Salomé Balthus, Prostituierte «Ich bin eine junge Frau, die mit anderen Männern schläft»

Von Bruno Bötschi

2.10.2023

«Er respektiert es, dass ich eine junge Frau bin, die mit anderen Männern schläft»: Hanna Lakomy aka Salomé Balthus über ihren Partner Florian Havemann.
«Er respektiert es, dass ich eine junge Frau bin, die mit anderen Männern schläft»: Hanna Lakomy aka Salomé Balthus über ihren Partner Florian Havemann.
Bild: SRF

Hanna Lakomy aka Salomé Balthus und Florian Havemann sind seit 15 Jahren ein Paar. Sie ist Deutschlands bekannteste Prostituierte, er ein arrivierter Schriftsteller und Maler. Jetzt sprechen sie über ihre Beziehung.

Von Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Sie ist Deutschlands prominenteste Edel-Escort. Er ist ein Berliner Künstler. Salomé Balthus und Florian Havemann sind seit 15 Jahren ein Paar.
  • Das Paar hat zusammen einen Roman geschrieben – über Liebe, Verrat und den Medienzirkus.
  • Und mit dem «NZZ am Sonntag Magazin» sprachen die beiden über ihre (Vor-)Lieben.

«Liebe bedeutet für mich Florians wunderschöne Füsse», sagt Hanna Lakomy alias Salomé Balthus. «Liebe ist das Gegenteil von Freiheit. Wer liebt, macht sich abhängig», sagt Florian Havemann.

Die 39-jährige Prostituierte und Autorin und der 71-jährige Schriftsteller, Maler und Komponist sind seit 15 Jahren voneinander abhängig — sprich: ein Liebespaar. Eines, das gerne provoziert.

Nun haben die beiden zusammen den Roman «Begabung usw.» geschrieben.

Es geht darin um die Liebe und den Medienzirkus – beides Disziplinen, in denen sich Lakomy und Havemann gut auskennen und regelmässig mitturnen. Gerade ist es wieder passiert: Im Interview mit dem «NZZ am Sonntag Magazin», in welchem das Paar über seine Liebe redet, aber auch die Liebe als Ware.

Florian Havemann: «Das geht Sie nichts an»

Er: «Es war immer klar, dass meine Frau, mit der ich drei Kinder habe, die grosse Liebe meines Lebens ist. Ich nenne sie immer noch meine Frau, obwohl wir geschieden sind. Hanna musste akzeptieren, dass sie an zweiter Stelle kommt.»

Sie: «Du warst 57 Jahre alt, als wir uns trafen, ich war 24 und bewunderte deine Persönlichkeit. Du hast schon im Gefängnis gesessen, da war ich noch nicht geboren. Ich suchte eine Art Lehrerbeziehung, jemanden, der mich umhaut und den ich verehren kann.» 

«Es ist eine mir fremde Welt. Ich verstehe die Männer nicht, die zu einer Prostituierten gehen»: Florian Havemann über die Tätigkeit seiner Partnerin Hanna Lakomy aka Salomé Balthus.
«Es ist eine mir fremde Welt. Ich verstehe die Männer nicht, die zu einer Prostituierten gehen»: Florian Havemann über die Tätigkeit seiner Partnerin Hanna Lakomy aka Salomé Balthus.
Bild: Imago images/Tagesspiegel

Hanna Lakomy und Florian Havemann sind wegen ihrer Offenheit immer wieder für eine Schlagzeile gut. Das wird auch im Interview mit dem «NZZ am Sonntag Magazin» rasch klar.

Was nicht heisst, dass sie alles über ihr (Liebes-)Leben verraten würden.

Auf die Frage, ob ihre Liebe eine körperliche sei, sagt er: «Das geht Sie nichts an.» Und sie: «Das geht Sie überhaupt nichts an. Ich habe schon seine Füsse gelobt, und dann diesen schönen Kopf. Alles dazwischen ist Privatsphäre.»

