Todesfall Berner Politiker Werner Martignoni im Alter von 97 Jahren gestorben

sda

3.1.2025 - 21:48

Der Berner SVP-Politiker Werner Martignoni als Nationalrat und Bundesratskandidat 1979. (Archivbild)
Der Berner SVP-Politiker Werner Martignoni als Nationalrat und Bundesratskandidat 1979. (Archivbild)
Keystone

Der langjährige Berner SVP-Politiker Werner Martignoni ist tot. Der frühere Regierungs- und Nationalrat starb im Alter von 97 Jahren. Er hatte Ämter auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene bekleidet und war Bundesratskandidat.

Keystone-SDA, sda

Seine Tochter bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag auf Anfrage Informationen der Tamedia-Zeitungen. Martignoni schied demnach am Montag zu Hause in einem Berner Vorort zusammen mit seiner Frau im Beisein von Angehörigen freiwillig aus dem Leben. Er litt an körperlichen Gebrechen.

Im Laufe seiner Karriere bekleidete der Ökonom und NZZ-Journalist für die SVP Ämter auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene: 1965 Gemeindepräsident von Muri, 1966 Wahl in den Grossen Rat, acht Jahre später Wahl in die Kantonsregierung und nochmals fünf Jahre später Einzug in den Nationalrat.

In seiner politischen Arbeit war der Jurakonflikt ein zentrales Thema. Als Präsident der regierungsrätlichen Juradelegation und Finanzdirektor leitete er die Verhandlungen mit dem neuen Kanton zur vermögensrechtlichen Aufteilung, die schliesslich in ein Konkordat mündeten.

Verurteilung in Parteispendenaffäre

1979 nominierte die bernische SVP Martignoni als Bundesratskandidat für die Nachfolge von Rudolf Gnägi. Die Bundesversammlung wählte dann aber den Bündner Ständerat und Preisüberwacher Leon Schlumpf, womit der Stand Bern erstmals seit Bestehen des Bundesstaates nicht mehr in der Landesregierung vertreten war.

Schwer wog für Martignoni die 1984 im Kanton Bern aufgebrochene Affäre um zweckentfremdete Lotteriegelder durch den Regierungsrat, die Martignoni und Polizeidirektor Hans Krähenbühl 1986 zum Rücktritt aus dem Regierungsrat veranlasste. Die Affäre erschütterte den Kanton Bern auf Jahre hinaus.

Eine wenig später ruchbar gewordene Parteispendenaffäre hatte gar strafrechtliche Folgen für den jahrelang herausragenden Politiker Martignoni. Anstiftung zur Veruntreuung und drei Monate Gefängnis bedingt lautete das obergerichtliche Verdikt.

Nach dem Rückzug aus der Politik betätigte sich Martignoni als Schriftsteller. Er übertrug Werke der Weltliteratur wie Goethes Faust und Ibsens Peer Gynt ins Berndeutsche.