In den vergangenen Wochen hat der finnische Grenzschutz eine sprunghaft gestiegene Zahl von Menschen vorwiegend aus dem Nahen Osten registriert, die ohne die erforderlichen Papiere aus Russland einreisten und in Finnland Asyl beantragten. Als Reaktion auf die mehreren hundert Fälle schloss Finnland mit einer Ausnahme alle Grenzübergänge.
Teija Tiilikainen, Direktorin des Europäischen Kompetenzzentrums für die Abwehr hybrider Bedrohungen in Helsinki, warf Russland im Interview mit der «NZZ» vor, «ganz bewusst die gemeinsamen Spielregeln» zu missachten – sprich Grenzübertritte nur mit gültigen Papieren zu ermöglichen.
«Die Täter wollen bei geringen Kosten den grösstmöglichen Schaden verursachen», erklärte die Expertin und spielte damit auch auf andere undurchsichtige Ereignisse der vergangenen Monate an. Unter anderem war die Gaspipeline Balticconnector beschädigt worden und Anschlagsdrohungen auf estnische und lettische Schulen hatten die Runde gemacht.
Ermittlungen bei derlei Vorfällen seien laut Tiilikainen kompliziert, weil sie oft im Zentrum einer Desinformationskampagne stünden: «So schreiben russische Medien jetzt, dass Finnland die Grenze unter dem Vorwand der Asylsuchenden schliesst, aber eigentlich das Leben der russischen Minderheit in Finnland erschweren will.»
Mit diesen Aktion würde Russland laut der Expertin «ein grösseres Ziel» verfolgen. «Es will verhindern, dass sich Länder wie die Ukraine, Georgien oder die Moldau der EU oder Nato zuwenden», führte Tiilikainen aus. Bei Nato-Staaten gehe Moskau indes vorsichtiger vor. Im Umgang mit den Asylsuchenden war sie Russland vor, «Menschen skrupellos auszunutzen».