Gefürchtet, verdrängt, ausgeblendetUnerhört? Nein, hingehört! Junge Menschen reden über den Tod
bk
20.2.2021
Er ist der berühmt-berüchtigte Elefant im Raum: der Tod. Immer da, so gross wie das Leben. Aber darüber reden? Unangenehm, schwierig, lieber nicht. Oder doch?
«Unbedingt sogar», finden Patrick Bolle, Elena Ibello, Andrea Keller und Viviana Leida Leonhardt. Das Quartett bricht das Schweigen – öffentlich, in ihren Podcasts und mit den unterschiedlichsten Gesprächspartner*innen.
«Vorher hatte der Tod keinen Platz in meinem Haus. Jetzt ist er immer da, immer», sagt Nadja Zela im Gespräch mit Patrick Bolle, Host des Podcasts «Tod&Leben». Die Zürcher Musikerin redet in einer Offenheit, Verletzlichkeit und Stärke über den Verlust ihres Lebenspartners, dass es einem nicht nur ins Ohr, sondern mitten ins Herz geht.
Und da klingen Zelas Sätze dann noch lange nach, rütteln wach, schimpfen auch, trösten ... und verschwimmen mit Musik aus ihrem neuen Album «Greetings to Andromeda», einem der wenigen Requiems der Rockgeschichte.
«Hallo, Tod!» – Mitten im Leben
Bolle realisiert den Podcast im Zuge eines Kulturprojektes mit Namen «Hallo, Tod!» und zusammen mit Andrea Keller, mit der er auch schon ein Fundbüro für Immaterielles realisiert hat – Buch inklusive («Guten Tag, haben Sie mein Glück gefunden?»).
Bei der neuesten Podcast-Folge von Keller tauscht sie sich mit der renommierten Literaturwissenschaftlerin und Autorin Hildegard E. Keller aus, die verstorbene Persönlichkeiten wie Hannah Arendt zurück ins Leben schreibt.
In den anderen im Folgenden vorgestellten Podcasts kommen etwa Mitarbeitende des Hospiz Aarau und Menschen wie Monika Obrist vom Verein Palliative ZH+SH zu Wort, die sich auch beruflich mit unserer Sterblichkeit befassen.
Hinhören lohnt sich nicht zuletzt deshalb, weil es bei den Gesprächen über das Sterben und den Tod auch immer um das Leben geht. Um unser wertvolles, fragiles Dasein.
Einige Podcasts zum Thema «Tod» und ihre Macher*Innen
Das letzte Stündchen:Gespräche über das Sterben und den Tod. Und damit übers Leben. Mit Menschen, die dazu etwas zu sagen haben: Menschen, die sich professionell mit dem Sterben befassen und solche, die es privat tun – gezwungenermassen oder freiwillig.
Endlich.sein: Ein Podcast für mehr Life-Death-Balance im Alltag, der der totgeschwiegenen Endlichkeit Gehör verschafft. Gedanken, Geschichten, Facts und Talks rund um den Tod, ehrlich, direkt und neu.
Viviana Leida Leonhardt, geboren 1995, ist Konzeptdesignerin und Teil des Kernteams des Festivals «Hallo, Tod!». Sie ist eine ausführende Denkerin, welche sich für den Wandel der Gesellschaft interessiert. Sie setzt den Death in Kontext. Der Podcast ist auch auf dem Instagram-Account @endlich.sein als «Contemporary Memento Mori» zu hören. Anhören auf Spotify.
Tod&Leben: No time for bullshit: Bei diesem Podcast geht’s um das Wesentliche, nämlich um das Werden, das Sein, das Sterben – das Leben und den Tod, den Tod und das Leben.
Darüber reden Patrick Bolle, Kulturmanager und Soziokultureller Animator, und Andrea Keller, Kulturschaffende, Journalistin/Kulturpublizistin sowie Autorin, mit Menschen, die ihnen begegnen; teils zufällig, teils helfen sie auch nach. Es sind Menschen, die inspirieren, vielleicht auch mal schockieren, indem sie vermeintlich Unaussprechliches in Worte fassen. Hier anhören.
Mehr Hörenswertes zum Thema «Tod»
Interessiert an weiteren Podcasts zum Thema «Tod» aus der Schweiz und der Welt? Hier sieben weitere hörenswerte Projekte:
Deadline: Grüsse aus dem Todestrakt. Host: Marina Fischer. Schweiz. Anhören auf Spotify.
Endlich: Wir reden über den Tod. Hosts: Susan und Caro. Deutschland. Zur Website.
The end: Der Podcast auf Leben und Tod. radioeins. Anhören auf Spotify.
Am Ende interessiert es jede*n: Gespräche vom Leben und Tod. Carina Stöwe. Anhören auf Spotify.
The Art of Dying Well: St. Mary’s University. Zur Website.
The Adventures of Momento Mory: A cynic’s guide for learning to live by remembering to die. Zur Website.
«Hallo, Tod!»: Das Festival findet vom 25. bis zum 30. Mai 2021 in Zürich statt – mit künstlerischen Beiträgen, Referaten, Live-Gesprächen, aber auch praktischen Angeboten. Mehr Infos gibt es hier.