Kolumne am Mittag Wem die Bardot das Coronavirus wünscht – und warum

Von Markus Wanderl

14.4.2020

Brigitte Bardot im Jahr 1963.
Brigitte Bardot im Jahr 1963.
Bild: Getty Images

«Und denen wünsche ich, dass sie sich mit dem Coronavirus anstecken» – wieder einmal sind Brigitte Bardot die Gäule durchgegangen. Doch immerhin bringt sie einen zum Nachdenken.

Am Wochenende gab es in einer deutschen Zeitung ein Interview mit Brigitte Bardot zu lesen, das mir zu denken gab. Nun gibt mir gerade ohnehin kaum etwas nicht zu denken, glaubt doch andauernd jemand etwas zu wissen, was dann von jemand anderem angeblich noch besser gewusst wird. Den Schluss des Reigens bildet dann der Besserwisser bzw. die Besserwisserin. Doch die Bardot ist noch einmal ein ganz spezieller Fall.

Ich finde es immer erschreckend zu lesen, wenn sie zum x-ten Mal sagt, sie habe ihr Grundstück in ihrer Residenz Madrague in St. Tropez seit Jahren nicht verlassen, diesmal präzisiert sie sogar: seit zehn Jahren, und dass sie kaum jemanden mehr sehe – keine Ahnung, ob sie noch mit dem Industriellen Bernard d’Ormale zusammenwohnt, den sie 1992 ehelichte. Zu ihrem 80. waren ein Schimmel, eine schwarz-weiss gefleckte Katze und ein Esel geladen gewesen, so heisst es zumindest in einem Bericht. Längst ist die Bardot 85.

Immer auf die Chinesen ...

Aber dass sie seit Jahren keine Medien mehr konsumieren würde, das hat die Bardot wiederum nie behauptet. Es würde ihr eh keiner glauben, hat die einstige Filmdiva und heutige Tierschützerin ihr Einsiedlerdasein doch immer für wissenschaftliche Studien genutzt. Und wenn man nicht vor die Tür geht, um sodann die Empirik walten zu lassen, muss man sich alternativ informieren, sonst wüsste man nicht wie die Bardot, dass «die Chinesen glauben, dass die Galle eines Bären Covid-19 heilt, neben einer ganzen Reihe von weiteren Krankheiten».

Brigitte Bardot in 2007, also zu Zeiten, als sie noch ihr Anwesen in St. Tropez verlassen hat.
Brigitte Bardot in 2007, also zu Zeiten, als sie noch ihr Anwesen in St. Tropez verlassen hat.
Bild: Getty Images

Die Bardot weiter: «Es gibt (in China) seit Jahren eine Gallen-Farm, wo zehntausend Bären in Käfigen eingesperrt sind, mit einem Katheter in der Galle. Das ist ein Skandal, und das heilt überhaupt nichts. Die werden auch noch die letzten verbliebenen Wildtiere umbringen.»

Und noch einmal die Bardot: «Da werden wegen des Coronavirus Haustiere ausgesetzt. Ihre Besitzer glauben, dass die Tiere diese Krankheit auf sie übertragen. Dabei haben alle Veterinäre, Ärzte und Professoren erklärt, dass das nicht der Fall ist … Diese feigen Franzosen sehen im Tier das Schlimmste, was ihnen selbst passieren könnte. Und denen wünsche ich, dass sie sich mit dem Coronavirus anstecken.»

Manchen ist nicht zu helfen

Seit Neuestem kursieren in den sozialen Medien Typen, die alles abschlecken, was ihnen in den Weg kommt, selbst Fahrkartenautomaten und U-Bahnstangen. Gestern wurde im deutschen Freiburg ein Mann dabei gefilmt, wie er Lebensmittel in einem Supermarkt ableckt. Es heisst, jene wollten andere mit dem Coronavirus anstecken. Wobei: Dafür müssten sie selbst freilich infiziert sein.



Ich habe Ostern im Brandenburgischen auf dem Land verbracht, und bald, nachdem ich das Interview mit der Bardot gelesen hatte, ging ich raus und spazierte den sandigen Feldweg entlang. Nicht lange dauerte es, und ein Hund mit überbordenden Frühlingsgefühlen kam angesprungen. Er leckte meine Hand. Und ich dachte zuerst an die Bardot, dann an diese bescheuerten Typen, die alles abschlecken, und dann beschloss ich, doch noch einmal darüber nachzudenken, ob Tiere nicht doch die besseren Menschen sind, und darüber, ob das denn überhaupt so schlimm wäre.

Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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