Mit Maske und Abstand Vieles geht schneller als sonst – Fliegen in Corona-Zeiten

Jan-Uwe Ronneburger, dpa

20.5.2020

Eine Reisende sitzt mit Mundschutz am Flughafen Tegel in Berlin und wartet.
Eine Reisende sitzt mit Mundschutz am Flughafen Tegel in Berlin und wartet.
Bild: Keystone

Die Corona-Pandemie hat auch den Flugverkehr weitgehend zum Erliegen gebracht. Wer im arg ausgedünnten europäischen Streckennetz unterwegs ist, erlebt bizarre Situationen. Die neue Normalität des Fliegens.

Man hört nur das Tschirpen der Spatzen, ab und an übertönt vom heiseren Krächzen einiger Krähen. Taxifahrer stehen gelangweilt vor ihren Autos, der sonst rappelvolle Parkplatz ist weitgehend leer, ansonsten gespenstische Stille am Berliner Flughafen Tegel.

An der einzigen geöffneten Eingangstür sitzt ein Mann der Flughafensicherheit und dirigiert die wenigen Fluggäste Richtung Abfertigungsschalter. Ausserdem verhindert er, dass da jemand durch seine Eingangstür etwa wieder hinausgeht. Einbahnstrasse, Ausgang am anderen Ende.

An diesem Mai-Vormittag will aber kaum jemand rein und noch weniger wollen wieder heraus. Vielleicht 30 Menschen stehen etwas verloren in der Flughafenhalle – inklusive Flughafenmitarbeiter.

Ein Hauch von Exklusivität

Bei der Kofferaufgabe geht das Übergewicht klaglos durch. «Koffer ist durchgecheckt, gute Reise», das war's, nach 50 Sekunden hält man seine Bordkarte in der Hand. Und nun? «Man lebt nicht nur vom Brot allein, man braucht auch einen Drink», steht an einem Café. Es ist geschlossen, wie alles ausser den Toiletten. Wer mag, kann sich einen Automatenkaffee rauslassen.

In einer langen Schlange stehen Einreisende aus dem Ausland im Terminal 1 des Flughafens in Barcelona vor der Gesundheitskontrolle zur Temperaturmessung an.
In einer langen Schlange stehen Einreisende aus dem Ausland im Terminal 1 des Flughafens in Barcelona vor der Gesundheitskontrolle zur Temperaturmessung an.
Source: Jan-Uwe Ronneburger

Vor der Sicherheitskontrolle halten sich die Menschen wie im Supermarkt strikt an die Abstandsregeln. Eine nette Übung, die Schlange mit insgesamt 16 Reisenden zieht sich fast durch die ganze Halle. Das Sicherheitspersonal ist die Ruhe in Person. Lässig winken sie immer einen Reisenden aufs Mal an das Kontrollband. Auch hier geht alles viel schneller als sonst.

Ein paar Anweisungen durch die Maske: «Hosentaschen leer? Die Schuhe müssten schon auch aufs Band», dann in den Nacktscanner, hinterher trotzdem noch mal Leibesvisitation. Bei so wenigen Reisenden muss der Sicherheitsmann vielleicht jede Chance zur Kontrolle nutzen.

Nach einem kurzen Spaziergang übers Vorfeld, dann das Flugzeug. Ein Hauch von Exklusivität kommt auf, man besteigt immerhin den einzigen Flieger weit und breit. So muss sich Fliegen früher angefühlt haben. Das Hochgefühl reicht gerade mal bis zum Sitz in der Economyklasse. Alles wie immer, schön eng. Und kaum ein Platz bleibt frei.

Im Flieger wird es eng

«Sitzen Sie wirklich direkt neben mir?», fragt ein Mann mit Halbglatze etwas pikiert seinen neuen Nachbarn. Der sieht aber auch zum Fürchten aus mit einer feldgrauen Vollgummimaske, die links und rechts je einen eindrucksvollen dicken runden Filter hat. Der Mann will den Boardingpass sehen. Nach einem kurzen Blick auf das Papier fügt er sich seinem Schicksal. «Na dann, sorry», sagt er leicht säuerlich.



«Mit dem Abstand von eineinhalb Metern wird das hier aber wirklich etwas schwierig», scherzt eine Frau. Vorher bei der Sicherheitskontrolle mussten immer zwei Meter Abstand eingehalten werden.

Dann die Durchsagen, das Übliche, Schwimmweste über den Kopf, die Bändsel festziehen, aber plötzlich allgemeine Heiterkeit: Die Stewardess hat gerade darauf hingewiesen, dass im Falle eines gänzlich unwahrscheinlichen Druckabfalls bitte doch zuerst die Nasen-Mundmaske abgenommen werden sollte, bevor die von der Kabinendecke herabfallende Sauerstoffmaske aufgesetzt wird.

Probleme bei der Einreise

Nach der Landung in Barcelona wird es dann ernst. Aussteigen immer nur in Gruppen von zehn Passagieren. Das dauert. Gleich hinter der Flugzeugtür der erste Polizist, ein weiterer im Tunnel zum Hauptgebäude. Strenge Blicke.

Am Ende des Tunnels ein Spalier aus Polizisten, die den Durchgang kontrollieren. «Keinen Wohnsitz in Spanien? Dann wird das nichts mit der Einreise, warten Sie hier rechts. Der Nächste!» Dann verschwindet der Mann mit dem Personalausweis im Durcheinander von Polizisten und gestikulierenden Reisenden.



Eine kurze Zeit der Ungewissheit, schliesslich erscheint eine freundlichere Beamtin mit dem Ausweis. Sie lässt sich erklären, dass eine Arbeitsstelle angetreten werden soll, sieht sich ein Begleitschreiben der spanischen Botschaft in Berlin an, ist zufrieden und wünscht einen guten Aufenthalt.

Jetzt noch eine halbe Stunde vor der Gesundheitskontrolle anstehen, Temperatur messen lassen und die Kontaktdaten für die Überwachung der zweiwöchigen Quarantäne einreichen. Alles in allem etwa eine Stunde von der Landung bis zum Kofferband. Und das, obwohl nur eine Maschine angekommen war.

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