Tod eines Kämpfers Der lange Leidensweg von Alexej Nawalny

sda/tcar

16.2.2024

Alexej Nawalny posiert in einem Käfig im Gerichtssaal für die Fotografen.
Alexej Nawalny posiert in einem Käfig im Gerichtssaal für die Fotografen.
Bild: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Der Tod von Alexej Nawalny sorgt für Bestürzung auf der ganzen Welt. Der Kremlkritiker und Kämpfer gegen Putin und die Korruption in Russland hat einen langen Leidensweg hinter sich.

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  • Den Kampf gegen die Korruption in Russland und Putin hat Alexej Nawalny mit dem Tod bezahlt.
  • Er wurde wiederholt wegen Betrugs- und Diebstahlsvorwürfen vor Gericht gestellt und verurteilt.
  • In einem weiteren Prozess wurde Nawalny Extremismus vorgeworfen, sein Strafmass auf 19 Jahre Straflager ausgedehnt.

Der Kampf gegen die allgegenwärtige Korruption in Russland hat den Rechtsanwalt, Blogger und Aktivisten Alexej Nawalny in die Politik und am Ende in sibirische Lagerhaft geführt. Sein Kampf war ein langer Leidensweg.

Kampf und Leiden des Kremlkritikers:

2011: Mit seinen Unterstützern veröffentlicht der Jurist Nawalny immer wieder aufwendige Recherchen, die die Bereicherung der russischen Elite dokumentieren und im Internet ein Millionenpublikum finden. Das Machtlager von Präsident Wladimir Putin prangert Nawalny offen als «Partei der Gauner und Diebe» an. Bei Grossdemonstrationen gegen Wahlfälschungen wird er zum Wortführer.

2013: Nawalny tritt als Bürgermeisterkandidat in Moskau an. Er kommt auf 27 Prozent der Stimmen und damit auf den zweiten Platz.

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2015: Nach dem Mord an dem geachteten liberalen Politiker Boris Nemzow wird Nawalny zur Galionsfigur der zersplitterten Opposition im Lande. In der Folge organisiert er Massenproteste im ganzen Land, besonders aber in Moskau. Seinem Ruf folgen vor allem Schüler und Studenten. Das Staatsfernsehen tituliert Nawalny als «Rattenfänger», der die Jugend verführe.

2018: Der Kreml-Kritiker will selbst Präsident werden – die Justiz schiebt ihm jedoch einen Riegel vor. Er wird wiederholt wegen Betrugs- und Diebstahlsvorwürfen vor Gericht gestellt und verurteilt. Auch sein Bruder Oleg wird zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Nawalny wirft dem Staat vor, den Bruder als Geisel genommen zu haben, um ihn selbst unter Druck zu setzen.

August 2020: Bei einer Reise nach Sibirien bricht der bekannteste Gegner von Kremlchef Putin zusammen und fällt ins Koma. Zur Behandlung wird er nach Berlin gebracht, wo an der Charité eine Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok nachgewiesen wird.

Januar 2021: Der halbwegs genesene Politiker kehrt nach Russland zurück, wo er wiederum vor Gericht gestellt wird. Es folgt zunächst eine Verurteilung wegen angeblicher Verstösse gegen Bewährungsauflagen.

August 2023: In einem weiteren Prozess wird Nawalny Extremismus vorgeworfen, sein Strafmass wird auf 19 Jahren Straflager ausgedehnt. Zunächst bleibt er bei Moskau inhaftiert.

Dezember 2023: Mit der Verlegung in ein Lager hinter dem Polarkreis wird der Putin-Feind weiter drangsaliert. Er selbst berichtet in einem Beitrag bei Instagram unter anderem von Folter durch Schlafentzug.

16. Februar 2024: Nawalny stirbt nach Justizangaben in dem Straflager. Er sei nach einem Hofgang zusammengebrochen, teilte die Gefängnisverwaltung im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen mit.