SRF-Auswanderer erzählen «Hier in Ecuador haben wir unser Traumleben gefunden»

Vanessa Büchel

27.12.2024

«Auf und davon»-Auswanderer Isabelle und Leo Alvarado haben Luzern den Rücken gekehrt, um in Ecuador ein neues Leben anzufangen. Dass dort alles etwas langsamer läuft, stört die Schweizerin und ihren Mann nicht.

Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Isabelle und Leo Alvarado sind mit ihren zwei Buben von Luzern nach Ecuador ausgewandert. 
  • Das Schweizer Fernsehen SRF begleitet in der 16. Staffel der Doku-Serie «Auf und davon» die junge Familie.
  • Während viele andere Menschen aus Ecuador fliehen, gehen die Alvarados für ihr Traumleben den umgekehrten Weg.

«Ecuadors Natur tut uns sehr gut. Wir haben uns schon immer gewünscht, dass unsere Kinder hier anstatt inmitten der Stadt Luzern aufwachsen können», erklären Isabelle (39) und Leo Alvarado (36) unisono, als blue News die beiden per Videocall in ihrem neuen Zuhause in Río Negro erreicht.

Und das tun die beiden Buben nun, die sieben und vier Jahre alt sind. Die Familie hat vor mehr als einem Jahr ihre Zelte in der Schweiz abgerissen und ist in Leos Heimat Ecuador ausgewandert.

Kennengelernt haben sich Isabelle und Leo vor mehr als 13 Jahren, als die Luzernerin eine Südamerika-Reise machte, um ihr Spanisch aufzubessern. Leo war damals ihr Tourguide – und eines führte zum anderen.

Die beiden verliebten sich und der Ecuadorianer machte Isabelle schliesslich per Skype einen Heiratsantrag. Leo kam in die Schweiz, lernte Deutsch und absolvierte mit viel Fleiss eine Lehre als Zimmermann. Das Paar gab sich am 30. Hochzeitstag von Isabelles Eltern im Jahr 2012 das Jawort.

«Wusste immer, dass ich mal woanders wohnen werde»

Dass sie schliesslich nach Ecuador auswandern würden, damit habe Isabelles Mutter irgendwie schon immer gerechnet. «Trotzdem war es nicht einfach, es meinen Eltern zu sagen», fügt die 39-Jährige an.

«Auch unsere Freunde waren natürlich traurig, als wir ihnen mitteilten, dass wir die Schweiz verlassen wollen.» Doch heute können ihre Liebsten sie eben an einem schönen Ort besuchen kommen.

Ist Isabelle ganz ehrlich, war für sie aber schon als Teenagerin klar, dass sie irgendwann einmal nicht mehr in ihrer Heimat Kriens LU leben würde. Sie erinnert sich: «In der Schule meinte unser Geografielehrer einmal, dass die meisten von uns nur zehn Kilometer weit weg von dort leben werden, wo wir aufgewachsen sind. Und ich habe damals gesagt: ‹Ich werde einmal woanders wohnen.›» Und so ist gekommen.

Für Isabelle und Leo ist es ihr Traum, den sie seither in Ecuador leben. «Hier haben wir mehr Zeit für alles, mehr Zeit für die Familie und unsere Kinder, aber auch für unsere eigenen Projekte», befindet das Paar. 

Zwar sei die Zeitrechnung in Ecuador einfach viel langsamer als in der Schweiz, vieles unplanbar, aber das Leben sei dafür gelassener, Stress erträglicher und es gebe ganz viel Raum für magische Momente.

Ordnung und Struktur wie in der Schweiz suche man hier vergebens, dafür werde die junge Familie mit viel Freiheit und wunderschöner Natur beglückt: «Manchmal funktioniert etwas nicht so, wie du es zuerst dachtest, aber dann gelangst du am Ende über Umwege an einen ganz anderen Ort und du wirst reich beschenkt», erklärt Isabelle.

Hausbau ist ein Meilenstein

An ihrem eigenen Heim in Río Negro baut der gelernte Zimmermann Leo nun schon seit einigen Jahren. Sein Bruder hilft ihm manchmal – als persönlicher «Azubi», wie das Paar es ausdrückt.

«Wenn das Haus fertig gebaut ist, haben wir einen Meilenstein erreicht. Das könnte aber auch noch 20 Jahre dauern», fügt Isabelle an und lächelt ihren Mann an. «Er steckt so viel Liebe und Herzblut in seine Arbeit. Das hat er schon immer getan und war mitunter ein Grund, warum ich mich in ihn verliebt habe.»

