Ombudsmann Schawinski verletzte die Menschenwürde von Talkgast
Salomé Balthus 

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28.5.2019

Im April 2019 war die Escort-Leiterin Balthus beim SRF-Talker zu Gast. Dort kam es zu Eklat.
Im April 2019 war die Escort-Leiterin Balthus beim SRF-Talker zu Gast. Dort kam es zu Eklat.
SRF

Rüffel vom SRG-Ombudsmann an die Adresse von SRF-Talker Roger Schawinski: Sein Gespräch mit der deutschen Prostituierten Balthus sei menschenverachtend gewesen.

In seinem am Dienstag veröffentlichten Schlussbericht zur Sendung «Schawinski» vom 8. April unterstützt SRG-Deutschschweiz-Ombudsmann Roger Blum Beanstandungen von zehn empörten Zuschauerinnen und Zuschauern. Diese hatten nach der Ausstrahlung des Interviews mit der 34-jährigen Edel-Prostituierten Klara Johanna Lakomy alias Salomé Balthus ihren Unmut über die Gesprächsführung des Zürcher Moderators geäussert.

Blum bilanziert in seinem 16-seitigen Kommentar, der gemeinhin als angriffig geltende Schawinski (74) habe diesmal in seinem Fragekatalog zu wenig berücksichtigt, dass ein journalistisches Interview für die Öffentlichkeit bestimmt sei und dass die direkte persönliche Frage, ob jemand in der Kindheit sexuell missbraucht worden sei, nicht an die Öffentlichkeit gehöre. Auch dann nicht, wenn die Person nicht missbraucht worden sei.



Menschenwürde doppelt verletzt

Weiter habe Schawinski nicht bedacht, dass der prominent erwähnte Vater von Balthus und das Gespräch über das Verhältnis seiner Tochter zu ihm dazu führte, dass die Zuschauer gleich an den Vater dachten, als die Frage nach dem sexuellen Missbrauch in der Kindheit gekommen sei. Damit sei möglicherweise, wenn auch unabsichtlich, ebenfalls die Menschenwürde des Vaters verletzt worden, schrieb Blum.

Weiter kritisierte der Ombudsmann den «leicht verächtlichen Tonfall durch die Sendung hindurch». Der Ton sei «unangemessen» gewesen. Man werde den Eindruck nicht los, dass Schawinski den Talk nicht aus einem Erkenntnisinteresse geführt habe, sondern den Lebensentwurf seines Gastes als «schlechten» von einem «guten» habe abgrenzen wollen, sagt  Blum. 

Schawinski: Andere Sicht aufs Gespräch

Schawinski hingegen sieht keine Verletzung der SRG-Konzession. Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) verteidigte in einer Eingabe gegenüber dem Ombudsmann die Sendung und die kritischen Fragen rund um Prostitution und Missbrauch: Balthus mache ihre Erfahrungen als Prostituierte öffentlich. Die Verantwortlichen räumten jedoch ein, dass man dem Publikum zu Beginn der Sendung mehr Hintergrund zu dem in der Schweiz kaum bekannten Talkgast hätte liefern sollen.

Der Auftritt von Balthus bei «Schawinski» sorgte im Nachgang für viele Schlagzeilen. Einerseits wurde der Moderator in Medien kritisiert, eine Prostituierte am TV blossgestellt zu haben. Andererseits verlor Balthus ihren Job als Kolumnistin bei der deutschen Zeitung «Die Welt» nach nur neun Monaten, nachdem sie sich in einer Kolumne über die umstrittene Sendung beschwert und Schawinski im Artikel falsch zitiert hatte.

Es ist dies nicht die erste Rüge der SRG-Ombudsstelle gegen den langjährigen Radio- und TV-Talker Schawinski. Beanstandet wurden in der Vergangenheit auch seine Interviews 2018 mit SVP-Politikerin Magdalena Martullo-Blocher als einseitig. Auch das Gespräch mit Satiriker Andreas Thiel 2014 sei gehässig und unsachgemäss gewesen.

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