KolumneWeihnachtsbeleuchtung – warum sie inneren Frieden bringt
Von Caroline Fink
16.12.2019
Lange Zeit hatte die Kolumnistin nichts übrig für Adventsbeleuchtung. Heute sieht sie das anders. Dank mehreren Besuchen in Finnland – und einigen Neonröhren in Zürich, die ausser ihr wohl keinem gefielen.
Vor einigen Jahren gab es eine neue Weihnachtsbeleuchtung an der Bahnhofstrasse Zürich. Sie bestand aus einer vertikal aufgehängten, sehr langen Reihe von Neonröhren, über deren ganze Länge sich Muster in bläulichweissem Licht bewegten.
So mancher war entsetzt darob: zu kalt, zu modern, so gar nicht weihnachtlich sei diese Beleuchtung, und bald ersetzte sie die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse durch warm glimmende Punkte.
Ich dagegen mochte die Neonröhren. Während Stunden hätte ich diese stillen Lichtschweife betrachten können, während die Strasse darunter im Rummel aus gehetzten Pendlern, gestressten Konsumenten auf Geschenksuche, Touristen mit Kameras und quietschenden Trams versank.
Ein transparent schimmerndes Foulards
Ich wusste selbst nicht, warum mir diese Weihnachtsbeleuchtung gefiel. Für elektrische Adventsdekoration hatte ich sonst nichts übrig, einzig Kerzenlaternen fand ich akzeptabel.
Doch irgendwann kam ich dahinter: Die Bewegung des Lichts erinnerte mich an Nordlichter, wie ich sie in Finnland gesehen hatte. Diese grünlichen, manchmal lilafarbenen, Lichter, die sich so still über den Nachthimmel bewegen, als würde jemand ein transparent schimmerndes Foulards durch das Firmament ziehen.
Ein paar Jahre später, während eines weiteren Weihnachtsbesuchs bei Freunden in Finnland, begann ich auch zu verstehen, was es mit der Adventsbeleuchtung auf sich hatte:
Es ging schlichtweg darum, in der dunkelsten Zeit des Jahres die langen Nächte ein wenig zu erhellen. Am kürzesten Tag des Jahres ein Lichterfest zu feiern, um sich danach über wieder länger werdende Tage zu freuen. Eine Tradition, die uralt ist – aus vorchristlicher Zeit.
Das Ende eines natürlichen Jahreszyklus
Seit ich dies verstanden habe, sehe ich Adventsbeleuchtung auch hierzulande in einem anderen Licht. Um nicht zu sagen: freue ich mich daran. Amüsiere mich manchmal auch oder staune darüber, womit wir bei uns die Dunkelheit zu vertreiben trachten, von leuchtenden Hirschen bis hin zu bunt blinkenden Sternen.
Doch mittlerweile erinnern selbst diese mich daran, was die Adventszeit im Grunde ist: das Ende eines natürlichen Jahreszyklus; eine Zeit, in der sich etwas dem Ende zuneigt und etwas Neues beginnt.
Jüngst tauchte bei uns auch der Begriff der Rauhnächte wieder vermehrt auf. Jene zwölf Tage Zeit zwischen der Wintersonnwende am 21. Dezember und dem 6. Januar. Zwölf Tage, die übrig bleiben, um ein Sonnenjahr zu vollenden, sofern man ansonsten in zwölf Mondmonaten rechnet. So wie unsere Vorfahren es taten.
Zig vorchristliche Bräuche sind mit diesen zwölf Tagen «zwischen den Jahren» verbunden. Allem voran die Vorstellung, dass die Welt der Geister und Seelen uns dann näher ist. Früher fürchteten sich viele Menschen vor diesen Nächten, andere nutzten sie für den Blick in die Zukunft, heute raten Bücher und Podcasts zur inneren Einkehr.
Letzterer Gedanke gefällt mir: Das Jahr ausklingen lassen, zur Ruhe kommen, die kurzen Tage geniessen und ein Licht anzünden – oder von mir aus einen Stecker am Strom anschliessen. In Erinnerung daran, dass Jahre und Zeiten kommen und gehen, Dinge entstehen und vergehen – und wir selbst auch Teil davon sind.
Ironie des Schicksals scheint mir, dass ich dies im Zentrum des Konsumwahns, an der Bahnhofstrasse, entdeckt habe. Und im Grunde auch in Finnland. Dort, wo die Nordlichter tatsächlich schimmern. Wo die Nächte sehr lang und die Festtage sehr still sind.
Denn die Finnen kennen ein eigenes Wort für die Ruhe zwischen den Jahren: «Joulurauha» – wobei joulu Weihnachten bedeutet und rauha Friede. Und wenngleich nicht geklärt ist, woher der Begriff der Rauhnächte im Deutschen genau kommt: Für mich liegt sein Zauber irgendwo verborgen im Frieden finnischer Winternächte.
Und jede Weihnachtsbeleuchtung daheim erinnert mich ein klein wenig daran.
Zur Autorin: Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade, greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.
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Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
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Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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