Neue Trends Kreuzfahrt-Experte verrät seine Geheimtipps

Carlotta Henggeler

8.9.2024

Mit zehn Jahren stand der Aargauer Dario Cremona erstmals auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffs und wurde vom Kreuzfahrtenfieber gepackt. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. 
Mit zehn Jahren stand der Aargauer Dario Cremona erstmals auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffs und wurde vom Kreuzfahrtenfieber gepackt. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. 
zVg

Kreuzfahrten sind nur was für Senioren? Nicht in den Augen von Dario Cremona. Der 24-jährige Aargauer will zeigen, dass auch Junge das Leben auf See geniessen können. Der Kreuzfahrt-Experte verrät seine Tipps. 

Carlotta Henggeler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Dario Cremona entdeckte seine Leidenschaft für Kreuzfahrten bereits als Kind.
  • Heute arbeitet er als Product Manager für Schiffsreisen bei Knecht Reisen, wo er unter anderem junge Menschen für Kreuzfahrten begeistern möchte.
  • Trotz Umweltkritik hebt Cremona hervor, dass Kreuzfahrtschiffe zunehmend umweltfreundlichere Technologien wie LNG- und hybride Antriebe sowie KI-gestützte Routenoptimierung einsetzen.
  • Aktuelle Trends in der Kreuzfahrtbranche umfassen kleinere Schiffe mit persönlicheren Erlebnissen und neue, exotische Routen wie etwa von Südafrika aus zu Destinationen im Indischen Ozean.

60 Kreuzfahrten gehen inzwischen auf das Konto des Aargauers Dario Cremona (24).

Cremona erinnert sich heute noch gut an den Moment, als die MSC Fantasia am Hafen von Genua vor ihm in die Höhe ragte: «Als ich als kleiner Bub vor diesem riesigen Schiff stand, packte mich das Kreuzfahrtvirus.»

Der Mittelmeertrip ist der Startschuss für Cremonas Passion und Berufung. Die Schiffsreisen lassen ihn nicht mehr los. Privat schreibt er auf seinem Reiseblog «cruise-experience» über News, Trends und Hintergründe zur Branche, beruflich ist er Product Manager Schiffsreisen bei Knecht Reisen.

Dario Cremona hat sich ein Ziel auf die Fahne geschrieben: Kreuzfahrten einer jüngeren Zielgruppe schmackhaft zu machen. blue News hat den Kreuzfahrtschiffsexperten in Zürich zum Interview getroffen.

Was flasht dich an Kreuzfahrtreisen?

Es sind einerseits die Dimensionen der Schiffe und der nautische Aspekt. Absolut faszinierend, dass so ein gigantisches Schiff physikalisch schwimmt. Man reist damit von Hafen zu Hafen, und es gibt immer viel zu sehen und zu entdecken. Das Bordleben ist zudem ganz anders als in einem Hotel oder auf einer Städtereise. Auf dem Schiff kommen mit Gästen und Crew jeweils bis zu 100 Nationalitäten zusammen. Mit all diesen Menschen kommst du in Kontakt und kannst Freundschaften schliessen.

Du hast eine Mission: Du willst jüngere Reisende für Kreuzfahrten begeistern. Warum?

Generell sind Kreuzfahrten mit vielen Vorurteilen belastet. Das geht vom Thema Umweltschutz bis zur Fehleinschätzung, dass solche nur für ältere Leute interessant sind. Mit all den Innovationen aus der Branche möchte ich einen Gegenpol bilden und behaupte: Kreuzfahrten können durchaus für junge Leute attraktiv sein, zum Beispiel durch neue Entertainment-Möglichkeiten und den Austausch der Gäste an Bord. Gerade Jüngere können die Welt für einen machbaren Preis bereisen, sich auch mal eine Asien- oder Karibikreise leisten, auch jene, die ein schmaleres Portemonnaie haben.

Was gibt es für neue Attraktionen?

Die MSC World Europa, das grösste Schiff der MSC-Flotte, ist das erste LNG-betriebene (Flüssigerdgas; Abkürzung LNG für englisch Liquefied Natural Gas) Schiff der Reederei und bietet umfangreiche Entertainment-Angebote, darunter einen Aquapark und sieben Pools. Die «Icon of the Seas», das weltweit grösste Kreuzfahrtschiff, beeindruckt mit dem grössten Wasserpark auf See, einem Surf-Simulator, einer Eislaufbahn und einer Nachbildung des Central Parks. Beide Schiffe bieten innovative Erlebnisse, die über das traditionelle Kreuzfahrterlebnis hinausgehen und besonders für junge Abenteuerlustige attraktiv sind.

