«Verletzt und enttäuscht» Wut im Bauch – Michelle Obama über Amtsübergabe an Trump

tafi

17.11.2020

Die ehemalige First Lady Michelle Obama geniesst noch immer hohe Anerkennung bei vielen US-Bürgern. 
Die ehemalige First Lady Michelle Obama geniesst noch immer hohe Anerkennung bei vielen US-Bürgern. 
Uncredited/Democratic National Convention/AP/dpa

Die Übergabe des Weissen Hauses an Donald Trump vor vier Jahren ist Michelle Obama äussert schwergefallen. Die ehemalige First Lady räumt freimütig menschliche Makel ein und fordert Respekt für die Demokratie.  

Die frühere First Lady Michelle Obama geht zwei Wochen nach der US-Präsidentschaftswahl hart mit Amtsinhaber Donald Trump ins Gericht. Seine Weigerung, das Wahlergebnis anzuerkennen und eine reibungslose Machtübergabe an Joe Biden zu gewährleisten, sei eine Gefahr für die nationale Sicherheit. «Das hier ist kein Spiel», schreibt Michelle Obama in einem ausführlichen Instagram-Post.



Darin räumt sie freimütig ein, dass ihr persönlich die Übergabe des Weissen Hauses an Donald Trump vor vier Jahren äussert schwergefallen sei. «Ich war verletzt und enttäuscht», beschreibt sie ihre Wut. Aber Donald Trump hatte die Wahl gegen Hillary Clinton gewonnen. «Das Volk hat gesprochen, die Stimmen waren gezählt», so Michelle Obama weiter.

Es sei die wichtigste Verantwortung des Präsidenten, auf die Stimme des amerikanischen Volkes zu hören. Barack Obama und Michelle hätten ihre Mitarbeitenden daher selbstredend angewiesen, das zu tun, «was George und Laura Bush für uns getan hatten: eine respektvolle, reibungslose Übergabe der Macht» zu ermöglichen. Das sei «eines der Markenzeichen amerikanischer Demokratie».

Rassistische Lügen

Leicht sei das nicht gewesen, Donald Trump und sein Team zu ausführlichen Briefings zu empfangen. Schliesslich habe Trump jahrelang rassistische Lügen über ihren Mann verbreitet und ihre Familie in Gefahr gebracht. «Das war nichts, was ich einfach so vergeben konnte», schreibt Obama.



Gemeint sein dürfte damit die sogenannte «Birther»-Affäre: Trump hatte bezweifelt, dass Obama in den USA geboren wurde – und damit rechtmässiger Präsident ist – und seine Geburtsurkunde als Beleg verlangt. Diese absurde Verschwörungstheorie ist in rassistischen Kreisen noch immer beliebt.

Aufs Herz gehört

Weil Michelle aber wusste, «dass ich um unseres Landes willen die Kraft und Reife finden musste, meinen Zorn beiseite zu legen», habe sie Melania Trump eingeladen und ihrer Nachfolgerin als First Lady alle Fragen beantwortet, die sie zum Leben im Weissen Haus hatte – von den erhöhten Sicherheitsvorkehrungen bis zur Kindererziehung in dem besonderen Ambiente. Dass Melania Trump ihrerseits eine Einladung an Jill Biden ausgesprochen hat, ist bislang nicht bekannt.



Für Michelle Obama sei es damals das richtige gewesen, das habe sie «tief in ihrem Herzen» gewusst: «Unsere Demokratie ist schliesslich grösser als jedes Ego» und die «Präsidentschaft gehört keinem Individuum und keiner Partei». Vielmehr gebiete es die Liebe zum Land, Wahlergebnisse zu respektieren – ob sie einem nun gefallen oder nicht.

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