Kolumne am Mittag Ach, Ozzy – wenigstens Keith Richards musst du noch überleben

Von Gil Bieler

22.1.2020

Ozzy Osbourne 2018 mit seiner Frau Sharon Osbourne. 
Ozzy Osbourne 2018 mit seiner Frau Sharon Osbourne. 
Bild: Keystone

Der grösste noch lebende Rocker hat seit einem Jahr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen – jetzt kommt noch eine Parkinson-Diagnose dazu. Ozzy, bitte mach' jetzt bloss nicht die Flatter.

Natürlich können Musikfans nächtelang darüber diskutieren, wer denn nun der beste Musiker ist und wieso. Eines galt bisher aber als unumstössliche Gewissheit: Lemmy Kilmister von Motörhead, Ozzy Osbourne von Black Sabbath und Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards werden uns alle überleben. Jahrzehnte voller Sex, Drugs und Rock’n’Roll schienen diesen drei Urgesteinen nichts anhaben zu können.

Nun, es ist anders gekommen. Lemmy wurde uns 2015 genommen (ja, man ist per Du). Immerhin 70 Jahre alt wurde der Sänger mit der markanten Reibeisenstimme – keine schlechte Leistung, wenn man bedenkt, dass er bis zuletzt auf der Bühne stand und kaum ein Laster ausliess.

Ozzy und Lemmy kannten sich gut, waren vom selben Schlag. «Wir machten Witze darüber, wen es wohl zuerst erwischen würde», schreibt Ozzy in einem rührenden Nachruf auf seinen alten Weggefährten.

Schwerer Sturz mit Folgen

Nun gerät der «Prince of Darkness», mittlerweile 71 Jahre alt, selber ins Wanken. Anfang 2019 stürzte Ozzy in seinem Zuhause schwer, die Folgen setzen ihn bis heute fast komplett ausser Gefecht. Hinzu kamen: Lungenentzündung, eine lebensbedrohliche Infektion in der rechten Hand, Operationen. Konzerte mussten gestrichen werden, Ozzy fiel in ein Loch.



Und jetzt auch noch das: In einer Talkshow gab Ozzy bekannt, dass bei ihm Parkinson diagnostiziert worden sei. Als ich die Meldung las, verschlug es mir kurz die Sprache.

Es dämmert mir: Selbst Rockgötter leben nicht ewig. An eine Welt ohne Lemmy habe ich mich gewöhnen müssen. Aber Ozzy? Der Kerl gehört einfach dazu. Seine verlebte Visage, sein skurriler Humor, der kaum verständliche Birmingham-Akzent – all das ist mir so vertraut, als wäre er mein Grossvater.

Und als wäre er eben mein Grossvater, kenne ich auch all seine Anekdoten. Wie er einer Fledermaus den Kopf abbiss. Wie er einer Taube den Kopf abbiss. Wie er die Queen traf. Dass er bei Aufnahmen zum Black-Sabbath-Comebackalbum einfach mal Crystal Meth ausprobieren wollte. Mit über 60! Der Kerl ist ein miserables Vorbild, aber verdammt nochmal: ein Unikat.

Verdammt gute Musik

Und erst noch die Musik. Seine Soloplatten und jene, die er mit Black Sabbath aufgenommen hat: sagenhaft! Nahrung für die Seele! Ich bin daher umso dankbarer, hat er nochmals die Kraft gefunden, ein neues Album einzusingen – im Februar erscheint es. Und wenn alles gut läuft, kommt Ozzy im November noch einmal für ein Konzert in die Schweiz.

Ozzy, du allmächtiger «Prince of Darkness», viel Kraft für den Kampf gegen diese heimtückische Krankheit. Und bitte leb' noch ewig weiter. Sonst macht am Ende gar Keith Richards das Rennen. Und wir beide wissen, dass die Beatles den Stones immer um Meilen voraus waren.

Videoclip zu «Under the Graveyard» – das Album erscheint im Februar. 

Quelle: Youtube

Regelmässig gibt es werktags um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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