Null-Covid-Strategie China kündigt landesweite Lockerungen an

sda/dpa/afp

7.12.2022 - 07:19

China rückt von strikter Null-Covid-Politik ab

China rückt von strikter Null-Covid-Politik ab

China hat angekündigt, seine strikte Null-Covid-Politik zu lockern. Die neuen Richtlinien der Nationalen Gesundheitskommission (NHC) sehen unter anderem vor, dass infizierte Personen ohne oder mit milden Symptomen sich «generell zu Hause isolieren

07.12.2022

Die Proteste im Land scheinen Wirkung zu zeigen: Peking rückt von seiner strengen Null-Covid-Politik ab. Personen mit leichten Corona-Symptomen dürfen die Quarantäne bald Zuhause verbringen.

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Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat China seine harten Null-Covid-Massnahmen nach Protesten in der Bevölkerung gelockert. Der Staatsrat des 1,4-Milliarden-Einwohner-Landes hat am Mittwoch einen neuen Zehn-Punkte-Plan verkündet.

Dazu gehören Erleichterungen für Quarantäne, PCR-Tests und Lockdowns. Für asymptomatisch Infizierte und bei leichten Krankheitsverläufen soll es «grundsätzlich» möglich sein, auch zu Hause in Isolation zu gehen.

Nach einer Woche Heimquarantäne sind dann zwei negative PCR-Tests nötig, um sich wieder frei bewegen zu können. Enge Kontaktpersonen sollen sich fünf Tage zu Hause isolieren und dann freitesten können.

Lockdowns nur noch für Gebäude und Haushalte

Die anhaltenden strikten Beschränkungen nach inzwischen schon fast drei Jahren Pandemie hatten in dem riesigen Land für Unmut gesorgt. Vor knapp zwei Wochen rollte die grösste Protestwelle seit Jahrzehnten durch verschiedene chinesische Städte.

Ein starkes Polizeiaufgebot hatte danach weitere Demonstrationen verhindert. Der Protest richtete sich gegen Ausgangsbeschränkungen für Wohnanlagen oder ganze Stadtviertel, Zwangsquarantäne, zum Teil fast tägliche Testpflicht und andere harte Null-Covid-Massnahmen.

Frauen stellen sich am 5. Dezember 2022 in Peking für die obligatorischen Corona-Tests an: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat China seine strikten Null-Covid-Massnahmen etwas gelockert.
Frauen stellen sich am 5. Dezember 2022 in Peking für die obligatorischen Corona-Tests an: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat China seine strikten Null-Covid-Massnahmen etwas gelockert.

Nun sollen Lockdowns sich nur noch auf Gebäude, Wohneinheiten, Stockwerke oder Haushalte beziehen – nicht «willkürlich» auf Bezirk, Strasse oder gesamte Gegend ausgeweitet werden, wie der Staatsrat weiter mitteilte. Gesundheitscodes oder negative PCR-Tests sollen auch nicht mehr notwendig sein, wenn Menschen zwischen Regionen reisen. Auch Zahl und Häufigkeit der Tests sollen verringert werden.

Deutlicher Fallanstieg befürchtet

Ein negativer PCR-Test sei künftig nicht mehr generell nötig – ausser für Personal in Grund- und Mittelschulen, medizinische Einrichtungen, Pflegeheime oder auch Waisenhäuser, hiess es weiter. Wichtige Staatsorgane, grosse Unternehmen und andere spezielle Einrichtungen könnten trotzdem nach ihren eigenen Vorbeugungsplänen handeln.

Zuvor schon hatten die Behörden erste «Optimierungen» ihrer Null-Covid-Massnahmen erlassen. Die jetzigen Erleichterungen gehen aber weit darüber hinaus.

China wird seit ein paar Wochen von der grössten Welle von Infektionen seit Beginn der Pandemie heimgesucht – auch wenn die absoluten Zahlen im internationalen Vergleich niedrig sind. Befürchtet wird nun, dass die Zahlen wieder deutlich steigen könnten. Experten warnen, dass das schlecht entwickelte Gesundheitssystem überfordert sein könnte.

Die Gesundheitskommission berichtete am Mittwoch von rund 25'000 Neuinfektionen an einem Tag. Die Zahlen sind seit Tagen rückläufig, nachdem Ende November ein Höchststand von rund 40'000 erreicht worden war.

Kurswechsel hatte sich angedeutet

Vize-Ministerpräsidentin Sun Chunlan hatte schon vergangene Woche angedeutet, dass es zu einem Kurswechsel kommen könnte. Sie sprach von einer neuen Phase, da die Omikron-Variante nicht mehr so krankheitserregend sei und mehr Menschen geimpft seien.

Allerdings soll die Impfung besonders älterer Menschen vorangetrieben werden, die in China unzureichend durch Vakzine geschützt sind. Aus Angst vor Nebenwirkungen wurden Ältere in dem 1,4-Milliarden-Einwohner-Land bislang weniger geimpft. Nur 40 Prozent der Menschen über 80 Jahren haben eine Booster-Spritze bekommen. Es fehlt in der Bevölkerung auch an natürlicher Immunität, da das abgeschottete China bisher kaum Infektionen gesehen hat.

sda/dpa/afp