vertreter aller 27 EU-Staaten ausserhalb der EU gebe, teilt die EU mit. Bei den Beratungen solle es um die aktuelle Lage angesichts des Krieges und die Unterstützung der EU für die Ukraine gehen.

02.10.2023

Russland hat nach eigenen Angaben erneut Vorstösse der Ukraine zurückgeschlagen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr warnt vor einer möglichen weiteren Eskalation des Kriegs. Die Entwicklungen im Ticker.

H. Laube

Die russischen Streitkräfte haben im Ukrainekrieg nach Auffassung von Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu Erfolge erzielt. Das Kampfpotenzial der ukrainischen Gegenoffensive sei deutlich geschwächt worden und dem Gegner seien empfindliche Schläge zugefügt worden, sagte Schoigu bei einer Sitzung der Militärführung in Moskau. Überprüfbar waren seine Angaben nicht.

Der deutsche Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer hält unterdessen eine weitere Eskalation des derzeitigen Krieges in Europa für nicht ausgeschlossen und dringt deswegen auf einen Ausbau der Verteidigungsfähigkeiten Deutschlands und der Nato.

Schoigu sieht Abwehrerfolge

Schoigu sagte auch, dass die jüngsten ukrainische Angriffe im Raum Bachmut und Soledar im Gebiet Donezk abgewehrt worden seien. Gescheitert seien auch ukrainische Versuche, die russischen Verteidigungslinien bei Robotyne und Werbowe im Gebiet Saporischschja zu durchbrechen, sagte er. Schoigu widersprach damit ukrainischen Angaben, nach denen es dort erfolgreiche Vorstösse gegeben habe.

Der Verteidigungsminister betonte, Russland habe ausreichend Freiwillige und Vertragssoldaten, um die Aufgaben im Krieg zu erfüllen. Ihre Zahl liege inzwischen bei 335’000 Menschen. Allein im September hätten sich mehr als 50’000 Bürger zum Kriegsdienst verpflichtet.

Generalinspekteur: Was kommt als nächstes?

Laut Generalinspekteur Breuer bleibt die Frage, was als nächstes komme. Breuer verwies in einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Brüssel darauf, dass es aus seiner Sicht Anzeichen für Russlands Angriff auf die Halbinsel Krim im Jahr 2014 und den im Jahr 2022 begonnenen Angriffskrieg auf das Festland der Ukraine gegeben habe. Man sei damals aber in einer Komfortzone verhaftet gewesen und habe es nicht glauben wollen.

Konsequenz der Entwicklungen sei, dass man nun die Partner unterstützen müsse, die als mögliche neue Frontstaaten gesehen würden, erklärte der ranghöchste deutsche Soldat. Deutschland tue dies beispielsweise mit der Aufstellung einer Bundeswehr-Brigade für Litauen.

Drohnenangriffe und zahlreiche Abschüsse

Die ukrainische Flugabwehr hat nach eigenen Angaben bei massiven russischen Luftangriffen 29 Drohnen und eine Rakete vom Typ Iskander abgeschossen. Bei den Angriffen in der Nacht seien nur zwei sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 nicht abgeschossen worden, teilten die Luftstreitkräfte des Landes mit. Der Sachschaden hielt sich den Angaben zufolge in Grenzen.

In Russland warf der Gouverneur des Gebietes Brjansk, Alexander Bogomas, den ukrainischen Streitkräften vor, das Dorf Klimowo mit Streumunition beschossen zu haben. Es seien mehrere Wohnhäuser beschädigt worden. Verletzt worden sei nach ersten Erkenntnissen niemand.

Moskaus Militär meldet Abwehr von Raketenangriff auf die Krim

Das russische Militär wehrte nach eigenen Angaben einen Raketenangriff auf die Krim ab. Eine ukrainische Antischiffsrakete vom Typ «Neptun» vor der Küste der Halbinsel sei von der Flugabwehr entdeckt und vernichtet worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. In der Hafenstadt Sewastopol wurden derweil Schäden durch herabfallende Trümmer einer Drohne gemeldet.

