US-Vorwahlen Alle gegen Bernie – der Favorit gerät heftig unter Beschuss

dpa

26.2.2020

Das demokratische Kandidatenfeld bei der TV-Debatte in Charleston mit Bernie Sanders (mit Brille).
Das demokratische Kandidatenfeld bei der TV-Debatte in Charleston mit Bernie Sanders (mit Brille).
Bild: Keystone

Bernie Sanders liegt im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten vorne. Bei der letzten Fernsehdebatte wurde der linke Senator von seinen Kontrahenten scharf angegriffen.

Wer darf für die Demokraten US-Präsident Donald Trump herausfordern? Bisher liegt der linke Senator Bernie Sanders im parteiinternen Rennen vorne. Bei der letzten Fernsehdebatte vor wichtigen Vorwahlen nahmen ihn seine Mitbewerber nun ins Visier.

Mehrere Konkurrenten warfen Sanders vor, er hätte als selbst ernannter «demokratischer Sozialist» bei der Präsidentschaftswahl am 3. November keine Chance gegen Trump. Die Debatte fand in der Nacht auf Mittwoch in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina statt.

In South Carolina stehen am Samstag Vorwahlen an. Am «Super Tuesday» am 3. März wird zudem in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten gewählt. Dabei werden mehr als ein Drittel aller Delegierten vergeben, die letztlich den Kandidaten der Demokraten bestimmen. Dieser Kandidat wird gegen den Republikaner Trump in die Wahl ziehen.

«Mayor Pete» warnt vor Sander-Kandidatur

Für die Debatte in Charleston hatten sich sieben der acht noch verbliebenen Bewerber der Demokraten qualifiziert, darunter Ex-Vizepräsident Joe Biden, der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg und die Senatorinnen Amy Klobuchar und Elizabeth Warren. 



Der frühere Bürgermeister von South Bend (Indiana), Pete Buttigieg, warnte bei der Debatte, sollte der 78-jährige Sanders Kandidat der Demokraten werden, drohe nicht nur eine Wiederwahl Trumps. Auch könnten die Demokraten dann ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus und ihre Chancen auf eine Rückeroberung des Senats von den Republikanern verlieren.

Unter Kritik von Mitbewerbern geriet Sanders' Plan einer staatlichen Krankenversicherung für alle Amerikaner. Sanders Konkurrenten bemängelten, der Senator könne die Finanzierung dieses Vorhabens nicht schlüssig darlegen. Sanders erwiderte, der grösste Irrglaube sei, dass seine Ideen radikal seien. In der einen oder anderen Form existierten sie in Ländern anderswo auf der Welt.

Das Buhlen um schwarze Wähler

An diesem Samstag steht die wichtige Vorwahl in South Carolina an, in der deutlich mehr Schwarze abstimmen können als in Iowa, New Hampshire und Nevada – in diesen drei Bundesstaaten ist es bislang zu Vorwahlen der Demokraten gekommen. Besonders Ex-Vizepräsident Biden hofft, unter schwarzen Wählern punkten zu können. Die Vorwahl in South Carolina gilt daher als entscheidender Test für Biden, der bislang deutlich schlechter als erwartet abgeschnitten hat.

Biden sagte bei der Debatte: «Ich habe wie der Teufel dafür gearbeitet, die Stimmen der schwarzen Amerikaner zu gewinnen, nicht nur hier, sondern überall im Land.» Auf die Frage, ob er seine Kandidatur auch im Fall einer Niederlage in South Carolina fortführen wolle, sagte er: «Ich werde South Carolina gewinnen.» In Umfragen in South Carolina liegt Biden derzeit vor Sanders.



Biden galt zunächst als Hoffnungsträger der Demokraten, mehrere Pannen bei seinen Auftritten liessen allerdings in den vergangenen Monaten daran zweifeln, ob er Trump tatsächlich herausfordern kann. Zuletzt sorgte ein Auftritt Bidens für Spott in sozialen Netzwerken, als er sich in South Carolina um einen Sitz im Senat bewarb – statt um die US-Präsidentschaft. «Mein Name ist Joe Biden, ich bin ein Kandidat für den Senat der Vereinigten Staaten», sagte er.

Bloomberg erneut unter Beschuss

Bei der Debatte am Mittwoch vergangener Woche in Las Vegas war besonders der Multimilliardär Bloomberg – der erst spät ins Rennen eingestiegen ist – von seinen Konkurrenten angegriffen worden. Sie werfen ihm vor, sich die Kandidatur kaufen zu wollen. Die Attacken gegen Bloomberg hielten auch bei der Debatte am Dienstagabend an. «Der Wirtschaft geht es wirklich grossartig für Bloomberg und für andere Milliardäre», sagte Sanders. «Für den normalen Amerikaner sieht es nicht so gut aus.»

Buttigieg hatte bei der ersten Vorwahl in Iowa im vergangenen Monat denkbar knapp vor Sanders gelegen. Die Vorwahlen danach in New Hampshire und in Nevada gewann Sanders wiederum deutlich. Auch in landesweiten Umfragen liegt Sanders vor seinen Mitbewerbern. In Umfragen in South Carolina führt allerdings Biden vor Sanders.

Die Vorwahlen ziehen sich bis Juni hin. Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner im Sommer dann endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten – die Demokraten im Juli in Milwaukee, die Republikaner im August in Charlotte.

Galerie: Das Impeachment-Verfahren gegen Trump

Zurück zur Startseite