So reagiert die Welt auf Nawalnys Tod Nawalny-Team bestätigt Tod von Kremlgegner +++ Biden: Putin ist verantwortlich für Nawalnys Tod 

zis/dpa/sda

16.2.2024

Reaktionen auf Nawalnys Tod: «Putins System voller Schwäche und Fäulnis»

Reaktionen auf Nawalnys Tod: «Putins System voller Schwäche und Fäulnis»

Weltweit wurde der Tod des unablässigen Kritikers der russischen Regierung bedauert. Auf Moskaus Strassen zeigten sich manche Passanten indes kaum bewegt: «Das ist Schicksal, ehrlich gesagt, nichts politisches.»

16.02.2024

Alexej Nawalny ist tot. Der russische Oppositionspolitiker starb in Haft. Dies bestätigte nun auch sein Team. Die Welt reagiert empört. Wolodymyr Selenskyj erhebt schwere Vorwürfe gegen Putin und für Estlands Regierungschefin Kaja Kallas ist der Tod von Nawalny eine «weitere dunkle Erinnerung an das Schurkenregime».

zis/dpa/sda

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nawalnys Team bestätigt seinen Tod.
  • Spontaner Gedenkanlass in Zürich nach Nawalnys Tod.
  • Für Estlands Regierungschefin Kaja Kallas ist der Tod von Nawalny eine «weitere dunkle Erinnerung an das Schurkenregime».
  • Kremlkritiker Alexej Nawalny ist tot.
  • Die Welt reagiert empört auf die Todesmeldung und fordert von Russland Antworten.

Das Team des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny hat dessen Tod bestätigt. Das teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag bei X unter Berufung auf Nawalnys Mutter mit. Sie war in das Straflager im Norden Russlands gereist und habe dort die Nachricht über den Tod ihres Sohnes erhalten.

Die Gefängnisverwaltung teilte am Freitag mit, dass sich der 47-Jährige am Freitag unwohl fühlte und das Bewusstsein verloren hatte. Mehrere Mitarbeiter des Gefängnisspitals hätten vergeblich versucht, ihn wiederzubeleben.

Warten auf Bestätigung für den Tod Nawalnys

Nawalnys ins Exil geflohenes Team vermeldete zuvor, dass es zwar keine Hoffnung mehr habe, dass der Oppositionspolitiker doch noch leben könnte. Dennoch werde es seinen Tod erst dann offiziell bestätigen, sobald ein Anwalt in Nawalnys Straflager im äussersten Norden Russlands eingetroffen sei. Das wurde für Samstagmorgen erwartet.

«Wir verstehen, dass es höchstwahrscheinlich so passiert ist, dass Alexej Nawalny getötet wurde. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit», sagte der im Exil lebende Direktor von Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung, Iwan Schdanow, am Abend während einer Liveschalte auf Youtube. An seiner Seite sass Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch.

«Wir werden euch keine Lügen erzählen darüber, dass es irgendeine Hoffnung gibt, dass sich morgen herausstellt, dass das nicht wahr ist», sagte der bekannte Nawalny-Unterstützer. «Eine solche Chance ist geringfügig.» Schdanow fügte hinzu: «Derzeit deutet alles darauf hin, dass sich tatsächlich ein Mord ereignet hat – der Mord an Alexej Nawalny im Gefängnis. Und getötet hat ihn (Wladimir) Putin.»

Sprecherin Jarmysch betonte, dass das Team bis dahin keine eigene Bestätigung für den Tod Nawalnys habe. Ein Anwalt sei gemeinsam mit Verwandten auf dem Weg zum Straflager im hohen Norden Russlands, werde dort aber voraussichtlich erst am Samstagmorgen eintreffen. «Bis zu diesem Moment können wir keine Bestätigung bekommen. Deshalb können wir die Berichte all der Kreml-Nachrichtenagenturen darüber, dass Nawalny tot ist, offiziell nicht bestätigen oder dementieren.»

Nawalnys Frau spricht

Nawalnys Frau Julia hat sich an der Münchner Sicherheitskonferenz zum Tod ihres Ehemannes geäussert. «Ich weiss nicht, ob ich diese schrecklichen Nachrichten glaube oder nicht. Aber wenn es stimmt, soll Putin wissen, dass er für alles, was er unserem Land und meiner Familie angetan hat, zur Rechenschaft gezogen werden wird.»

Die internationale Gemeinschaft solle sich vereinen und das «furchtbare Regime»  bekämpfen. Die Teilnehmenden der Konferenz reagierten mit stehendem Applaus.

Stehende Ovationen für Julia Nawalny

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Zu den Themen auf der von UN-Generalsekretär Antonio Guterres eröffneten Konferenz werden der russische Krieg in der Ukraine und die Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas gehören. Auch die Frage, ob sich die Europäer noch auf die USA ver

16.02.2024

Empörte Reaktionen aus aller Welt

Zu «dringenden Kundgebungen» hatte der Verein Russland der Zukunft-Schweiz in Genf und Zürich kurzfristig aufgerufen, nachdem am Freitag der Tod Nawalnys bekannt geworden war.