Laut Michail Raswoschajew, dem von Moskau eingesetzten Gouverneur Sewastopols, wurde das Haus eines Wohnhauses durch herabfallende Teile beschädigt. «Niemand wurde verletzt, aber durch den Absturz der Drohnenteile sind in einigen Wohnungen die Fensterscheiben kaputt gegangen», schrieb Raswoschajew auf seinem Telegram-Kanal. Der am Abend ausgerufene Luftalarm wurde inzwischen aufgehoben.

Russland setzt auf Kriegsmüdigkeit im Westen

Russland setzt in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Kremlangaben auf eine zunehmende Ermüdung im Westen bei der Unterstützung des Landes.

«Wir haben immer wieder schon früher gesagt, dass nach unseren Prognosen eine Müdigkeit bei diesem Konflikt eintreten wird, in verschiedenen Ländern die Ermüdung von diesem völlig absurden Sponsoring des Kiewer Regimes zunimmt, darunter auch in den USA», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. «Diese Ermüdung wird zu einer Zersplitterung der politischen Führungsschicht und zu einem Wachstum der Widersprüche führen», sagte Peskow.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste in Kürze:

  • US-Präsident Joe Biden hat eine Reihe der wichtigsten Vertreter von Verbündeten und Partnern zusammengerufen, um weitere Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Truppen in der besonders hart umkämpften Region zwischen Kupjansk und Lyman im Osten des Landes einen Besuch abgestattet
  • Die ukrainische Luftabwehr will von 31 angreifenden Drohnen 29 Exemplare sowie eine Raketen abgefangen haben.
  • Die USA haben trotz Übergangshaushalt mit einem Stopp für Ukraine-Hilfen noch 5,2 Milliarden Dollar für Kiew übrig, die noch nicht abgerufen worden sind.
  • Dementi: Laut der UBS gibt es keine Untersuchung der US-Justiz wegen angeblicher Sanktionsverletzungen.
  • Die Entwicklungen von Montag findest du hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 3. Oktober 2023

  • 21.02 Uhr

    Wagner-Kämpfer in Russland wegen Mordes angeklagt

    Wieder hat ein ehemaliger Wagner-Kämpfer in Russland einen Menschen getötet. Nachdem Tsyren-Dorzhi Tsyrenzhapov im September aus dem Kampfgebiet in der Ukraine nach Hause zurückgekehrt war, beging er den Mord. Einzelheiten zum Tötungsdelikt gab das zuständige russische Gericht noch nicht bekannt. 

    Tsyren-Dorzhi Tsyrenzhapov ist ein bereits verurteilter Mörder.  2019 erwürgte und zerstückelte er die 18-jährige Ekaterina Skvortsova und versenkte ihren Körper in einem Fluss. Dafür wurde er zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Aber Tsyren-Dorzhi kam viel früher aus dem Gefängnis. Er wurde wegen seiner Kriegsteilnahme in der Ukrainer als Teil der Wagner-Gruppe begnadigt.

    Immer wieder fallen ehemalige Wagner-Kämpfer in Russland nach ihrer Rückkehr aus dem Ukraine-Krieg mit Gewalttaten auf. So wurde auch der verurteilte Mörder Iwan Rossomachin für den Krieg in der Ukraine rekrutiert und begnadigt. Zurück in der Heimat terrorisierte er die Nachbarn. Wenige Tage später landet er wieder hinter Gittern - wegen eines weiteren Mordes.

  • 20.34 Uhr

    Weisses Haus: Derzeitige US-Hilfen für Ukraine reichen noch «einige Monate»

    Die USA können der Ukraine ohne zusätzliche Mittel des Kongresses nach Angaben des Weissen Hauses noch «einige Monate» lang Militärhilfen liefern. «Wir sprechen hier vielleicht von einigen Monaten, grob gesagt», sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Dienstag zu Journalisten im Weissen Haus. Dies hänge aber von dem Bedarf der ukrainischen Streitkräfte und von den Entwicklungen bei den Gefechten gegen Russland ab.

    Der US-Kongress hatte am Wochenende in letzter Minute mit einem Übergangshaushalt einen sogenannten Shutdown abgewendet. Der Kompromiss enthält aber keine neuen Ukraine-Hilfen, um die Präsident Joe Biden den Kongress gebeten hatte. Hintergrund ist der Widerstand rechter Hardliner bei den oppositionellen Republikanern gegen weitere Ukraine-Hilfen.

