Bischöfin appelliert an Trump: «Haben Sie Erbarmen» – US-Präsident fordert Entschuldigung
STORY: Ein Gottesdienst markierte den Start in Donald Trumps ersten vollen Arbeitstag als 47. Präsident der Vereinigten Staaten. In der Washington National Cathedral in der US-Hauptstadt bekam der Republikaner aber nicht nur salbungsvolle Worte zu hören. Die Bischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, wandte sich in ihrer Predigt direkt an Trump. «Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, zeigen Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben. Es gibt schwule, lesbische und trans Kinder in demokratischen, republikanischen und unabhängigen Familien, von denen einige um ihr Leben fürchten. Und die Menschen, die unsere Ernte einfahren und unsere Bürogebäude putzen, die in Geflügelfarmen und Fleischverarbeitungsbetrieben arbeiten, die in Restaurants das Geschirr abwaschen, nachdem wir gegessen haben, und die Nachtschichten in Krankenhäusern arbeiten. Sie sind vielleicht keine Staatsbürger oder haben nicht die richtigen Papiere, aber die grosse Mehrheit der Einwanderer ist nicht kriminell. Sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn.» // «Unser Gott lehrt uns, dass wir Fremden gegenüber barmherzig sein sollen, denn wir alle waren einmal Fremde in diesem Land.» Auf die Frage, wie ihm der Gottesdienst gefallen habe, sagte der US-Präsident den Journalisten vor der Kathedrale. «Wie fanden Sie es? Hat's Ihnen gefallen? Es war nicht sehr aufregend, oder? Ich fand es nicht gut, vielen Dank. Sie könnten das viel, viel besser.» Auf seiner Social-Media-Webseite Truth Social schrieb Trump später, die «sogenannte Bischöfin» sei eine linksradikale Trump-Hasserin, die einen fiesen Ton angeschlagen habe. Sie und ihre Kirche schuldeten ihm dafür eine Entschuldigung, so Trump.
23.01.2025
Eine Bischöfin hat Donald Trump in einer Predigt gebeten, mit Blick auf Migranten und Transgender-Menschen Milde walten zu lassen. Trump kritisiert das nun harsch, und ein Parteifreund fordert eine Abschiebung.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die anglikanische Bischöfin Mariann Budde hat sich bei einem Gottesdienst am 21. Januar in der National Cathedral in Washington an Donald Trump gewendet.
- Budde hat ihn mit Blick auf Migranten und Trans-Menschen um Milde gebeten.
- «Sie hatte einen fiesen Ton»: Trump hat seinem Ärger darüber auf Social Media Luft gemacht.
- Budde lehnt eine Entschuldigung ab.
- Ein republikanischer Angeordneter aus Georgia fordert nun, die Bischöfin «auf die Deportationsliste» setzen zu lassen.
Eine anglikanische Bischöfin hat es gewagt, Kritik an den politischen Plänen von US-Präsident Donald Trump zu äussern.
Nun muss sich Mariann Edgar Budde harsche Kritik anhören: Trump selbst wurde mehr als deutlich – und seine Parteifreunde gingen sogar noch weiter. «Die Person, die diese Predigt gehalten hat, sollte auf die Deportationsliste gesetzt werden», schrieb Mike Collins, ein republikanischer Abgeordneter aus Georgia.
Die Bischöfin wehrt sich gegen die Angriffe: «Ich habe mich entschieden, ihn so freundlich wie möglich zu bitten, Gnade zu zeigen», sagt Budde NPR. Es sei gefährlich, alle über einen Kamm zu scheren. Nicht alle Migranten seien kriminell und Transgender-Kinder nicht alle gefährlich, betont die Geistliche: «Ich werde mich nicht entschuldigen.»
«Sie hatte einen fiesen Ton»
Der Ton der Bischöfin sei «fies» gewesen, ihre Aussagen «unangemessen» und der Gottesdienst «sehr langweilig und uninspiriert,» schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. «Sie ist nicht sehr gut in ihrer Arbeit! Sie und ihre Kirche schulden der Öffentlichkeit eine Entschuldigung,» hiess es weiter. Er warf der Geistlichen zudem vor, eine Trump-Hasserin zu sein.
Was ist überhaupt passiert? Am 21. Januar hatte die Bischöfin Mariann Edgar Budde während eines Gottesdienstes in der National Cathedral, bei dem neben Trump unter anderem auch seine Ehefrau Melania und weitere Familienmitglieder zugegen waren, ihre Predigt für politische Botschaften an den frisch vereidigten Präsidenten genutzt.
«Ich bitte Sie, Erbarmen zu haben, Herr Präsident», sagte die Geistliche. «Helfen Sie denjenigen in unseren Gemeinden, deren Kinder befürchten, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden.» Gott lehre die Menschen, gegenüber Fremden barmherzig zu sein.
Trumps Massnahmen gegen illegale Migration
Trump hatte nach seiner Vereidigung diverse Dekrete zur Eindämmung irregulärer Migration unterzeichnet. So hat er etwa das Heimatschutz-Ministerium angewiesen, alle geeigneten Massnahmen zu ergreifen, um Migranten ohne Bleiberecht abzuschieben. Nichtregistrierte Migranten sollen identifiziert werden.
«Die Menschen, die unsere Ernte einbringen und unsere Bürogebäude reinigen, die in Geflügelfarmen und Fleischverpackungsbetrieben arbeiten, die in Restaurants das Geschirr nach dem Essen abwaschen und in Krankenhäusern Nachtschichten übernehmen, sind vielleicht keine Staatsbürger oder haben keine Papiere», sagte Budde. Aber die grosse Mehrheit der Einwanderer sei nicht kriminell. Sie zahlten Steuern und seien gute Nachbarn.
Trump ordnete auch an, dass der Politik der Vereinigten Staaten fortan die Annahme zugrunde liegen soll, dass es nur zwei Geschlechter gibt: männlich und weiblich. Auch darauf bezog sich die Geistliche in ihrer Predigt: Es gebe schwule, lesbische und transsexuelle Kinder in Familien aller politischen Parteien, von denen einige um ihr Leben fürchteten.