Rekord-Streit um Reinhold MessnerHimalaja-Chronist: «Als hätte ich Gotteslästerung begangen»
smi
28.9.2023
Reinhold Messner gibt zwar vor, dass ihn die Aberkennung seines Achttausender-Rekords nicht kümmere. Trotzdem schiesst er scharf gegen den Mann, der sein Verfehlen des Annapurna-Gipfels publik gemacht hat.
smi
28.09.2023, 16:10
28.09.2023, 16:27
smi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Ein Himalaja-Chronist hat bewiesen, dass Reinhold Messner und sein Seilpartner nicht ganz auf dem Gipfel der Annapurna (8091 m) waren. Reinhold Messner ist deshalb nicht der erste Mensch, der alle Achttausender bestiegen hat.
Reinhold Messner hat anfänglich betont, dass ihn die Debatte nicht interessiere.
Inzwischen hat er aber den Mann mehrfach verbal angegriffen, der gezeigt hat, dass Messner den Gipfel der Annapurna nicht erreicht hat.
Eberhard Jurgalski, der Himalaja-Chronist, wird nach seiner eigenen Aussage massiv angefeindet, weil er Messners alpinistische Leistung infrage gestellt habe.
Reinhold Messners härtester Gegner ist kein Gipfel mehr, sondern ein Chronist aus Süddeutschland. Dieser hat mit seinem Team nachgewiesen, dass Messner und sein Seilpartner Hans Kammerlander den Gipfel der Annapurna (8091 m) um 65 Meter verfehlt haben. Damit hat er nur 13 Achttausender bestiegen und ist nicht mehr der erste Mensch, der alle 14 bezwungen hat.
Die Bergsteiger-Legende aus dem Südtirol betont zwar seit Tagen, dass ihn die Aberkennung dieses Rekords nicht kümmere. Schon gar nicht, wenn sie auf eine Person zurückgehe, die selber keine Berge bestiegen habe. Er habe sich selber nie als Rekordhalter bezeichnet. «Einen Rekord, den ich nie in Anspruch genommen habe, kann man mir auch nicht nehmen.»
Völlig kalt lässt ihn die Geschichte offenbar doch nicht. Auf Instagram schreibt er in grossen roten Lettern, wie interessant er es fände, dass Eberhard Jurgalski Chefberater des Guinnessbuch der Rekorde ist. Ein paar Stunden später löscht er den Post, wie «20 Minuten» berichtet.
Der Feind des gesamten deutschsprachigen Raums
Das Guinnessbuch führt Reinhold Messner seit der Enthüllung nicht mehr als den ersten Menschen, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Den Zorn dafür kriegt offenbar Jurgalski ab. Der «Kronen Zeitung» sagt er, er habe im gesamten deutschsprachigen Raum keine Freunde mehr.
Er habe im gesamten deutschsprachigen Raum keine Freunde mehr, «weil ich scheinbar Gotteslästerung gemacht habe». Offenbar nimmt ihm nicht nur Messner die Schmälerung seiner Leistung übel, sondern viele Alpinismus-Interessierte.
Dabei will Jurgalski Messners alpinistisches Vermächtnis gar nicht schlecht machen. «Messner hat solo den Mount Everest bestiegen, ohne Sauerstoff! Er bleibt der Grösste», sagt er dem «Tages-Anzeiger».
Jurgalski verweist auf eine Reihe weiterer Fehlbesteigungen, bei denen Alpinist*innen meinten, auf dem Gipfel angekommen zu sein, es aber nicht waren. Ihm gehe es darum, die Leistung jener anzuerkennen, die wirklich auf dem höchsten Punkt der höchsten Berge des Planeten waren. Da könne man auch keine Toleranzgrenze setzen, denn: «Wo sollte man sie ansetzen?»
Der neue König will die Krone nicht
Der schlagende Beweis, dass Messner und Kammerlander 1985 nicht auf dem höchsten Punkt der Annapurna standen, ist für den Chronisten deren Aussage, dass sie das Basislager gesehen hätten. Dieses könne man vom Gipfel nicht sehen, das hätten Fotos und Berechnungen zweifelsfrei ergeben.
Der Himalaja-Chronist steht zu seiner Arbeit und den Analysen seiner Kollegen. Angesichts des Shitstorms, in den er geraten sei, bereue er aber, die Resultate öffentlich gemacht zu haben. Sein Telefon höre nicht mehr auf zu läuten, jeder wolle etwas von ihm.
Und was sagt jener Bergsteiger, der tatsächlich als Erster alle 14 Achttausender-Gipfel erreicht hat? Sein Name ist Ed Viesturs, er ist US-Amerikaner und mit 65 Jahren 14 Jahre jünger als Messner. Auf Instagram weist er die Auszeichnung von sich und verneigt sich vor der Bergsteiger-Legende aus Südtirol: «Ich bin der festen Überzeugung, dass Reinhold Messner der erste Mensch war, der alle 14 Achttausender bestiegen hat und dass dies auch heute noch anerkannt werden sollte.»