    Biden hat der Ukraine trotzdem weitere Unterstützung zugesagt und will neue Hilfen in einem separaten Gesetzestext verankern. Allerdings herrscht im US-Repräsentantenhaus derzeit Chaos: Der Rechtsaussen-Flügel der Republikaner will den Vorsitzenden der Kongresskammer, den Republikaner Kevin McCarthy, absetzen

  • 19.31 Uhr

    Todesopfer und Verletzte nach Luftangriff auf Vorort von Cherson

    Bei einem Luftangriff russischer Truppen auf einen Vorort von Cherson wurde laut dem Nachrichtenportal  «Kiev Independent» ein 69-jähriger Bewohner von Antoniwka getötet. Sieben weitere Menschen seien verletzt worden, sagt Gouverneur Oleksandr Prokudin.

  • 18.02 Uhr

    Selenskyj begutachtet bei Frontbesuch Leopard-Panzer

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach offiziellen Angaben bei einem Truppenbesuch im Frontabschnitt Kupjansk auch den Panzer Leopard 2 in Augenschein genommen. Auf einem am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Video ist Selenskyj bei der Auszeichnung von Soldaten vor dem Hintergrund eines solchen Kampfpanzers zu sehen.

    «Ein Westwagen ist ein Westwagen», lobte einer der Soldaten im Gespräch mit Selenskyj den aus deutscher Produktion stammenden Panzer. Neben den Leopard-Panzern habe Selenskyj sich auch Schützenpanzer des Typs CV-90 angesehen. Beide seien in den Kämpfen im Nordosten der Ukraine am Frontabschnitt Kupjansk im Einsatz, hiess es in der Beschriftung des Videos. Die vom Westen seit diesem Frühjahr gelieferten Panzer sollten der Ukraine helfen, besetzte Gebiete zurückzuerobern.

  • 17.44 Uhr

    Biden berät sich mit führenden Vertretern von G7, Nato, EU

    US-Präsident Joe Biden hat eine Reihe der wichtigsten Vertreter von Verbündeten und Partnern zusammengerufen, um weitere Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren. Bei einer Telefonkonferenz mit Biden nahmen nach Angaben aus Washington der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg teil.

    Zugeschaltet waren demnach auch EU-Ratspräsident Charles Michel sowie die Staats- und Regierungschefs aus Grossbritannien, Kanada, Italien, Japan, Polen, Rumänien und die französische Aussenministerin. Die US-Regierung wollte zu einem späteren Zeitpunkt weitere Details zu dem Gespräch bekannt geben.

    US-Präsident Joe Biden hat sich mit führenden Vertretern von G7, Nato, EU beraten.
    US-Präsident Joe Biden hat sich mit führenden Vertretern von G7, Nato, EU beraten.
    Adam Schultz/The White House/dpa

    Es sei ein «gutes Gespräch» der führenden Vertreter von EU, G7, Nato und dem «Bukarest 9»-Format gewesen, teilte von der Leyen nach den Beratungen über den Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) mit. Von EU-Seite seien neue Finanzhilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro für Reformen und Investitionen vorgeschlagen worden. Bis März 2024 wolle man eine Million Schuss Munition an die Ukraine liefern. Die EU wolle ausserdem dabei unterstützen, durch Russland verübte Verbrechen aufzuklären. Stoltenberg schrieb auf X: «Während Russland seinen brutalen Krieg fortsetzt, sind wir alle verpflichtet, die Ukraine zu unterstützen, solange es nötig ist.»

  • 17.17 Uhr

    Präsident Selenskyj zu Frontbesuch im Osten der Ukraine

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Truppen in der besonders hart umkämpften Region zwischen Kupjansk und Lyman im Osten des Landes einen Besuch abgestattet. Der Besuch gelte den «Brigaden im Kampfeinsatz in einem der gefährlichsten Gebiete», schrieb Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Er veröffentlichte ein Video, auf dem er mit Soldaten offenbar in einem befestigten Unterstand zu sehen ist.

    Er habe von den westlichen Verbündeten der Ukraine gelieferte Waffensysteme besichtigt, erklärte Selenskyj weiter — darunter Leopard-2-Kampfpanzer aus deutscher Fertigung. Zudem war der Präsident im Video im Gespräch mit Soldaten und beim Unterschreiben der Flagge einer Brigade zu sehen.

