Fünf Erkältungsmythen im Check Mit nassen Haaren draussen wirst du krank – stimmt das?

vab

8.10.2024

Im Herbst und Winter erkälten sich viele Schweizer*innen.
Im Herbst und Winter erkälten sich viele Schweizer*innen.
IMAGO/Westend61

Wer sich die Haare nicht föhnt, bevor er das Haus verlässt, wird sich erkälten. Dieser Glaube hält sich seit jeher wacker. Doch stimmt das überhaupt? blue News macht für dich den Erkältungsmythen-Check.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Um Schnupfen reihen sich einige Mythen. Wie etwa, dass man nicht mit nassen Haaren aus dem Haus gehen soll, weil man dann krank wird.
  • Dies führt aber nicht direkt zu einer Erkältung. Obwohl Kälte die Schleimhäute schwächt, wodurch Viren leichter eindringen können.
  • Kälte allein verursacht keine Erkältungen. Menschen stecken sich im Winter nur häufiger an, da sie sich in geschlossenen Räumen enger zusammen aufhalten, wo sich Viren leichter verbreiten.
  • Ausserdem bieten Nahrungsergänzungsmittel und heisses Zitronenwasser keinen signifikanten Schutz vor Erkältungen.

«Grad geht so richtig was um», diesen Satz hörst du in letzter Zeit wohl wieder öfter. Denn der Herbst ist geplagt von einer Erkältungswelle – und der Winter steht erst noch bevor. Was muss also beachten, wer nicht krank werden will?

Was dir deine Eltern mit Sicherheit eingeschärft haben: Wenn du mit nassen Haaren das Haus verlässt, dann holst du dir eine Erkältung. Wie ein Mantra hat sich dir das womöglich eingeprägt. Bestimmt hast du dich aber auch schon gefragt, ob das überhaupt stimmt oder es bloss Humbug ist, dass man sich mit ungeföhnten Haaren eine Grippe holt. blue News macht den Faktencheck in Sachen Erkältungsmythen. 

Mit nassen Haaren erkältest du dich
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Entwarnung: Du darfst morgens mit nassen Haaren das Haus verlassen, falls du im Stress bist und grad keine Zeit zum Föhnen hast. Denn hierbei handelt es sich in der Tat nur um einen Mythos.

Zwar ist es so, dass das Risiko für eine Erkältung steigt, wenn du dich mit nassen Haaren an die kalte Luft begibst, aber krank wirst du dadurch nicht direkt. Denn erkälten tust du dich ausschliesslich über Viren und Bakterien, nicht aufgrund kalter Aussentemperaturen. Wenn keine Erreger vorhanden sind, kannst du also auch nicht krank werden. 

Doch wenn du am Kopf frierst, hat das zur Folge, dass die Schleimhäute nicht mehr genügend durchblutet werden. Die Schleimhäute schützen unseren Körper vor den Krankheitserregern und wenn diese nicht ausreichend versorgt sind, können Viren und Bakterien einfacher eindringen. 

Nur wer sich warm anzieht, bleibt gesund
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Auch wenn es der Begriff an sich vermuten lässt: Kälte begünstigt nicht eine Erkältung. Schuld an Erkältungen sind wie oben erwähnt Viren und Bakterien und nicht die tiefen Temperaturen, obwohl im Winter deutlich mehr Menschen krank sind als im Sommer. 

Dieses Phänomen erklärt Dr. Sorana Segal-Maurer, Leiterin der Abteilung Dr. James J. Rahal Jr. für Infektionskrankheiten am NewYork-Presbyterian Queens Hospital, CNN: «Wenn das Wetter kalt wird, rennen wir alle nach drinnen, wo die Luft recycelt wird. Und wir befinden uns oft auf engem Raum mit anderen Menschen und Viren. Wir niesen alle übereinander.»

Übertragen werden die Erreger über Tröpfchen und auch durch Aerosole. Letztere sind kleine, in der Luft schwebende Tropfen. Wenn jemand hustet oder niest, aber auch einfach spricht oder atmet, verteilen sich Viren und Bakterien in der Luft. Andere atmen diese dann ein und stecken sich an.

Kalt duschen hält gesund
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Wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt, gibt es der Stiftung Gesundheitswissen zufolge zu wenig wissenschaftliche Bewegung, um verallgemeinernde Aussagen machen zu können, dass Kaltduscher seltener krank sind.

Eine niederländische Forschungsgruppe nahm sich jedoch dem Thema im Rahmen einer Studie an und liess einen Teil der 3000 Proband*innen täglich 30, 60 oder 90 Sekunden mit kaltem Wasser duschen. Am Ende zeigte sich «kein signifikanter Gruppeneffekt».

Dass kaltes Duschen aber einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben kann, bestätigt Prof. Dr. med. Johannes Scherr, Chefarzt und Leiter des universitären Zentrums für Prävention und Sportmedizin an der Zürcher Universitätsklinik Balgrist, in einem Interview mit der Stiftung Gesundheitswissen: «Abwechslungsweise kalt und warm zu duschen, das sogenannte Wechselduschen, hat sicher einen positiven Effekt. Es stärkt – wie bereits in Studien nachgewiesen werden konnte – das Immunsystem, ist gut für die Blutgefässe, für Haut und Haare und hilft sogar beim Fettverbrennen.»

Heisses Zitronenwasser hilft gegen Erkältung
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Eine gesunde und vitaminreiche Ernährung ist gut für den Körper. Dass heisses Wasser mit Zitrone aber ein Wundermittel gegen Erkältungen sein soll, das ist nur ein Mythos, an den viele glauben. Zwar ist belegt, dass Vitamin C – hoch dosiert und über lange Zeit hinweg eingenommen – die durchschnittliche Krankheitsdauer von einer Woche um einen halben bis einen Tag verringern könnte, doch Erkältungen ganz verhindern, kann es nicht. 

Da Zitrone aber vergleichsweise nur wenig Vitamin C enthält und das beim Aufwärmen teils verloren geht, hilft die «heisse Zitrone» nicht wirklich. 

Zu CNN sagt Dr. Michael Russo, Spezialist für pädiatrische Infektionskrankheiten am Children's Hospital of Philadelphia, dass Eltern also ihr Geld besser sparen können. Ergänzungsmittel und Vitamine hätten noch nie gezeigt, dass sie «irgendeine Wirkung auf die Prävention» haben.

Männer leiden mehr unter einer Grippe
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Es ist eine weit verbreitete Legende, dass Männer sich mit einer Grippe schwerer tun als Frauen. Die Rede ist von einer Männergrippe. Herren leiden bekanntlich sehr darunter, Frauen schmunzeln dann häufig.

Wissenschaftler der Universität Innsbruck wollten dem nachgehen und haben dafür 113 erkältete Frauen und Männer untersucht. Sie bewerteten ihre Symptome und liessen die Proband*innen einschätzen, wie sehr sie unter der Grippe leiden. Das Ergebnis zeigte, dass sich Männer zwar weniger schnell erholen, aber nicht mehr gequält sind wie Frauen.

Dass Frauen schneller genesen, hängt laut dem «Geo»-Magazin damit zusammen, dass in ihrem Körper mehr Östrogen vorkommt. Es sorgt dafür, dass die Vermehrung von Antikörpern angeregt wird.


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