In Zürich fanden sich auf dem Europaplatz direkt beim Hauptbahnhof gegen 300 Personen ein. Einige brachten Plakate mit, auf denen neben dem Porträt von Alexej Nawalny dessen Worte «Never give up» ("Gib nie auf") standen. «Putin hat Nawalny getötet», hiess es auf einem anderen Plakat.

«Die nächsten Tage, Wochen und Monate werden für die Opposition, die Zivilbevölkerung und Russland intensiv sein», hatte der Verein Russland der Zukunft-Schweiz in seinem Aufruf geschrieben. Denn Nawalny sei nicht einfach gestorben, sondern von Putin und dem russischen Staat getötet worden.

Spontaner Gedenkanlass in Zürich nach Nawalnys Tod

Spontaner Gedenkanlass in Zürich nach Nawalnys Tod

Gegen 300 Personen haben sich nach dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny am Freitag spontan in Zürich für einen Gedenkanlass zusammengefunden.

16.02.2024

Biden: Putin ist verantwortlich für Nawalnys Tod

US-Präsident Joe Biden hat Kremlchef Wladimir Putin für den Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny verantwortlich gemacht. Man wisse zwar nicht genau, was passiert sei, aber es gebe keinen Zweifel daran, dass der Tod Nawalnys eine Folge von Putins Handeln und dem seiner Verbrecher sei, sagte Biden am Freitag im Weissen Haus. «Putin ist verantwortlich.» Biden sagte weiter, er sei angesichts der Nachricht von Nawalnys Tod schockiert, aber nicht überrascht.

Putin habe Nawalny vergiftet, ihn verhaften und wegen erfundener Verbrechen anklagen lassen, sagte der US-Präsident. Er habe ihn in Isolationshaft gesteckt. Doch all das habe Nawalny nicht davon abgehalten, Lügen anzuprangern, sogar im Gefängnis. «Er war eine mächtige Stimme für die Wahrheit.» Biden fügte hinzu: «Er hätte sicher im Exil leben können nach dem Attentat auf ihn 2020, das ihn fast umgebracht hätte.» Doch Nawalny habe «so sehr» an sein Land geglaubt. Biden sagte ausserdem, er habe keinen Grund zu glauben, dass die Berichte der russischen Behörden über Nawalnys Tod nicht zutreffend seien.

Proteste vor russischen Botschaften in Riga und Tallinn

In Lettlands Hauptstadt Riga haben nach der Nachricht vom Tod des russischen Kremlgegners Alexej Nawalny mehrere Dutzend Menschen vor der Botschaft Russlands protestiert. Auf dem Platz gegenüber der Auslandsvertretung zündeten sie Kerzen an und hielten Plakate mit einem Foto Nawalnys oder Aufschriften hoch. Auch im benachbarten Estland zogen Demonstranten mit Transparenten vor die russische Botschaft in der Hauptstadt Tallinn. Auf einem stand in Grossbuchstaben: «Putin ist ein Mörder».

Harte Kritik aus Estland und Slowenien

Zum Tod des in Haft gestorbenen russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny äusserte sich Sloweniens Staatspräsidentin Natasa Pirc Musar bestürzt: «Das ist ein Herzinfarkt für Russlands Demokratie. Herzliches Beileid für die Familie», schrieb die Staatschefin am Freitag bei der Kurznachrichten-Plattform X (früher Twitter).

Für Estlands Regierungschefin Kaja Kallas ist der Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny eine «weitere dunkle Erinnerung an das Schurkenregime, mit dem wir es zu tun haben». Es zeige «warum Russland und alle Verantwortlichen für jedes ihrer Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden müssen», schrieb sie am Freitag auf X (vormals Twitter).

Kremlkritiker ist tot: Video zeigt letzte Gerichtsanhörung Nawalnys

Kremlkritiker ist tot: Video zeigt letzte Gerichtsanhörung Nawalnys

Kremlkritiker Alexej Nawalny ist tot. Das teilten die Behörden am Freitag mit. Ein Video zeigt den letzten Auftritt des Kritikers.

16.02.2024

Polens Präsident Andrzej Duda sieht die Verantwortung für den Tod des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny bei Russlands Staatschef Wladimir Putin. «Alexej Nawalny ist ein weiteres Opfer des Kreml-Regimes», schrieb Duda am Freitag auf der Plattform X (vormals Twitter). Brutalität sei jedoch ein Zeichen für Schwäche. «Der Putinismus wird vorbeigehen und Nawalnys Vermächtnis wird sich durchsetzen», schrieb Duda weiter.

EDA erwartet Untersuchung

Der Russe sei ein Verfechter der Demokratie und der Grundrechte gewesen, schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitag auf dem Nachrichtenportal X.

