Swisscom NachhaltigkeitsblogJolanda Spiess-Hegglin: «Hass ist keine Meinung»
Von Michael In Albon
10.3.2020
Hate Speech im Internet kann jeden treffen. Wie zerstörend solche Angriffe sein können und was man dagegen tun kann, erklärt Jolanda Spiess-Hegglin im Interview.
Seit einem bis heute ungeklärten Vorfall nach einer politischen Feier im Jahr 2014 ist Jolanda Spiess-Hegglin eine Person des öffentlichen Interesses.
Auf den Vorfall folgte eine gross angelegte Medienkampagne, die sich auf Mutmassungen und Falschinformationen stützte und inzwischen von Amtes wegen als rechtswidrig und persönlichkeitsverletzend erklärt wurde. In der Folge sah sich die damalige Zuger Kantonsrätin einem nicht enden wollenden Sturm von Hass im Internet ausgesetzt.
Der eigentliche Skandal an der Geschichte ist, dass eben dieser Hass um ein Vielfaches verletzender war als der Vorfall an sich. Hass im Internet ist schwer zu kontrollieren und kann Leben zerstören.
Mit der Kampagne #WirGegenHass macht Swisscom zusammen mit dem Verein #NetzCourage auf dieses Phänomen aufmerksam und sagt Hatern im Internet den Kampf an.
Wir haben mit Jolanda Spiess-Hegglin über ihre Erfahrungen und ihr Engagement gegen Hass im Internet gesprochen.
Frau Spiess-Hegglin, weshalb haben sich so viele Leute gegen Sie gewendet?
Ich glaube, weil ich mich nie in die Opferrolle dieses Vorfalls begeben habe. Bevor ich mit irgendjemandem darüber sprechen konnte, sah ich mich bereits mit breit gestreuten Mutmassungen über meine Person in der Presse konfrontiert.
Hätte ich mich selbst als Opfer an die Presse gewendet und mich als wehrlose, junge Mutter dargestellt, würde mich heute nicht die ganze Schweiz kennen, und ich wäre 2015 nicht die meist gegoogelte Frau der Schweiz geworden. Mir wurde öffentlich Unrecht getan, und für mich gibt es da keine andere Reaktion, als mich zu wehren und die Dinge richtigzustellen.
Respektvolles Miteinander
Hass ist keine Meinung und hat innerhalb öffentlicher Kommentarspalten nichts verloren. Gemeinsam mit NetzCourage möchte Michael In Albon, Jugendmedienschutzbeauftragter der Swisscom, zeigen, dass die Mehrheit der Menschen sich wünscht, dass das Internet zu einem Ort des respektvollen Miteinanders wird.
Warum erwartete man von Ihnen, dass Sie schweigen?
Weil man hoffte, dass so schnell Gras über die Sache wachsen würde. Aber weshalb sollte es das? Hass im Internet ist eine immer häufiger werdende Realität, und vielmals sind junge Frauen – besonders oft auch Politikerinnen – Ziel solcher Angriffe. Welcher Logik folgt es, Beleidigungen, ungerechtfertigte Anschuldigungen, Drohungen einfach hinunterzuschlucken und zu ignorieren?
Bietet man mit diesem Verhalten sogenannten Hatern nicht eine Plattform und noch mehr Aufmerksamkeit?
Natürlich besteht diese Gefahr, und manchmal ist das wohl auch nicht zu verhindern. Aber einfach still sein ist im Jahr 2020 sicher keine Option mehr. Es werden laufend Fälle publik, in denen Shitstorms gegen Einzelpersonen im Internet ganze Leben zerstört haben. Die SP hat, in Zusammenarbeit mit meinem Verein #NetzCourage, gerade eine Broschüre für Politikerinnen und Politiker herausgegeben, die sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Damit reagieren wir auf eine Nachfrage.
Gehört es nicht zum Schicksal einer Person des öffentlichen Lebens, auch mal kritisiert zu werden? Waren Sie als aktive Politikerin nie Zielscheibe solcher Anfeindungen?
Doch, natürlich. Als Politikerin setzt man sich aber immer für eine Sache ein, und dann streitet man wegen unterschiedlicher Ansichten, und das ist gut so. Es geht dabei erstens nicht direkt um die eigene Person, und zweitens nimmt man als Vertreterin des Volkes immer eine gewisse Verantwortung wahr. Das erfordert ein Minimum an Reflexion der eigenen Wortwahl – oder sollte es zumindest. Hass jedoch ist persönlich und intim. Und Hass im Internet ist nochmals eine andere Geschichte als Hass von Angesicht zu Angesicht.
Wie verändert das Internet den Hass?
Wenn man jemanden über eine Social-Media-Plattform anfeindet und beleidigt, fehlt die direkte Reaktion des Gegenübers. Man fühlt sich anonymer, ist hemmungsloser. Mein Fall bestätigt das: Der Hass gegen mich beschränkte sich ausschliesslich auf die Online-Welt. Ich wurde noch nie öffentlich auf der Strasse angegriffen.