Lakomys Erzählungen langweilen ihren Freund

Nachdem Lakomy Havemann kennengelernt hatte, begann sie später unter dem Namen Salomé Balthus als Prostituierte und Escort zu arbeiten. 2016 gründete sie die Edel-Escort-Agentur Hetaera.

Auf die Frage, ob ihn das nie gestört habe, sagt Florian Havemann: «Es ist eine mir fremde Welt. Ich verstehe die Männer nicht, die zu einer Prostituierten gehen. Ich habe diese Absicht nie verspürt. Ich verstehe auch nicht, wie es funktioniert: Wie kann man gemeinsam ins Bett gehen zu einem festgelegten Termin? Mir ist das fremd.»

Manchmal erzähle ihm Lakomy, was sie während ihrer bezahlten Dates erlebe. Ihn langweilen diese Erzählungen jeweils bereits beim ersten Satz. 

«Vor meinem ersten Kunden» habe Florian zu ihr gesagt, ergänzt danach Lakomy: «Eins muss dir klar sein. Du kannst dich nicht plötzlich beschweren, dass man als Prostituierte schrecklich behandelt und vergewaltigt wird, denn dann würde ich dich verachten.»

Hanna Lakomy wurde zur Sugar-Mama

Was für manche Menschen ein unanständig verwirrendes Beziehungskonstrukt ist, scheint für das Duo Lakomy/Havemann etwas Beflügelndes an sich zu haben.

Zu tun, was die gesellschaftlichen Regeln und Zwänge so nicht vorgesehen haben. Auszusprechen, was andere Menschen möglicherweise nicht einmal denken würden.

Nach einem Schicksalsschlag, auf den Havemann im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag Magazin» nicht weiter eingehen will, hatte er keine Möglichkeit mehr Geld zu verdienen. «Für Hanna was ausser Frage, dass sie mich unterstützt und ihrer Arbeit nachgeht, um mir mein Leben zu finanzieren.»

Ältere Männer, die jüngere Frauen finanzieren, werden Sugardaddys genannt. Bei Lakomy/Havemann war es umgekehrt. Sie war seine Sugar-Mama.

Lakomy wollte nicht, dass ihr Partner Hartz IV beantragen muss. «Uns wurde aufgrund unseres Altersunterschieds immer gesagt, dass unsere Beziehung nicht funktionieren könne. Als dann die Leute merkten, dass ich ihn finanziere durch Prostitution, war der Teufel los.»

Sie hatten Sex mit anderen Männern, um ihrem Mann die Wohnung zu bezahlen? «Seine Wohnung, seine Galerie, die drei Kinder.»

Hanna Lakomy: «Sex ist viel weniger intim als ein Gespräch»

Aber wie trennt der Mensch Sex von Liebe? Als sie zum ersten Mal als Escort gearbeitet habe, so Lakomy, habe sie gelernt, «Sex und Liebe zu trennen und Sex nur als Sex zu erleben».

Und weiter: «Das bedeutete eine ungemeine Freiheit. Es war eine Möglichkeit, Kontakt zu Menschen aufzunehmen, ohne mich verletzlich zu machen. Ich lernte, dass Sex sehr viel weniger intim ist als ein Gespräch.»

Lakomy will auch in Zukunft beruflich zweigleisig fahren. Denn ohne die Tätigkeit als Edel-Escort würden ihr nicht nur das Geld, sondern auch die Erlebnisse fehlen.

«Viele Schriftstellerinnen sitzen am Schreibtisch, zehren von Kindheit und Jugend, aber erleben nichts mehr. Ich finde es wichtig, dass man mit seinem Stoff in Berührung ist.»

Mensch spürt während des gesamten Interviews im «NZZ am Sonntag Magazin»: Hanna Lakomy aka Salomé Balthus und Florian Havemann ziehen viel Lust aus ihren Provokationen.

Oder wie er es ganz zum Schluss sagt: «Es ist die Lust, sich gegen die Macht zu wehren.»


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