    Die ukrainische Armee hatte die Stadt Kupjansk und Teile der Umgebung in der nordost-ukrainischen Region Charkiw im September 2022 von den russischen Besatzern zurückerobert. Während die ukrainische Armee im Süden und anderen Gebieten im Osten des Landes eine langsam verlaufende Gegenoffensive ausführt, ist die Gegend zwischen Kupjansk und Lyman seit Wochen Ziel russischer Angriffe. Im August hatten die ukrainischen Behörden zur Evakuierung der Gegend nahe Kupjansk aufgerufen.

    Staatschef Selenskyj hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen sein Land im Februar 2022 den Soldaten an der Front bereits mehrere Besuche abgestattet. Unter anderem besuchte er das ostukrainische Bachmut, um das die blutigste und längste Schlacht des Kriegs wütete.

  • 15.16 Uhr

    Schoigu sieht Ukraine «deutlich geschwächt»

    Die russischen Streitkräfte haben nach Auffassung von Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu das «Kampfpotenzial» der ukrainischen Gegenoffensive «deutlich geschwächt». Dem Gegner seien empfindliche Schläge zugefügt worden, sagte Schoigu heute bei einer Sitzung der Militärführung in Moskau. Überprüfbar waren seine Angaben nicht.

    Der Minister sagte auch, dass die jüngsten ukrainische Angriffe im Raum Bachmut und Soledar im Gebiet Donezk erfolgreich abgewehrt worden seien. Gescheitert seien auch ukrainische Versuche, die russischen Verteidigungslinien bei Robotyne und Werbowe im Gebiet Saporischschja zu durchbrechen, sagte er.

    Schoigu widersprach damit ukrainischen Angaben, nach denen es dort erfolgreiche Vorstösse gegeben habe. Der Verteidigungsminister betonte zudem, dass Russland ausreichend Freiwillige und Vertragssoldaten habe, um die Aufgaben im Krieg gegen die Ukraine zu erfüllen. Ihre Zahl liege inzwischen bei 335'000 Menschen.

    Sergej Shoigu hält am 29. September im Konstruktionsbüro für Gerätebau in Tula eine Waffe in der Hand.
    Sergej Shoigu hält am 29. September im Konstruktionsbüro für Gerätebau in Tula eine Waffe in der Hand.
    IMAGO/ITAR-TASS/ Sipa USA

    Allein im September hätten mehr als 50'000 Bürger einen Vertrag für den Kriegsdienst unterschrieben. Schoigu bekräftigte, dass eine neue Mobilmachung deshalb nicht nötig sei. Bei der von Protesten überschatteten Teilmobilmachung im vergangenen Jahr hatten Hunderttausende Russen aus Angst, zum Krieg eingezogen zu werden, das Land verlassen.

    Inzwischen melden sich viele Russen auch aus Mangel an Alternativen, Geld zu verdienen, freiwillig zum vergleichsweise gut bezahlten Einsatz im Krieg. Aktuell werden in Russland zudem 130'000 Wehrpflichtige eingezogen, die aber während der Ausbildung nicht im Krieg eingesetzt werden sollen. Sie können sich nach dem Grundwehrdienst freiwillig zum Kriegsdienst melden.

  • 14.41 Uhr

    Wer ist Pawel Prigoschin, der Wagner übernehmen soll?

    Was wird aus der Gruppe Wagner, nachdem Jewgeni Prigoschin und die Führungsriege der Privatarmee am 23. August bei einem Flugzeug-Absturz ums Leben gekommen sind?

    Angeblich hat Wladimir Putin bereit Mitte Juli bestimmt, dass Andrej Troschew die Führung übernimmt: Er soll angeblich eine Gruppe von Soldaten übernehmen, die sich nicht am Wagner-Auftsand im Juni beteiligt haben. Diese sollen demnach an der Front in der Ukraine zum Einsatz kommen.

    Doch ein Problem bleibt: Das Gros der Wagner-Mitglieder will ich nicht dem Verteidigungsministerium unterstellen, mit dem Jewgeni Prigoschin permanent Streit hatte. Deshalb wird einer pro-russsichen Quelle zufolge nun darüber nachgedacht, die Gruppe als Untereinheit in die Nationalgarde Rosgwardija zu integrieren, die dem Putin-Vertrauten Wiktor Solotow untersteht.

