Die FIS will die Sicherheit im Skirennsport erhöhen und hat ein Airbag-Obligatorium eingeführt. Offenbar kann es aber Ausnahmen geben. Für Bernhard Russi vollkommen unverständlich.
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- Der Ski-Weltverband FIS hat entschieden, dass das Tragen eines Airbags für die Speedfahrer zur Pflicht wird.
- Das Thema sorgt schon seit Monaten für Unstimmigkeiten. Jetzt scheint klar, dass es zu Ausnahmen kommen kann und der Airbag doch nicht gänzlich obligatorisch ist.
- Für Ski-Legende Bernhard Russi ist das unverständlich: «Es wirkt so, dass nicht mal die FIS selber überzeugt ist, dass der Airbag für mehr Sicherheit sorgen wird.»
Um die Sicherheit zu erhöhen und das Risiko schwerer Verletzungen zu verringern, hat die FIS auf die neue Saison hin eine Airbag-Pflicht eingeführt. So wird das Tragen von Airbags nun in der Abfahrt und im Super-G zur Pflicht – eigentlich.
Nun ist aber klar, dass es zu Ausnahmen kommen kann. Nationale Skiverbände können Ausnahmen genehmigen für den Fall, dass ein Airbag einer Athletin oder einem Athleten nicht passt und die Beweglichkeit unverhältnismässig einschränkt, heisst es vonseiten der FIS.
Während einige Top-Fahrer wie Marco Odermatt seit Jahren mit Airbag fahren, haben andere Ski-Cracks noch immer Bedenken. Im Schweizer Team gelten unter anderem Lara Gut-Behrami und Michelle Gisin als Gegnerinnen der Airbag-Pflicht. Bei Swiss-Ski ist man ebenfalls nicht restlos überzeugt von den Sicherheitsmassnahmen.
So dürfte es auch im Schweizer Team Ausnahmen geben, was das Airbag-Obligatorium angeht. Swiss-Ski-Alpin-Direktor Hans Flatscher hat schon angekündigt, seinen Fahrerinnen und Fahrern freizustellen, ob sie mit oder ohne Airbag fahren wollen.
Bernhard Russi: «Die FIS kann es nicht allen recht machen»
Mit Blick auf die Ausnahmeregelung kann Bernhard Russi nur den Kopf schütteln. «Leider hat es der FIS-Vorstand fertiggebracht, eine eigentlich sehr gute Idee gleich selber wieder zunichtezumachen», schreibt der Abfahrtsweltmeister von 1970 und 1972 in seiner «Blick»-Kolumne. Er sei zu 100 Prozent überzeugt, dass das Airbag-Obligatorium richtig ist. «Es ist nun mal gefährlich, mit den hohen Tempi und praktisch ungeschützt einen Berg runterzufahren.»
Dass die Athleten nun Ausnahmegenehmigungen beantragen dürften, sei «befremdlich», meint Russi. Wenn es um die Sicherheit geht, dürfe es kein Wenn und Aber geben. «Es scheint mir, dass die Verantwortlichen in den Komitees und im Vorstand es allen recht machen wollen. Das geht aber nicht.»
Für ihn sei klar, dass die FIS die neue Regel nun nicht konsequent durchsetzen werde. Er hätte sich vom Weltverband ein klares Statement gewünscht. «Jetzt wirkt es so, dass nicht mal die FIS selber überzeugt ist, dass der Airbag für mehr Sicherheit sorgen wird», so Russi.
Die Frage, ob nun jeder, der will, auf den Airbag verzichten kann, scheint weiter offen. Die FIS will offenbar jeden Fall einzeln bewerten und nur dann eine Ausnahme bewilligen, wenn es einen klaren Grund gibt, warum die Verwendung eines Airbags für den bestimmten Athleten nicht die zusätzliche Sicherheit bieten kann.