Klimaschützer*innen kritisieren Kreuzfahrtschiffe, diese seien untragbar für die Umwelt. Wie konterst du?

Das ist ganz klar ein schwieriges Thema. Mit dieser Kritik sind auch andere Transportmittel konfrontiert, die bis heute noch nicht stehen, wo sie hinwollen, und bis jetzt die Anforderungen nicht erfüllen. Im Kreuzfahrtenbereich muss man sagen, dass diese die fortschrittlichste Technologie der gesamten Schifffahrt verwenden.

Was heisst das konkret?

Neue Schiffe werden mit LNG-Tanks ausgestattet, die auch Bio-LNG – aus Bioabfällen – nutzen können. Es existieren mittlerweile auch hybride Kreuzfahrtschiffe, die zusätzlich mit Strom betrieben werden. Auch Künstliche Intelligenz wird schon eingesetzt, zum Beispiel, um Routen zu optimieren. Strömungen werden einberechnet, um die optimale Routenführung zu eruieren, damit wird Treibstoff gespart. Zudem werden Scrubber, also spezielle Filter, in den Schiffsschornsteinen eingebaut, die Russpartikel herausfiltern.

Interessant, wusste ich nicht.

Wenn man diese Bestrebungen auf den einzelnen Passagier herunterrechnet, ist der Fussabdruck kleiner als bei einem Handelsschiff, das unsere Waren weltweit herumschippert. Diese Branche ist noch nicht so weit wie die Kreuzfahrtschiffsbranche in Bezug auf Umweltschutzmassnahmen. Man kann es in Relationen setzen: Wir haben weltweit 350 Kreuzfahrtschiffe und rund 40'000 Handelsschiffe, die unsere Waren von A nach B transportieren. Das heisst, Kreuzfahrtschiffe machen ein Prozent aller Schiffe aus.

Erst kürzlich protestierten Einheimische in Spanien, Italien und Malta gegen Massen- und Kreuzfahrttourismus. Gibt es da neue Bestrebungen der Reedereien?

Es ist bedauerlich, dass in Städten wie Venedig oder Malta Einheimische durch den Massentourismus verdrängt werden. Aber wer soll die Verantwortung für die Regulierung tragen – die Reedereien oder der Staat? Die Meinungen gehen hier auseinander. Zwar könnten die Reedereien ihre Routen besser planen, doch wenn beliebte Ziele wie Santorini täglich bis zu acht Kreuzfahrtschiffe zulassen, sagen die Reedereien selten Nein. Hier sind staatliche Behörden gefordert, neue Standards zu setzen, wie es Dubrovnik vormacht, wo nur noch zwei Schiffe pro Tag mit maximal je 5000 Passagieren anlegen dürfen.

Was bedeutet das?

Diese Regulierung zwingt Reedereien dazu, alternative Routen zu suchen, was zu einer besseren Verteilung des Tourismus führt—eine Entwicklung, die auch bei Billigfluglinien, die zum Teil im Minutentakt in diesen Destinationen landen, notwendig wäre.

Was gibt es für neue Trends in der Branche? Was sind deine Tipps?

Der Trend in der Kreuzfahrtbranche geht hin zu kleineren Schiffen mit weniger Passagieren, da viele Kunden während der Pandemie gelernt haben, ruhigere und persönlichere Erlebnisse zu schätzen. Immer mehr Reisende bevorzugen immersive Reisen mit längeren Aufenthalten an Orten wie Istanbul oder wählen Segelschiffe und Jachten für ein exklusiveres Erlebnis, etwa entlang der Amalfiküste. Und bis vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass Kreuzfahrten ab Südafrika technisch möglich wären. Heute gibt es nicht nur Kreuzfahrten von Südafrika aus, sondern auch zu Destinationen im Indischen Ozean wie den Seychellen und in Asien, einschliesslich Singapur, Hongkong und Tokio. Routen wie Singapur bis Bali mit einem Abstecher zu den Komodo-Inseln ermöglichen Erlebnisse, die sonst schwer zugänglich wären.


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