Ich beobachte auch, dass ältere Personen sich online öfter im Ton vergreifen als jüngere. Weil die Jungen mit dem Internet aufgewachsen sind, nehmen sie es vielleicht mehr als Realität wahr als Leute aus älteren Generationen. Diese verstehen Facebook und Co. womöglich eher als surreale Parallelwelt und wägen sich in Sicherheit und Anonymität. Die Verletzungen aber, die durch solche Kommentare bei der Empfängerin oder dem Empfänger entstehen, sind real.
Wie können wir gegen Hate Speech vorgehen? Wer trägt Verantwortung?
Jede und jeder muss sich bewusst sein, dass ein Angriff in den sozialen Medien den gleichen oder sogar noch einen grösseren Effekt hat wie ein persönlicher. Ebenso muss man sich bewusst sein, dass solche Angriffe strafbar sind und man rechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Dank zunehmender Wichtigkeit des Themas in der Gesellschaft passiert dies auch immer öfter.
Verantwortung tragen aber auch Medien und andere Plattformen, auf denen Kommentare verfasst werden können. Diskriminierende und beleidigende Posts müssen gelöscht, und Rassismus muss angezeigt werden. Weiter ist es wichtig, dass sich auch Wissenschaft und Politik mit der Thematik beschäftigen, damit das Problem ernst genommen wird. Und letztlich sind natürlich Bildung und Aufklärung wichtig. Swisscom leistet hier wichtige Arbeit mit einem breit gefächerten Engagement in Sachen Medienkompetenz.
Ihr Verein #Netzcourage setzt sich für einen respektvollen Umgang im Internet ein und betreibt Aufklärungsarbeit zum Thema Hate Speech. Stellen Sie bereits einen Wandel fest?
Die alleinige Tatsache, dass solche Vergehen mit dem Begriff Hate Speech einen Namen bekommen haben, ist bereits ein Erfolg. Ausserdem interessieren sich immer mehr Medien für Fälle von Hass im Internet. Das zeigt, dass sich die Bevölkerung damit auseinandersetzt und das Thema an Aufmerksamkeit gewinnt.
Sich gegen Hass im Internet zu wehren und darauf aufmerksam zu machen, ist wichtig. Je mehr wir Opfern den Rücken stärken, desto mehr werden Täter verunsichert und zum Nachdenken animiert. Die Illusion, im Internet hätten soziale Verhaltensregeln kein Gewicht, soll endgültig zerfallen.
Über den Nachhaltigkeitsblog
Hier erhalten Sie von Swisscom-Mitarbeitenden und Experten aktuelle Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil und für einen kompetenten Umgang mit Neuen Medien. Wir porträtieren Unternehmen und Technologien, die innovative Lösungen für die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit bieten. Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter und bleiben Sie informiert. Das «Bluewin»-Portal ist eine Unternehmenseinheit der Swisscom (Schweiz) AG.
Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
Bild: iStock
Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
Bild: iStock
Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
Bild: Getty Images
Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
Bild: iStock
Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
Bild: iStock
Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
Bild: iStock
Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
Bild: iStock
Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
Bild: iStock
Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
Bild: iStock
Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
Bild: iStock
Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
Bild: Getty Images
Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
Eine Netflix-Doku erzählt die Transformation-Geschichte des Zehnkampf-Olympiasiegers Bruce Jenner. Transfrau Nadia Brönimann hat sich «Untold: Caitlyn Jenner» angeschaut und erklärt, was sie von der öffentliche Inszenierung hält.
04.10.2021
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Die Armut ist hierzulande kaum sichtbar. Aber es gibt sie. Betroffene haben oft das Gefühl, von einer ansteckenden Krankheit befallen zu sein. «blue News»-Redaktor Bruno Bötschi besuchte eine Abgabestelle der Lebensmittel-Hilfe Tischlein deck dich.
13.09.2021
Hüfthoch in den Fluten – Feuerwehr: Schutz von Leib und Leben hat Prämisse
Augsburg/Pfaffenhofen an der Ilm , 02.06.2024: Es sind erschreckende Bilder aus dem Süden Deutschlands. Hüfthoch stehen Menschen in den Fluten.
In Teilen Bayerns spitzt sich die Hochwasserlage zu: In mehreren Orten sind Menschen aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen.
Ein 42 Jahre alter Feuerwehrmann ist laut Landratsamt bei einem Einsatz in Oberbayern in Pfaffenhofen an der Ilm verunglückt.
Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützten nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken.
Und der Deutsche Wetterdienst erwartet weiteren Regen. Die Unwetter der vergangenen Tage haben mancherorts binnen 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird.
In Baden-Württemberg atmen unterdessen die ersten Einsatzkräfte vorsichtig auf. Ein ICE, der im Schwäbisch Gmünd wegen eines Erdrutsches in der Nacht engleiste, soll im Laufe des Mittags geborgen werden. Verletzt wurde niemand.
In Bayern ist die Lage weiter angespannt. Ein Vertreter der Feuerwehr sagt, im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser, das man so auch noch nie verzeichnen habe. Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib und Leben.
03.06.2024
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Hüfthoch in den Fluten – Feuerwehr: Schutz von Leib und Leben hat Prämisse