    «Die russische Garde ist eine separate Struktur, mit der es keine Konflikte gibt», heisst es auf Telegram. Wo Wagner in diesem Fall eingesetzt werde, stehe noch nicht fest –  nur dass «Angriff» eher die Devise sei als die Defensive. Die Truppe soll von niemandem Geringeres geführt werden als von Jewgeni Prigoschins Sohn Pawel, schreibt das Institute for the Study of War.

    Pawel Prigoschin wurde am 18. Juni 1998 geboren: Er hat zwei Schwestern namens Polina und Veronika, die 1992 und 2005 zur Welt kamen. Vor dem Tod seines Vaters trat Pawel als Eihgentrümer des Hotels Lachta Plaza und der Promi-Siedlung Lachta Park auf, die im St. Petersburger Stadtteil Lachta liegen.

    Diese wurden von Prigoschins Baufirmen gebaut: Die Familie besitzt in dem Quartier aus ein Palais. Sie waren zunächst auf Prigoschins Frau Ljubow eingetragen, die die Immobilien ihrem Sohn übertrug, als EU-Sanktionen griffen. Seit 2022 steht Pawel selbst auf der Sanktionsliste.

    Der pro-Wagner-Kanal VCHK-OGPU hat Prigoschins angebliches Testament veröffentlicht, das alle Macht und Besitztümer in Pawels Hände legt. Es soll um ein Vermögen von rund 111 Millionen Franken gehen.

    Seine Schwestern gehen demnach weitgehend leer aus. Pawel hat die Nachfolge von Jewgeni angetreten – «in allem», wie es wörtlich heisst. «Aber um ehrlich zu sein, steht Pavel unter dem Einfluss bestimmter Personen und es ist schwierig, ihn als unabhängig zu bezeichnen.»

    Demnach stehe der 25-Jährige «unter dem Einfluss des neuen Leiters des internen Sicherheitsdienstes von Wagner», der Michail Vatanin heisst. Keine der Angaben lässt sich allerdings überprüfen.

  • 11.23 Uhr

    UBS dementiert Russland-Untersuchungen

    Laut der UBS gibt es keine Untersuchung der US-Justiz wegen angeblicher Sanktionsverletzungen der Grossbank. Entsprechende Medienberichte von vergangener Woche seien falsch.

    «Die jüngste Berichterstattung über eine angebliche Untersuchung durch das US-Justizministerium bezüglich sanktionsbezogener Compliance-Verfehlungen bei Credit Suisse und UBS ist nicht zutreffend», sagte eine UBS-Sprecherin heute auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP und bestätigte damit einen Bericht der «Sonntagszeitung». «Eine solche Prüfung ist uns nicht bekannt.»

    Bloomberg hatte am 27. September geschrieben, das US-Justizministerium (DoJ) weite Untersuchungen gegen die UBS und ihre Tochter Credit Suisse wegen der mutmasslichen Umgehung von Vorschriften zu Russland-Sanktionen aus. Was im Frühling dieses Jahres mit einer Reihe von Vorladungen an die Banken begann, habe sich nun zu einer umfassenden Untersuchung ausgeweitet, schrieb die Nachrichtenagentur unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

    In der Folge verlor der Aktienkurs an der Börse am 27. September zeitweise über 4 Prozent. Am Tagesende schlossen UBS knapp 3 Prozent tiefer. Am Mittwoch hatte die UBS noch eine Stellungnahme abgelehnt. Mittlerweile dementiert sie.

    Am 2. Oktober schrieben zudem die Zeitungen von «CH Media», das Bundesamt für Justiz habe Kenntnis von dem Bloomberg-Bericht, verfüge aber über keine Informationen zu potenziellen US-Ermittlungen gegen die Banken. Die Schweiz habe in der Sache kein Rechtshilfeersuchen aus den USA erhalten.

