Fragen und Antworten Das sieht das Protokoll nach dem Tod Benedikts vor

Von Uz Rieger

1.1.2023

Wie geht es weiter nach dem Tod von Papst Benedikt?

Wie geht es weiter nach dem Tod von Papst Benedikt?

Der Vatikan hat das weitere Prozedere im Zusammenhang mit dem jüngst verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. bekannt gegeben. Demnach soll der Leichnam von Joseph Ratzinger, wie der Papst mit bürgerlichem Namen hiess, ab Montag im Petersdom aufgebahrt werden.

01.01.2023

Nach dem Tod eines amtierenden Papstes greifen genau festgelegte zeremonielle Abläufe. Im Falle von Benedikt XVI. betritt das vatikanische Protokoll aber Neuland.

Von Uz Rieger

Anders als das Prozedere beim Tod eines amtierenden Papstes war im Falle des Todes eines Papa Emeritus nicht offiziell geregelt, wie zu verfahren ist. Laut dem Vatikan hat Papst Franziskus deshalb entsprechende Absprachen mit dem Zeremonienmeister getroffen, wie im Falle des Todes von Benedikt XVI. vorgegangen wird. Benedikt selbst habe sich eine schlichte Zeremonie gewünscht, so der Vatikan.

Am Sonntag wurden die sterblichen Überreste des gebürtigen Bayern noch im Kloster Mater Ecclesiae behalten, das er seit 2013 bewohnt hatte und in dem er nun starb. Ab Montag folgen diese zeremoniellen Abläufe:

Wie geht es jetzt weiter?

Ein verstorbener Papst wird mit einer neuntägigen Trauerzeit gewürdigt, die den lateinischen Namen «Novemdiales» trägt. Im Normalfall müssen die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes auch dessen Nachfolger wählen. Dies entfällt, da Benedikt am 11. Februar 2013 von seinem Amt zurückgetreten war und Platz für seinen Nachfolger, Papst Franziskus, gemacht hatte.

Wie können die Gläubigen Abschied nehmen?

Der Leichnam Benedikts soll ab Montagmorgen im Petersdom in Rom öffentlich aufgebahrt werden, damit die Gläubigen von ihm Abschied nehmen können. Die Basilika ist dazu am Montag von 9.00 bis 19.00 Uhr und am Dienstag und Mittwoch jeweils von 7.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Der Präfekt von Rom rechnet an den Tagen mit jeweils bis zu 35'000 Besuchern im Dom.

Wie gestaltet sich die Totenmesse?

Das Requiem, also die Totenmesse für Benedikt, findet am Donnerstag, dem 5. Januar, auf dem Petersplatz statt und wird vom amtierenden Papst Franziskus zelebriert – dass ein Papst einen anderen beerdigt, ist ein Novum. Die Feier beginnt um 9.30 Uhr. Gläubige können daran nach Angaben des Vatikans teilnehmen, ohne sich Eintrittskarten besorgen zu müssen. Bis zu 60‘000 Menschen werden erwartet.

Wo wird Benedikt bestattet?

Nach den im Vatikan geltenden Regeln muss ein Papst vier bis sechs Tage nach seinem Tod beigesetzt werden. Benedikt soll nach dem Trauergottesdienst am Donnerstag in den Vatikanischen Grotten des Petersdoms bestattet werden.

Katholische Gläubige nehmen Abschied vom verstorbenen Papst Benedikt XVI.
Katholische Gläubige nehmen Abschied vom verstorbenen Papst Benedikt XVI.
Bild:  Keystone

Der Benedikt-Biograf Peter Seewald hatte 2020 öffentlich gemacht, dass sich der emeritierte Papst dort eine Bestattung im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. wünsche. Nach der Seligsprechung von Johannes Paul im Jahr 2011 war dessen Leichnam in eine Kapelle im Seitenschiff des Petersdoms umgebettet worden.

Wer kommt alles?

An der Trauerfeier für den charismatischen Johannes Paul II. hatten 2005 etwa eine Million Menschen auf dem Petersplatz teilgenommen. Zahlreiche Staatschefs und gekrönte Häupter erwiesen dem langjährigen Kirchenoberhaupt die letzte Ehre.

Zur Trauerfeier für Benedikt wurden zwei offizielle ausländische Delegationen eingeladen: eine aus Benedikts Heimat Deutschland, von wo sich bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angekündigt hat; die andere aus Italien. Als Papst war Benedikt automatisch auch Bischof der italienischen Hauptstadt Rom. Darüber hinaus werden viele Kardinäle – vor allem jene, die Benedikt selbst während seines Pontifikats in das Kardinalskollegium geholt hatte – in Rom erwartet.

Spannend werde es, welche politischen Würdenträger sonst noch anreisen, schreibt die ARD-Tagesschau. Um das Leben und Wirken des früheren Papstes hätten sich die jüngsten Entwicklungen um jahrzehntelange Missbrauchsskandale wie ein Schatten gelegt: «Dies könnte manchen Politiker veranlassen, nicht nach Rom zu reisen.»

Der Petersplatz in Rom am 1. Januar 2022.
Der Petersplatz in Rom am 1. Januar 2022.
KEYSTONE

Hält die Schweizergarde die Ehrenwache?

Offen war laut der Tagesschau auch, ob die Schweizergarde eine Ehrenwache bei dem Verstorbenen stellen werde. Ihr Dienst habe mit Benedikts Rücktritt nämlich offiziell ein Ende gefunden. Denkbar sei deshalb eine Übernahme der Ehrenwache durch die vatikanische Gendarmerie.

Was passiert mit Benedikts Siegelring?

Für jeden Papst wird eigens ein Ring als Zeichen seiner Macht angefertigt. Diesen sogenannten Fischerring nutzt das Kirchenoberhaupt als Siegel für Dokumente. Der Siegelring Benedikts wurde nach seinem Rücktritt bereits mit einem «X» unbrauchbar gemacht. Einem verstorbenen Papst wird das Schmuckstück vom Finger genommen, um es dann zu zerbrechen.

mit Material von dpa und AFP