Kolumne am Mittag Trump und Bolton – Dirty Dancing

Von Philipp Dahm

27.1.2020

Chef-Charme: John Bolton lacht Beziehungsprobleme einfach weg.
Chef-Charme: John Bolton lacht Beziehungsprobleme einfach weg.
Bild: Keystone

Einst waren sie das Traumpaar der Konservativen in den USA, doch seit Schluss ist, steuern Donald Trump und John Bolton auf einen handfesten Rosenkrieg zu. Die «New York Times» weiss schon mehr.

So eine Trennung ist immer heikel, und wenn das Tischtuch erst einmal zerschnitten ist, bleibt meistens der vielzitierte Scherbenhaufen zurück.

Das ist bei Donald Trump und John Bolton natürlich nicht anders. Wir erinnern uns: Der US-Präsident trennte sich im letzten September von seinem einstigen Intimus. Der John hätte sein Schicksal vielleicht kommen sehen können.

Denn Trump und er kamen zusammen, als Trump mit Herbert Raymond Schluss gemacht hatte: Leutnant General McMaster musste im März 2018 seinen Platz an Trumps Seite räumen und diesen jenem John Bolton überlassen. Der Jurist und Diplomat sollte dem «Führer der freien Welt» mehr Sicherheit geben.

Trump-Treue: Bolton stand stets hinter Donald Trump.
Trump-Treue: Bolton stand stets hinter Donald Trump.
Bild: Keystone

Anfangs schien es noch, als seien Trump und Bolton so dicke miteinander wie die Wände eines Atombunkers. Der Sicherheitsberater durfte immer mal wieder vorpreschen und seine Herzenswünsche äussern – etwa die Bombardierung Nordkoreas oder des Irans. Trump lächelte dann milde, sagte, dass John ein harter Hund sei, malte aber auch das Bild von der kurzen Leine für Bolton.

Lästermäuler meinten schon damals, dass diese Beziehung vor allem dazu diene, dem rechten Parteiflügel schöne Augen zu machen – und auch sie sei nicht für die Ewigkeit gemacht. «Er (Bolton) wird mehr als Bombenleger denn als Konsens-Typ gesehen», bekundete damals ein Experte.

Was in den eineinhalb Jahren zwischen den beiden Männern und hinter verschlossenen Schlafzimmertüren geschehen ist, können wir nur erahnen. Fest steht: Das Paar hat sich überworfen – über Fragen von Krieg und Frieden. Das Aus kam am 9. September 2019, Donald hatte John am Abend zu sich gebeten.

Einen Tag später machte Donald das Aus offiziell und verkündete auf Twitter, dass Schluss ist. Es war sofort klar, dass diese Trennung schmutzig wird: Trump habe sich nicht von ihm getrennt, sondern Bolton sich von ihm. Sagte Bolton. Und spätestens als John ankündigte, die Zeit im Weissen Haus in Buchform verarbeiten zu wollen, roch es nach Rache.

Gepackte Koffer – Bolton rückt ab.
Gepackte Koffer – Bolton rückt ab.
Bild: Keystone

Die niedergeschriebene Vendetta wird am 17. März erscheinen und heisst «The Room Where It Happened» – romantischer geht es ja fast schon gar nicht mehr!

Und auch wenn seit Boltons Ankündigung eine kleine Eiszeit zwischen den Männerfreunden ausgebrochen ist, gibt es doch immer wieder zärtliche Annäherungen auf Twitter. So zum Beispiel neulich nach der Liquidierung von Irans General Qassem Soleimani – sie hat im gebürtigen Baltimorer Bolton warme Gefühle ausgelöst.

Auf der anderen Seite haben Trumps Erzfeinde versucht, John für sich einzunehmen: Sie hätten sich im laufenden Impeachment-Prozess an Boltons Seite zeigen wollen und Bolton hätte höchstselbst erzählen sollen aus den gemeinsamen Tagen mit seiner verflossenen Liebe Trump.

Trumps Umfeld weiss das bis anhin zu verhindern – und auch auf Boltons Buch haben sie den Daumen drauf, denn als ehemaliger Geheimnisträger muss er erst die Zustimmung des National Security Councils einholen, bei der die Saga der unerfüllten Liebe derzeit zur Begutachtung vorliegt.

John wiederum beschwert sich nun laut, dass sein Herzensdrama dort zensiert werde. Vielleicht ist er deshalb zur «New York Times» gegangen und hat dort genüsslich erzählt, was der starke Mann und er zusammen erlebt haben. Dass Bolton kurz nach dem NYT-Artikel Name und Publikationsdatum seines Buchs verkündete, ist Marketingstrategie pur gewesen.

Donald zurückzugewinnen? Unmöglich. Bolton bleibt nur zuzuschauen, wie Donald dereinst auch seinen Nachfolger aus dem Weissen Haus kickt und jener dann seine Memoiren schreibt.

Regelmässig gibt es werktags um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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