  • 11.05 Uhr

    Bundeswehr sieht Russland noch nicht am Ende

    Der Generalinspekteur der deutschen Bundeswehr hält eine weitere Eskalation des derzeitigen Krieges in Europa für nicht ausgeschlossen: Carsten Breuer dringt deswegen auf einen Ausbau der deutschen Verteidigungsfähigkeiten und der der Nato. Die Frage, was als nächstes komme, bleibe bestehen, sagte er in einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Brüssel.

    Breuer verwies dabei darauf, dass es aus seiner Sicht Anzeichen für Russlands Angriff auf die Halbinsel Krim im Jahr 2014 und den im Jahr 2022 begonnenen Angriffskrieg auf das Festland der Ukraine gegeben habe. Man sei damals aber in einer Komfortzone verhaftet gewesen und habe es nicht glauben wollen.

    Konsequenz der Entwicklungen sei, dass man nun die Partner unterstützen müsse, die als mögliche neue Frontstaaten gesehen würden, erklärte der ranghöchste deutsche Soldat. Die Bundesrepublik tue dies beispielsweise mit der Aufstellung einer Bundeswehr-Brigade für Litauen.

    «Russlands illegaler Angriffskrieg in der Ukraine unterstreicht die Relevanz kampfbereiter Streitkräfte», sagte Breuer in der Rede bei einem Empfang des deutschen Nato-Botschafters Géza Andreas von Geyr. Es sei in der Vergangenheit gut gewesen, strategische Geduld und strategische Gelassenheit gehabt zu haben. Heute müsse man aber schnell sein.

    Von Geyr äusserte sich ebenfalls mit düsteren Worten zur aktuellen Sicherheitslage in Europa. Moskau habe beschlossen, ein Beherrschungs- und Unterdrückungssystem wiederherzustellen. Russlands Angriffskrieg eröffne ein neues bitteres Kapitel in der Geschichte des Kontinents.

  • 10.30 Uhr

    Flugabwehr schiesst Dutzende russische Drohnen ab

    Die ukrainische Flugabwehr hat nach eigenen Angaben bei neuen massiven russischen Luftangriffen 29 Drohnen und eine Rakete vom Typ Iskander abgeschossen.

    Bei den Angriffen in der Nacht seien nur zwei sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 nicht abgeschossen worden, teilten die Luftstreitkräfte des Landes heute mit. Details nannten sie nicht. Angegriffen hätten die Russen diesmal östliche und südliche Regionen des Landes im Raum Dnipropetrowsk und Mykolajiw, hiess es.

    Im Gebiet Dnipropetrowsk seien zwei Gebäude eines Unternehmens durch Raketentrümmer beschädigt worden, teilte die Behörden dort mit. Zu Verletzten gab es keine Angaben. Die ukrainischen Behörden meldeten erneut auch Artilleriebeschuss von russischer Seite.

    In Russland warf der Gouverneur des Gebietes Brjansk, Alexander Bogomas, den ukrainischen Streitkräften vor, das Dorf Klimowo mit Streumunition beschossen zu haben. Es seien mehrere Wohnhäuser beschädigt worden, teilte er am heutigen Dienstagmorgen in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Verletzt worden sei nach ersten Erkenntnissen niemand.

    Russland überzieht die Ukraine seit Beginn seines Angriffskrieges am 24. Februar 2022 immer wieder mit Luftangriffen. Die Flugabwehr ist nach den Lieferungen westlicher Luftverteidigungssysteme in der Lage, den Grossteil der Drohnen und Raketen abzuschiessen. Das Land hat den Westen aufgerufen, noch mehr Flugabwehrsysteme zu liefern, um die Städte und Regionen noch besser schützen zu können.

  • 9.08 Uhr

    USA haben noch 5,2 Milliarden für Selenksyj in petto

    Obwohl im Übergangshaushalt der USA keine Gelder für die Ukraine vorgesehen sind, stehe n Kiew weiterhin Milliarden aus den USA zur Verfügung, berichtet das «Wall Street Journal». Demnach handelt es sich dabei um einen Betrag von 5,2 Milliarden Dollar – so viel, wie die US-Regierung Wolodymyr Selenskyj in den letzten sechs Monaten hat zukommen lassen.

    Das Geld kann fliessen, weil es schon lange genehmigt und abgeschrieben worden ist. Insgesamt habe Washington Kiew seit Februar 2022 43,9 Milliarden Dollar zugesprochen, von denen 12 Prozent noch nicht abgerufen worden seien. Wie lange diese Summe ausreichen wird, könne nicht prognostiziert werden.

