Bergführerin Rita Christen und Nationalrätin Sandra Locher Benguerel im Aufstieg in einem Firnfeld an der Fortezza.
Die Überschreitung des langen Gipfelgrats des Piz Palü gehört als Hochtour zu den grossen Klassikern der Ostalpen.
Bergführerin Rita Christen hält als erste Frau das Präsidium des Schweizer Bergführerverbandes – hier im Vorstieg an der Fortezza.
Bergführerin Rita Christen und Nationalrätin Sandra Locher Benguerel geniessen in der Fuorcla Bellavista den Ausblick nach Süden in Richtung Italien.
Bergführerin Rita Christen und Nationalrätin Sandra Locher Benguerel am Felsgrat des Piz Spinas, der zum dreigipfligen Piz Palü gehört.
Der viel zu lange Weg der Frauen auf die Schweizer Alpengipfel
Bergführerin Rita Christen und Nationalrätin Sandra Locher Benguerel im Aufstieg in einem Firnfeld an der Fortezza.
Die Überschreitung des langen Gipfelgrats des Piz Palü gehört als Hochtour zu den grossen Klassikern der Ostalpen.
Bergführerin Rita Christen hält als erste Frau das Präsidium des Schweizer Bergführerverbandes – hier im Vorstieg an der Fortezza.
Bergführerin Rita Christen und Nationalrätin Sandra Locher Benguerel geniessen in der Fuorcla Bellavista den Ausblick nach Süden in Richtung Italien.
Bergführerin Rita Christen und Nationalrätin Sandra Locher Benguerel am Felsgrat des Piz Spinas, der zum dreigipfligen Piz Palü gehört.
Seit vergangenem März sind alle Viertausender der Schweizer Alpen von reinen Frauenseilschaften bestiegen worden. Die Kolumnistin war mit einer Politikerin und einer Bergführerin auf Tour.
Es ist der letzte Samstag im August, als wir über die Felsen der Fortezza dem 4049 Meter hohen Piz Bernina entgegenklettern.
Rita Christen, Bergführerin und Präsidentin des Schweizer Bergführerverbands, sowie die Bündner Nationalrätin Sandra Locher Benguerel haben sich zum Ziel gesetzt, auf den einzigen Bündner Viertausender zu steigen, während ich engagiert bin, ihre Tour als Fotografin zu dokumentieren.
Der Tourenplan kommt nicht von ungefähr: Diesen Frühling hat Schweiz Tourismus die 100% Women Peak Challenge lanciert. Ein Projekt, in dessen Rahmen alle 48 Viertausender der Schweiz von reinen Frauenteams erklommen werden sollen.
Warum?
Ein wenig natürlich, um die Schweiz als Bergsport-Destination für Frauen aus aller Welt zu positionieren. Allem voran aber, um Alpinistinnen zu fördern, ihre Leistungen zu würdigen und für ein breites Publikum sichtbar zu machen.
Einen Tolggen im Reinheft
Hat die Schweiz doch in diesem Bereich einen Tolggen im Reinheft: Frauen war es bis 1980 verwehrt, dem Schweizer Alpen-Club SAC beizutreten.
Zur Autorin: Caroline Fink
Bild: Gaudenz Danuser
Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade, greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.
Und auch wenn sie sich während Jahrzehnten im eigenen Club – dem SFAC – organisierten, so fehlen in den Chroniken des Alpinismus ihre Spuren. Eine Form struktureller Diskriminierung, die bis heute nachwirkt.
Etwa, indem man in den Schweizer Alpen nur selten auf Frauenseilschaften, oft aber auf Männerseilschaften trifft. Oder nur knapp 2,7 Prozent aller Bergführer*innen weiblich sind.
Die Wolken grau, die Luft kalt
Eine von ihnen ist Rita Christen, die ihr Mobiltelefon aus der Hosentasche zieht, als wir den vergletscherten Sattel der Fuorcla Bellavista erreichen, die Wolken über uns grau, die Luft kalt wie im Winter.
Das Wetter ist wie so oft im vergangenen Sommer unbeständig, also checkt sie ein weiteres Mal den Wetterbericht. Dieser verheisst nichts Gutes und rasch ist klar: Anstatt tags darauf auf den Piz Bernina zu steigen, werden wir noch am selben Tag den langen Gipfelgrat des Piz Palü überschreiten. Kein Viertausender zwar, aber ein Klassiker unter den alpinen Touren, der uns zudem erlaubt, abends wieder im Tal zu sein.
Und wie wir also über die Felstürme und Firngrate des 3899 Meter hohen Gipfels ziehen, fällt mir mit einem Mal ein, dass wir in den Fussstapfen einer Grande Dame des Alpinismus unterwegs sind:
Elizabeth Main, Pionierin der Bergsteigerei und Bergfotografie. Während Recherchen zu Pionierinnen in Fels und Eis war ich ihr begegnet. Genau hier. Am Piz Palü.
War sie es doch, die mit ihrer Kollegin Evelyn McDonnell 1898 in reiner Frauenseilschaft den Piz Palü überschritt – ohne Führer und als erste Seilschaft der Saison. Womit ihr, soweit bekannt, die erste dokumentierte Tour einer Frauenseilschaft in den Schweizer Alpen gelang. Ein Husarinnenstück erster Güte, denn andere sogenannte cordées féminines, Frauenseilschaften, tauchten erst 25 Jahre später in den Alpen auf.
Jetzt, 123 Jahre später, stehe ich auf dem Piz Palü und sehe Rita Christen und Sandra Locher Benguerel durch den Sucher der Kamera – strahlend, lachend und mit einer Kraft, als hätten sie grad das Glück der Welt erobert.
Dabei denke ich mir: Es war ein langer Weg, bis wir Frauen in der Bergsteigerei einen Platz erhielten. Ein zu langer Weg.
Doch vieles hat sich in den vergangenen Jahren verändert und wandelt sich weiter. Und diesen Sommer wurden – nicht zuletzt im Rahmen der «Peak Challenge» – alle 48 Schweizer Viertausender von Frauenteams bestiegen. In dem Sinne:
Ein Hoch auf die Zukunft, die am Piz Palü bereits 1898 begonnen hat.
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In der Rubrik «Kolumne» schreiben Redaktorinnen und Redaktoren, freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von «blue News» regelmässig über Themen, die sie bewegen. Leserinnen und Leser, die Inputs haben oder Themenvorschläge einreichen möchten, schreiben bitte eine E-Mail an: redaktion.news@blue.ch
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