RusslandArzt befürchtet, Nawalny «könnte jeden Moment sterben»
AP/twei
18.4.2021
Die Sorgen um Alexej Nawalny werden grösser. Laut seines Arztes kämpft der Kreml-Kritiker in der dritten Woche seines Hungerstreiks um sein Leben.
18.04.2021, 11:34
18.04.2021, 13:05
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Der Gesundheitszustand des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny verschlechtert sich nach Angaben eines Arztes rasch. Der 44-jährige Kreml-Kritiker, der sich in der dritten Woche eines Hungerstreiks befindet, könnte dem Tod nahe sein, sagte der Arzt Jaroslaw Aschichmin am Samstag.
Untersuchungsergebnisse, die er von Nawalnys Familie erhalten habe, zeigten stark erhöhte Kaliumwerte, die zu einem Herzstillstand führen können, und erhöhte Kreatinin-Werte, die auf geschädigte Nieren hindeuteten. «Unser Patient könnte jeden Moment sterben», erklärte der Arzt in einem Facebook-Post.
Anastasia Wassiljewa, die Leiterin der von Nawalny unterstützten Gewerkschaft Ärztebündnis, schrieb auf Twitter, es müsse sofort gehandelt werden. Seine persönlichen Ärzte durften Nawalny bislang nicht im Gefängnis aufsuchen. Aus Protest dagegen trat er in einen Hungerstreik. Nach eigenen Angaben leidet er unter starken Schmerzen im Rücken und an den Beinen. Der staatliche Gefängnisdienst hat erklärt, Nawalny erhalte jede medizinische Unterstützung, die er brauche.
Nawalny verbüsst zweieinhalb Jahre Haft
Nawalny ist einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er wurde am 17. Januar nach seiner Rückkehr aus Deutschland verhaftet. Dort war er fünf Monate wegen eines Anschlags mit einem Nervengift behandelt worden, für den er den Kreml verantwortlich machte. Der Kreml hat das zurückgewiesen.
Seine Festnahme bei der Rückkehr wurde offiziell damit begründet, dass er mit seinem Aufenthalt in Deutschland gegen Bewährungsauflagen verstossen habe. Diese stammten von einer Verurteilung wegen Veruntreuung aus dem Jahr 2014, die Nawalny als erfunden und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als rechtswidrig eingestuft hatte.
Nawalny wurde nach seiner Rückkehr zu zweieinhalb Jahren Gefängnis wegen des Verstosses gegen Bewährungsauflagen verurteilt. Im März wurde er in eine für ein besonders hartes Regiment bekannte Strafkolonie in der Region Wladimir verlegt, 85 Kilometer östlich von Moskau.