Zerstörtes Ostsee-Kabel Anker-Schleifspur und Spionage-Gerät entlarven Putins Tankschiff

SDA

31.12.2024 - 19:39

Im Gold von Finnland nimmt Helsinkis Grenzwacht am 28. Dezember die Eagle S an die kurze Leine.
Im Gold von Finnland nimmt Helsinkis Grenzwacht am 28. Dezember die Eagle S an die kurze Leine.
KEYSTONE

Eine kilometerlange Schleifspur am Meeresboden, Beschädigungen am Anker und die angebliche Entdeckung von Spionage-Gerät an Bord: Die Besatzung des russischen Tankers Eagle S ist in Erklärungsnot.

Keystone-SDA

Nach der Beschädigung des unterseeischen Stromkabels Estlink 2 in der Ostsee hat die Polizei in Finnland Fotos vom Schiffsrumpf eines verdächtigen Öltankers veröffentlicht.

Auf den Unterwasseraufnahmen sind Beschädigungen am Rumpf der Eagle S zu sehen, die nach Polizeiangaben durch die Ankerkette entstanden sind, die am Meeresboden eine kilometerlange Schleifspur gezogen haben soll.

Die Spuren könnten ein weiterer Hinweis dafür sein, dass die Schäden an dem Stromkabel durch den Anker des Schiffs entstanden sind. Am Meeresboden wurden entsprechende Schleifspuren entdeckt. Derzeit liegt die Eagle S östlich von Helsinki vor Anker.

Am ersten Weihnachtsfeiertag war das Stromkabel zwischen Finnland und Estland beschädigt worden. Die finnischen Behörden vermuten Sabotage und setzten den unter der Flagge der Cookinseln fahrenden Öltanker fest, der nach Angaben der EU zur Schattenflotte Russlands gehört.

Reiseverbot für sieben Besatzungsmitglieder

Die Ermittlungen dauern den Polizeiangaben zufolge an. Die Besatzung sei auch am gestrigen Montag verhört worden und habe dabei kooperiert, hiess es. Sieben Besatzungsmitglieder, die als Verdächtige gelten, seien zudem mit einem Reiseverbot belegt worden. Ziel sei es, ein umfassendes Bild davon zu erhalten, was an Bord geschehen sei.

Der Verdacht laute auf schwere Sachbeschädigung und schwere Störung der Kommunikationsinfrastruktur, so die Polizeimitteilung. Weitere Hinweise erhoffen sich die Ermittler durch die Auswertung von Geräten mit Daten zum Kurs des Schiffs, die beschlagnahmt wurden.

Die Untersuchungen unter Wasser waren wegen schwieriger Wetterverhältnisse zeitweise unterbrochen worden, konnten heute aber wieder aufgenommen werden. Die Ermittlungen werden demnach in der Nähe der Schleifspuren am Meeresboden durchgeführt.

Angeblich Spionage-Geräte an Bord

Die Zeitung «Helsingin Sanomat» hatte zuvor berichtet, dass die Betreiberfirma des Tankers einen finnischen Anwalt damit beauftragte, die Freigabe des Schiffs vor Gericht zu beantragen.

Die finnische Sicherheitsbehörde kündigte an, das Schiff einer eingehenden Untersuchung auf mögliche Mängel zu unterziehen. Im Zweifel könne der Tanker so lange festgehalten werden, bis etwaige Mängel behoben sind, berichtete die finnische Nachrichtenagentur STT unter Berufung auf die Behörde Traficom.

Finnland entert aus Russland kommenden Tanker nach Seekabel-Ausfall

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STORY: Nach dem Ausfall eines Unterseekabels nach Estland haben finnische Behörden einen aus Russland kommenden Öltanker in der Ostsee unter ihre Kontrolle gebracht. Das auf der Cook-Insel registrierte Schiff «Eagle S» wurde am Donnerstag von der finnischen Küstenwache geentert, wie ein Vertreter der Küstenwache mitteilte. Diese habe das Kommando übernommen und das Schiff in finnische Gewässer gesteuert. Man ermittele wegen schwerer Sabotage, sagte Robin Lardot, der die behördenübergreifende Untersuchung leitet. Ein Anker des Schiffes habe demnach den Schaden verursacht. Man gehe davon aus, dass das Schiff zu Russlands sogenannter Schattenflotte alternder Tanker gehöre. Diese versuchen, die Sanktionen gegen den Verkauf von russischem Öl zu umgehen. Der jüngste Vorfall ereignete sich am Mittwochmittag und führte zum Ausfall der 658 Megawatt starken Stromverbindung «Estlink 2». Zwischen den beiden Ländern ist damit nur noch das 358 Megawatt starke Estlink 1-Netz in Betrieb, hier bei Arbeiten im Jahr 2006. Bei Seekabeln können Schiffsanker schwere Schäden anrichten. In den Ostsee-Anrainerstaaten herrscht höchste Alarmbereitschaft wegen möglicher Sabotageakte, nachdem es seit 2022 mehrfach zu Ausfällen von Stromkabeln, Telekommunikationsverbindungen und Gaspipelines gekommen ist. Viele Experten halten Russland für einen möglichen Drahtzieher.

27.12.2024

Wie die Fachpublikation «Lloyd's List» und weitere Medien berichten, wurde an Bord des fraglichen Schiffes auch Spionageausrüstung entdeckt. Es gehe um Hightech-Geräte zum Senden und Empfangen, die auf einem normalen Handelsschiff nichts zu suchen hätten.

Ihr hoher Strombedarf habe regelmässig zu Ausfällen geführt. Mit den Geräten sei Funkverkehr abgehört worden, heisst es weiter. Zudem sei eine Person an Bord kein Matrose gewesen