Mittelmeer-Törn Segeln vor Elba – ein Traum wird wahr

Bernhard Krieger, dpa

1.6.2019

Yachtsegeln ist leichter zu erlernen, als viele denken.
Yachtsegeln ist leichter zu erlernen, als viele denken.
Bild: Bernhard Krieger

Wer gerät beim Anblick von Segelyachten in Häfen wie Portoferraio auf Elba nicht ins Träumen? Die Boote vermitteln ein Gefühl von Freiheit. Tatsächlich ist es gar nicht so schwer, den Traum vom Segeln zu verwirklichen.

Mit atemberaubender Schräglage stampft die Segelyacht durch die Wellen auf den Hafen von Portoferraio zu. Am Heck steht eine Frau in blauen Shorts und weisser Bluse seelenruhig hinter einem grossen Steuerrad. Souverän steuert sie das Boot auf die Hauptstadt der Insel Elba zu.

Kurz vor der Hafeneinfahrt werden Segel gerefft und Fender an der Reling befestigt. Leise wummernd gleitet die Yacht jetzt mit Motorkraft am achteckigen Torre del Martello vorbei, unterhalb der Festung in das Jahrhunderte alte Hafenbecken und schliesslich rückwärts in eine Lücke zwischen zwei anderen Booten. Kaum ist das Schiff mit Leinen an der Hafenmole gesichert, klirren an Bord auch schon die Gläser.

«Anlegeschluck» heisst das unter Seglern. Die Crew vom Nachbarboot prostet der braun gebrannten Skipperin freundlich zu. Neugierig schauen die im Strassencafé gegenüber sitzenden Feriengäste dem «spettacolo» auf den Booten zu. «Wie lange das wohl dauert, bis man so eine Yacht segeln kann?», fragt ein Mann an einem der Tische seine Begleiterin. Diese antwortet: «Segeln lernen dauert sicher ewig, und ausserdem sind Boote wahnsinnig teuer!»

Ausbilder wie Andreas Lehn (M, zeigend) achten mit Argusaugen darauf, dass den Segelschülern unterwegs keine Fehler unterlaufen.
Ausbilder wie Andreas Lehn (M, zeigend) achten mit Argusaugen darauf, dass den Segelschülern unterwegs keine Fehler unterlaufen.
Bild: Bernhard Krieger

Ein weit verbreitetes Vorurteil, meint Jochen Rieker. Der Chefredaktor des Segelmagazins «Yacht» räumt zwar ein, dass manche Schiffe ein Vermögen kosten, Charterboote aber nicht mehr als ein Hotelzimmer mit Meerblick. «Diejenigen, die ein eigenes Boot unterhalten, kaufen überwiegend gebrauchte – für den Gegenwert eines Motorrads oder eines Wohnmobils.» Tatsächlich bieten grosse Charterunternehmen ihre Jachten schon zu Ferienwohnungspreisen an.

Mitsegeltörns für Einsteiger

Rieker glaubt ohnehin nicht daran, dass sich Interessierte von den vermeintlich hohen Kosten abschrecken lassen. «Was das Segeln elitär erscheinen lässt, ist meines Erachtens eher, dass es nicht jeder kann.» Die Kenntnisse und Fähigkeiten sind allerdings leichter zu erlernen, als viele denken.

Viele Bootsbesitzer nehmen auf ihren Törns Mitsegler gegen eine überschaubare Gebühr mit, um zumindest einen Teil der Instandhaltungs- und Liegekosten für ihre Boote abzudecken. Für Rieker ist das Mitsegeln bei solchen Skippern oder professionellen Anbietern von Mitsegeltörns, wie zum Beispiel Schnuppersegeln der ideale Einstieg.

«Wenn es beim Mitsegeln 'Klick' macht, dann ist eine fundierte Segelausbildung der nächste Schritt», erklärt Rieker. Die lässt sich bei Segel-Clubs oder -Schulen absolvieren – auch in Ferienregionen wie Elba, wo zahlreiche Segelschulen beheimatet sind. Zu den grössten zählt das Segelzentrum Elba des deutschen Paares Helga und Gereon Verweyen in Bagnaia.

Führerschein ist obligatorisch

Einer ihrer Ausbilder ist Andreas Lehn. Der Deutsche lebt seit vielen Jahren auf der drittgrössten Insel Italiens. Mit den Kursteilnehmern steuert er auf der Schulungsjacht von Bagnaia aus an Dutzenden, oft nur vom Meer aus zugänglichen Badebuchten vorbei auf das Meer.

Lehn kennt den toskanischen Archipel wie seine Westentasche – Korsika, Capraia und Giglio, die Häfen von San Vincenzo am Festland und Porto Santo Stefano auf der Halbinsel Monte Argentario. Der Deutsche ist Mitglied im Prüfungsausschuss des Deutschen Segler-Verbands (DSV) auf der Insel.

Der Porto Santo Stefano liegt auf der Halbinsel Monte Argentario.
Der Porto Santo Stefano liegt auf der Halbinsel Monte Argentario.
Bild: Bernhard Krieger

Dieser nimmt die vorgeschriebenen Führerscheinprüfungen in Theorie und Praxis ab. Der Sportboot-Führerschein See ist obligatorisch für Segler, die mit Jachten mit mehr als 15 PS starken Motoren an den Küsten unterwegs sind.

Aber Achtung: Wer glaubt, die Prüfer wären in Ferienregionen nachsichtiger, täuscht sich. «Im Schnitt fallen auf Elba 20 bis 30 Prozent durch», sagt Lehn.

Er findet es gar nicht schlecht, dass seine Kursteilnehmer auch mal herausgefordert werden, denn Skipper in spe müssen nervenstark sein. Und mit einer guten Portion Übung können sie ihre Jacht auch genauso souverän anlegen wie die Skipperin in Portoferraio.

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