Lagebild Ukraine Ein rabenschwarzer Tag für Putin – nichts als Ärger

Von Philipp Dahm

24.8.2023

Ukrainer lehnen Kompromisse für Frieden ab

Ukrainer lehnen Kompromisse für Frieden ab

In der Ukraine hat sich eine überwältigende Mehrheit in einer Umfrage gegen Kompromisse mit dem Kriegsgegner Russland im Austausch für einen Friedensschluss ausgesprochen. Den veröffentlichten Ergebnissen zweier renommierter Institute zufolge waren mehr als 90 Prozent der rund 2000 Befragten gegen Gebietsabtretungen. Knapp drei Viertel schlossen einen Verzicht auf den Beitritt zum Militärbündnis Nato aus. 

24.08.2023

Wladimir Putin würde gerne Jets und Flugabwehrsysteme verkaufen, doch wenn die sich so schlagen wie am 23. August, kann die Rüstungsindustrie einpacken. Es sind nicht die einzigen schlechten Nachrichten für den Kreml.

Von Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der 23. August muss für Wladimir Putin ein schwarzer Tag gewesen sein.
  • Mit Jewgeni Prigoschin hat der Kreml einen seiner auffälligsten Militär-Führer verloren.
  • Ein Überläufer hat einen Mi-8-Helikopter mit Nachschub für Jets in die Ukraine geflogen und eine Belohnung von 500'000 Dollar kassiert. Moskau muss Nachahmer fürchten.
  • Auf der Krim hat die vom Kreml als bestes Flugabwehrsystem angepriesene S-400 nicht nur die Rakete nicht abgefangen, die sie zerstört hat, sondern liess sich auch von einer Drohne dabei filmen.
  • Ein russischer Jet soll ein ukrainisches Schnellboot zerstört haben. Ein Video zeigt, dass die Schiffe den Angriff nicht nur überstanden, sondern sich mit Raketen gewehrt haben.
  • Trotz intensiver Gegenwehr zieht Kiews Armee die ukrainische Flagge über Robotyne hoch.

Es sei «kein schlechter Tag für die Ukraine», schreibt der britische Journalist Jimmy Rushton, der in Kiew arbeitet, am 23. August. Und das nicht nur, weil Jewgeni Prigoschin, dem Kiew diverse Kriegsverbrechen vorwirft, angeblich das Zeitliche gesegnet hat. 

Da wäre auch noch der russische Helikopter, der sich verflogen hat und in der Ukraine gelandet ist, wie der Kreml behauptet. Doch es stellt sich heraus, dass der Pilot übergelaufen ist, nachdem er zuvor mit Hilfe des ukrainischen Geheimdienstes seine Familie ausser Landes gebracht hat. Sein Mi-8 war mit Ersatzteilen für Su-27- und Su-30-Jets sowie zwei Landsleuten beladen.

Letztere haben nach der Landung versucht, sich zu widersetzen und sind getötet worden. Der Pilot hingegen darf nun gehen, wohin er will: Für die Übergabe des Helikopters samt des Materials, das auch Kiew sehr gut gebrauchen kann, bekommt er 500'000 Dollar. Wladimir Putin kann nur hoffen, dass das Beispiel nicht Schule macht.

Blamagen auf der Krim und im Schwarzen Meer

Der Verrat ist beileibe nicht die einzige schlechte Nachricht für Putin. Die am 23. August gemeldete Zerstörung einer S-400 Triumf ist ein weiterer Schlag ins Gesicht. Sie zeigt, dass sich das vom Kreml als modernstes gepriesene Flugabwehrsystem nicht nur der anfliegenden Raketen nicht erwehren konnte, sondern dabei auch noch von einer Drohne aus der Luft gefilmt wurde.

Ukraine: Russisches Flugabwehrsystem auf Krim zerstört

Ukraine: Russisches Flugabwehrsystem auf Krim zerstört

Hier explodiert ein russisches Flugabwehrsystem. Das sagt zumindest der ukrainische Militärgeheimdienst. Dieser hat demnach eigenen Angaben zufolge ein russisches Flugabwehrsystem vom Typ S-400 «Triumph» auf der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim zerstört. Infolge der Explosion soll die Anlage und Besatzung komplett vernichtet worden sein, teilte der Geheimdienst mit. Dazu wurden Drohnenaufnahmen veröffentlicht, die die Explosion zeigen sollen. Mit welchen Mitteln das russische Flugabwehrsystem angegriffen wurde, teilte die ukrainische Behörde zunächst nicht mit. Russland äusserte sich zunächst nicht dazu.

24.08.2023

Dass es sich bei der Rakete nicht um einen Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow, sondern wohl um Antischiffsraketen vom Typ Brimstone II gehandelt haben soll, macht den Verlust nicht besser: Die S-400, die Moskau als das beste System seiner Art verkauft, versagt vor den Augen der Welt – und damit auch der potenziellen Kundschaft.

Ein paar Kilometer weiter westlich im Schwarzen Meer muss Moskau die nächste Blamage hinnehmen. Hier habe eine Su-30SM ukrainische Schnellboote ausgeschaltet, meldete der Kreml. Ein Drohnen-Video impliziert nun jedoch, dass diese den Angreifer vertrieben haben: Die Besatzung hat schultergestützte Boden-Luft-Raketen abgefeuert und die Su-30SM angeblich getroffen.

Nicht mal an der Heimatfront hat Putin seine Ruhe

Zum fünften Mal in Folge schlägt in Moskau eine ukrainische Drohne ein. Laut britischer BBC hat es in diesem Jahr bereits 160 solcher Attacken in Russland gegeben – und es werden in Zukunft noch mehr werden.

Und als wären das alles nicht schon genug schlechte Nachrichten für Putin, hat die ukrainische Armee am 23. August auch noch die nationale Flagge über Robotyne gehisst. Die russischen Streitkräfte konnten die Siedlung trotz grosser Anstrengungen nicht halten: Bis zum Verkehrs- und Nachschubzentrum Tokmak sind es nun nur noch 20 Kilometer.

Abgerundet wird der 23. August von General Mircea Geoană, dem stellvertretenden Nato-Generalsekretär. Der sagte an einer Konferenz: «Wir sehen, dass die Ukraine Fortschritte macht. Sie schlägt die russische Invasion zurück. Sie befreite weitere Territorien. Langsam, aber bestimmt.»