Dafür erhalten die Eltern von zwei Buben viel Unterstützung von Leos Familie. Isabelle erklärt: «Meine Schwiegermutter lebt bei uns im Haus, mein Schwiegervater ist unser Nachbar und unten wohnt Leos Bruder.» Sei die Familie mal auf Reisen, könne also immer jemand auf das Haus, die Baustelle und den Garten achten.

Auszeit in Ecuador während der Pandemie

Bis sich die Alvarados schliesslich fix in Río Negro niederliessen, bedurfte es ein paar Besuche. Während der Corona-Pandemie steckte die damals noch dreiköpfige Familie fest. «Wir nahmen uns damals eine Auszeit, wollten das Haus bauen, ich wurde schwanger und unser Flug annulliert», erzählt Isabelle.

Ihr zweiter Sohn erblickte bei einer Hausgeburt in Ecuador das Licht der Welt. «Doch während der Pandemie war es keine gute Zeit für unsere Kinder in Ecuador», meint Leo, «die Regeln waren streng und so kehrten wir Ende 2020 in die Schweiz zurück.»

2023 flogen die Alvarados erneut nach Ecuador. «Dann haben wir gesehen, wie das normale Leben dort abläuft – und wie schön es ist.» Dass das Land immer wieder von Unruhen, Gewalt und politischer Instabilität erschüttert wird, davon bekommen Isabelle und Leo in Río Negro nicht viel mit.

Alvarados sind zufrieden in Ecuador

«Wir fühlen uns hier sicher. Wenn halt der Staat oder die Polizei nicht so gut schauen, muss das die Bevölkerung übernehmen», sagt Isabelle nachdenklich. Der Zusammenhalt sei gross und die Einwohner*innen würden aufeinander schauen. 

Und: «Wir sind hier ja nicht in einer Stadt. Ich vergleiche es gerne mit dem 1. Mai in der Schweiz, wenn dann in Zürich Demonstrationen stattfinden, bekomme ich davon in Entlebuch auch nichts mit über.»

Im Moment können sich die Alvarados nicht vorstellen, in die Schweiz zurückzukehren. Doch man wisse nie, was einmal passiert. «Vielleicht, wenn unsere Jungs eine spezielle Lehre machen wollen. Oder, wenn Isas Eltern irgendwann Unterstützung brauchen», so Leo. 

Die Kinder haben sich derweil auch gut integriert und reden ausserhalb des Elternhauses Spanisch. Daheim wird Hoch- und Schweizerdeutsch gesprochen. Leo betont: «Wir wollen, dass die Jungs Isas Muttersprache beherrschen. Es wäre schade, wenn sie sie vergessen würden.» 

Neue Träume – und Herausforderungen

Im Moment stehen diverse Projekte für die Familie an. Der gelernte Zimmermann, der in der Vergangenheit ein Kinderbuch veröffentlicht hat, will noch mehr Geschichten erzählen. Und Isabelle, die gelernte Natur- und Umweltfachfrau ist, will ihm dabei helfen, macht sich aber gerade als Tierkommunikatorin in Ecuador und auch dem Ausland einen Namen.

Dass sie dabei immer wieder Herausforderungen begegnen, gehört eben dazu. «Die Schweiz ist wunderschön, stabil und alles läuft dort einwandfrei ab, aber hier in Ecuador – zwischen Froschquaken, Grillengezirpe und Vogelgezwitscher – haben wir unser Traumleben gefunden», fasst Isabelle zusammen.

Und eine Reise zwischendurch liege auch immer wieder drin. Denn sie hätten ihr Zuhause, wo sie immer wieder zurückkehren können und keine hohen Fixkosten wie früher in der Schweiz. «Finanziell ist es hier für uns einfacher, wir müssen keine obligatorische Krankenkasse, keine Miete zahlen – und wie gesagt, wir haben hier einfach mehr Zeit für alles.»

Die neue Staffel «Auf und davon» mit Isabelle und Leo läuft immer freitags ab 3. Januar um 21 Uhr auf SRF1. Am 1. Januar um 20:05 Uhr läuft ausserdem «Auf und davon: Ein Jahr danach» auf SRF1, wo es ein Wiedersehen mit den Schweizer Auswanderer*innen gibt, die ihre Heimat vor einem Jahr verliessen und ihr Glück in der Ferne suchten.


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