    Im Mai hatten die US-Behörden festgestellt, dass sie sich verrechnet hatten: Die Kosten für gebrauchtes militärisches Gerät, dass abgegeben worden ist, war zu hoch angesetzt worden. 

  • 8.30 Uhr

    MI6: «Ausländische Agenten» gelten als «Verräter»

    Russland hat nach britischer Einschätzung mit seiner Taktik Erfolg, Kritiker, Medien und Nichtregierungsorganisationen (NGO) als «ausländische Agenten» zu brandmarken.

    «Mit den Massnahmen wird der Informationsraum innerhalb Russlands erheblich eingeschränkt», teilte das britische Verteidigungsministerium heute mit. «Dadurch wird es immer schwieriger, einen Standpunkt zu vertreten, der von der offiziellen Linie abweicht, einschliesslich abweichender Meinungen zum Krieg.»

    In der Bevölkerung verfange die Taktik, hiess es in London unter Berufung auf eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des staatlichen russischen Meinungsforschungsinstituts WZIOM weiter. Demnach seien 61 Prozent der Befragten der Meinung gewesen, dass sie «ausländische Agenten» für «Verräter» halten, die Lügen über Russland verbreiten.

    «Die Behörden nutzen die Bezeichnung «ausländischer Agent» erfolgreich als Mittel, um die öffentliche Meinung auf Linie der antiwestlichen und kriegsfreundlichen Narrative des Staates zu bringen», betonte das britische Ministerium.

    Wer in Russland als «ausländischer Agent» gelistet ist, muss mit zahlreichen Nachteilen rechnen. Die Organisationen, Medien und Personen in dem Register unterliegen einer verstärkten Aufsicht über ihre Finanzen. Die Einstufung soll Misstrauen gegen sie schüren und ihre Arbeit in Russland erschweren.

    NGO beklagen, dass sich Russen abwenden – aus Angst, der Zusammenarbeit mit «ausländischen Agenten» bezichtigt zu werden.

  • 5.30 Uhr

    Slowakisches Ministerium wirft Russland Wahl-Einmischung vor

    Nach dem Sieg des prorussischen Politikers Robert Fico bei der Parlamentswahl in der Slowakei hat das Aussenministerium in Bratislava Russland «unzulässige Einmischung» in die Wahl vorgeworfen. Das Ministerium veröffentlichte am Montag eine Protestnote, in der es die Äusserungen des Chefs des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, zurückwies. Zugleich wurde ein russischer Diplomat einbestellt. Naryschkin hatte seinerseits erklärt, die USA mischten sich in innere Angelegenheiten der Slowakei ein. Das Aussenministerium wies dies nun als  «unzulässige Einmischung der Russischen Föderation in den Wahlprozess» zurück.

    Die linkspopulistische Partei Smer-SD von Ex-Regierungschef Fico war als Sieger aus der Parlamentswahl am vergangenen Samstag hervorgegangen.

    Die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova hat den bisherigen Oppositionsführer Robert Fico mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Die Wahl sei «demokratisch und gesetzeskonform abgelaufen» und sie sei froh, dass dies trotz mancher vor der Wahl geäusserter Befürchtungen jetzt niemand mehr bezweifle, sagte das Staatsoberhaupt am Montag. Fico lehnt die Militärhilfe für die Ukraine ab. Beobachter gehen davon aus, dass die Slowakei, bisher einer der grossen Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland, unter der Führung Ficos eine Kehrtwende vollziehen wird. Während des Wahlkampfs wurde die Slowakei von einer Flut von Falschinformationen überschwemmt, die vielfach auf Ficos Rivalen Michal Simecka von der liberalen Partei «Fortschrittliche Slowakei» abzielten.

  • 5.05 Uhr

    US-Rechnungsprüfer sieht Gefahr für Verzögerungen bei Waffenlieferungen

    Der Rechnungsprüfer des Pentagon, Michael McCord, hat den US-Kongress gewarnt, dass die Verringerung der Mittel für die Ukraine zu Verzögerungen bei wichtigen Waffen- und Versorgungslieferungen führen könnte, wie die Associated Press am 2. Oktober berichtet.