Das EDA erwarte, dass eine Untersuchung über die Todesursache eingeleitet werde. Das Departement sprach Nawalnys Familie im Weiteren sein Beileid aus.

Auch Nawalnys Mutter hat sich geäussert. «Ich möchte keine Beileidsbekundungen hören», wurde sie am Freitag von der kremlkritischen Zeitung «Nowaja Gaseta» zitiert. Sie habe ihren Sohn erst am vergangenen Montag im Straflager besucht, fügte sie demnach hinzu. «Er war lebendig, gesund und lebenslustig.»

EU-Ratspräsident Charles Michel hat Russland verantwortlich gemacht. «Die EU macht das russische Regime allein für diesen tragischen Tod verantwortlich», schrieb Michel am Freitag auf der Plattform X (ehemals Twitter). Nawalny habe für Freiheit und Demokratie gekämpft. «Für seine Ideale brachte er das höchste Opfer.» Michel spreche seiner Familie und denjenigen, die weltweit unter den dunkelsten Bedingungen für Demokratie kämpfen, sein Beileid aus. «Kämpfer sterben», so Michel, aber der Kampf um Freiheit ende nie.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Regierung in Moskau eindringlich zu einer Aufklärung aufgefordert. «Meine Botschaft ist, dass wir alle Fakten klären müssen und dass Russland all die ernsten Fragen zu den Ursachen seines Todes beantworten muss», sagte der Norweger am Freitag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz in einer ersten Reaktion. «Ich bin zutiefst traurig und sehr besorgt.»

Zu Nawalny sagte Stoltenberg, dieser sei ein starker Kämpfer für Freiheit und Demokratie gewesen. Die Nato werde weiter all diejenigen unterstützen, die an diese Werte glauben.

Während einer Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof Russlands im Januar 2024 wurde Alexej Nawalny per Videolink zugeschaltet.
Während einer Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof Russlands im Januar 2024 wurde Alexej Nawalny per Videolink zugeschaltet.
Bild: Alexander Zemlianichenko/AP

An Putin übte Stoltenberg scharfe Kritik. «Was wir gesehen haben, ist, dass Russland zu einer immer autoritäreren Macht geworden ist und seit vielen Jahren die Opposition unterdrückt», erklärte er. Gerade auch deswegen müsse Russland alle Fragen beantworten, die jetzt gestellt würden. Zur Frage, ob der Tod Nawalnys möglicherweise in Zusammenhang mit der bevorstehenden Präsidentenwahl stehen könnte, wollte sich Stoltenberg nicht äussern.

Selenskyj: «Nawalny wurde offensichtlich getötet»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht davon aus, dass der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny getötet wurde. Es sei sehr bedauerlich, dass Nawalny in einem russischen Gefängnis gestorben sei.

Das sagte Selenskyj am Freitag laut offizieller Übersetzung bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem deutschen Kanzler Olaf Scholz in Berlin. «Es ist für mich offensichtlich: Er wurde getötet. Wie andere Tausende, die zu Tode gequält wurden wegen dieses einen Menschen.»

«Putin ist es egal, wer sterben wird. Hauptsache, er bleibt bei seiner Position», sagte Selenskyj. «Und deshalb sollte er auch alles verlieren. Er sollte verlieren, er sollte alles verspielen, und er sollte dann auch zur Verantwortung gezogen werden für die Verbrechen.»

Scholz: «Wissen nun, was das für ein Regime ist»

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat den Tod als «schreckliche Nachricht» bezeichnet. «Als schärfster Verfechter der russischen Demokratie hat Alexej Nawalny sein Leben lang unglaublichen Mut bewiesen», schrieb der Regierungschef am Freitag auf der Plattform X.  «Meine Gedanken sind bei seiner Frau und dem russischen Volk, für das dies eine gewaltige Tragödie ist.»

Bundeskanzler Olaf Scholz hat entsetzt auf Berichte reagiert. «Wir wissen aber nun auch ganz genau, spätestens, was das für ein Regime ist», sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Er erinnerte bei einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj daran, wie er Nawalny in Berlin getroffen habe, als dieser sich in Deutschland von einem Giftanschlag zu erholen versucht habe.

Dabei habe er mit Nawalny auch über den grossen Mut geredet, den es erfordere, wieder zurückzugehen in das Land. Scholz: «Und wahrscheinlich hat er diesen Mut jetzt bezahlt mit seinem Leben.»

Scholz sagte, wer in Russland Kritik äussere und sich für die Demokratie einsetze, müsse um Sicherheit und Leben fürchten. «Wir sind bei der Familie, der Frau und dem Kind und all den Angehörigen und Freunden», sagte Scholz. «Und es ist etwas ganz Furchtbares, auch als ein Zeichen, wie sich Russland verändert hat. Nach den nun schon leider lange zurückliegenden hoffnungsvollen Entwicklungen, die in Richtung Demokratie gegangen waren, ist das längst keine Demokratie mehr.»