Supervulkan unter Italien Experte: «Wir wissen nicht, was als Nächstes passiert»

dmu

4.10.2023

In der Region Neapel brodelt unter der Erde ein Supervulkan.
In der Region Neapel brodelt unter der Erde ein Supervulkan.
IMAGO/Antonio Balasco

Seit Wochen wird die Region um die süditalienische Stadt Neapel von Erdbeben erschüttert. Ursache ist ein unterirdischer Supervulkan. Ein Experte hält die Wahrscheinlichkeit einer Supereruption aber für gering. 

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  • Am Montag hat ein Erdbeben die Region um die süditalienische Stadt Neapel erschüttert.
  • Ursache für die Beben ist ein unterirdischer Supervulkan.
  • ETH-Professor Olivier Bachmann schätzt die Gefahrenlage ein. Eine Supereruption sei zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. 

Am Montagabend hat ein Erdstoss der Stärke 4 auf der Richterskala die Erde in der Region Neapel zum Beben gebracht. Zwar gab es weder Verletzte noch Schäden, allerdings soll sich laut dem italienischen Zivilschutz Panik unter der lokalen Bevölkerung ausgebreitet haben.

Die Besorgnis kommt nicht von ungefähr, leben die Menschen doch in einer Vulkanregion westlich des Vesuvs, auf den sogenannten Phlegräischen Feldern. Dieser riesige Kraterkessel gehört zu einem Supervulkan, der unterirdisch aktiv ist und regelmässig die Erde erschüttert.

Droht nun gar die Supereruption? ETH-Experte Olivier Bachmann schätzt bei «Blick» die Gefahrenlage ein. «Im Augenblick gibt es keine Hinweise darauf, dass Magma aufsteigt», sagt der Professor für magmatische Petrologie. Aber möglich sei es natürlich. Man müsse die Magmabewegung in den kommenden Wochen gut beobachten. «Wir wissen nicht, was als Nächstes passiert», sagt Bachmann.

Steigt das Magma, steigt die Oberfläche

Bereits 2018 entdeckten Olivier Bachmann und sein Team, dass sich die Magmakammer der Phlegräischen Felder zu füllen beginnt. Steigt das Magma auf, drücken verdampfendes Grundwasser und Gase das Gestein der Erdoberfläche und damit die ganze Küstenregion nach oben. Sobald das Magma wieder sinkt, geht die Ausbeulung an der Erdoberfläche zurück.

Noch liege das Magma laut Olivier Bachmann in etwa sechs bis acht Kilometer Tiefe. Wenn sich das Magma bewege, würden auch die Beben stärker werden. Die Chancen, dass es aufgrund der vermehrten seismischen Aktivitäten zu einem baldigen Ausbruch des Supervulkans kommt, sieht der Experte gering. Solch unruhige Perioden seien auch in der Vergangenheit vorgekommen, ohne dass es zu einer Eruption kam.

«Bis zum nächsten Ausbruch kann es noch 1000 Jahre dauern. Es kann aber auch sehr schnell gehen», so Bachmann. Wenn überhaupt, könne man einen Ausbruch möglicherweise erst wenige Tage vor der Eruption vorhersagen.

Im unwahrscheinlichen Fall einer Supereruption müssten vier Millionen Menschen sofort evakuiert werden, da die ganze Region Neapel weitgehend zerstört würde. Zudem würden wohl vulkanische Partikel das globale Klima beeinträchtigen – mit unberechenbaren Konsequenzen.

Auch die Schweiz wäre betroffen und würde je nach Windrichtung innert Stunden von Staub und Asche überdeckt. Auch ein finsterer Himmel und tiefere Temperaturen hätte der Superausbruch zur Folge. Grund zur Panik liegt aber laut Olivier Bachmann nicht vor: «Solche Supereruptionen sind äusserst selten und höchst unwahrscheinlich.»

Videografik: So entstehen Erdbeben

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