    McCord sagte, dass den USA noch etwa 5,4 Milliarden Dollar für Waffenlieferungen an die Ukraine zur Verfügung stünden und dass die langfristige Finanzierung durch die Ukraine Security Assistance Initiative vollständig ausgeschöpft sei. Er sagte auch, dass den USA nach der Lieferung von Waffen an die Ukraine die Mittel für die Aufstockung ihrer eigenen militärischen Bestände ausgingen.

  • 4 Uhr

    Ukraine baut erste unterirdische Schule in Charkiw

    Die ostukrainische Metropole Charkiw baut die erste unterirdische Schule des Landes, um ihre Schüler vor russischen Angriffen zu schützen. «Ein solcher Schutzraum wird es Tausenden von Kindern in Charkiw ermöglichen, ihren Unterricht auch bei Raketenangriffen sicher von Angesicht zu Angesicht fortzusetzen», schrieb Bürgermeister Ihor Terechow im Kurznachrichtendienst Telegram.

    Während viele Schulen in Frontregionen während des Krieges gezwungen sind, online zu unterrichten, hat Charkiw vor Beginn des Schuljahres am 1. September rund 60 Klassenzimmer in U-Bahnstationen eingerichtet, die Platz für mehr als 1000 Schüler bieten. Die zweitgrösste Stadt der Ukraine zählte vor dem Einmarsch Russlands im Februar 2022 mehr als 1,4 Millionen Einwohner. Teile der Stadt liegen weniger als 35 Kilometer von der russischen Grenze entfernt und sind fast täglich russischen Luftangriffen ausgesetzt.

  • 2.21 Uhr

    Ukrainische Drohne über Gebiet Brjansk zerstört

    Die russische Luftabwehr hat offiziellen Angaben zufolge in der Nacht zum Dienstag erneut eine ukrainische Drohne über der südwestlichen Grenzregion Brjansk abgewehrt.

    Der Flugkörper sei zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau in seinem Telegram-Kanal mit. Es habe weder Schäden noch Opfer gegeben, berichtete der Gouverneur des Gebiets Brjansk, Alexander Bogomas, laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass ebenfalls auf Telegram.

    Moskau hat in den vergangenen Wochen immer wieder von ähnlichen Drohnenangriffen berichtet und spricht dabei von ukrainischen Terroranschlägen. Die Angriffe stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem über 19 Monate währenden Angriffskrieg gegen die Ukraine.

  • 0 Uhr

    Selenskyj: EU-Mitgliedschaft der Ukraine «nur noch Frage der Zeit»

    Nach dem Besuch der EU-Aussenminister in Kiew hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuversichtlich in Bezug auf eine baldige EU-Mitgliedschaft seines Landes gezeigt. «Wir alle wissen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Ukraine ein Mitglied der EU wird», sagte Selenskyj am Montag in seiner abendlichen Videoansprache. Dann fügte er mit Blick auf den Besuch der Diplomaten aus den 27 EU-Staaten hinzu: «Also hat das Treffen eigentlich schon in der EU stattgefunden.»

    Die Ukraine, die sich seit mehr als 19 Monaten gegen Russlands Angriffskrieg verteidigt, hat seit Sommer 2022 den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Es sei das Ziel seines Landes, noch in diesem Jahr mit den Beitrittsverhandlungen zu beginnen, betonte Selenskyj. Die Ukraine werde alle von der EU-Kommission gestellte Forderungen erfüllen, versprach er.

    Historischer Besuch: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj empfing am 2. Oktober 2023 die Aussenminister der EU-Staaten in Kiew.
    Historischer Besuch: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj empfing am 2. Oktober 2023 die Aussenminister der EU-Staaten in Kiew.
    Bild: IMAGO/ZUMA Wire/Ukraine Presidency

    Bei einem historischen Besuch in Kiew hatten die Aussenminister der EU-Staaten am Montag gemeinsam ein Zeichen der Unterstützung für die Ukraine gesetzt. Erstmals tagten damit Vertreter aller 27 EU-Staaten ausserhalb der Europäischen Union. Die Minister und Ministerinnen berieten darüber, wie der Ukraine in Kriegszeiten am besten zu helfen sei.