Schweizer Starcoiffeur in der Umtausch-Falle Selbst wer bei Hermès was kaufen darf, muss ewig warten

Bruno Bötschi

19.10.2024

In Luxusboutiquen wie dem Hermès-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich gelten beim Verkauf andere Regeln.
In Luxusboutiquen wie dem Hermès-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich gelten beim Verkauf andere Regeln.
Bild: Imago/Zoonar

Die Mitarbeitenden eines Zürcher Starcoiffeurs wollen ihrem Chef 1000-fränkige Mokassins von Hermès zum Geburtstag schenken. Weil die Schuhe zu klein sind, will der sie umtauschen. Doch das klappt nicht.

Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Mitarbeitenden eines Zürcher Starcoiffeurs wollten ihrem Chef zum Geburtstag 1000-fränkige Mokassins von Hermès kaufen.
  • Beim Versuch, die Schuhe zu erwerben, wird einer der Coiffeur-Mitarbeiter unmöglich lange im Laden von Hermès nicht bedient.
  • Weil die Schuhe zu klein sind, will der Starcoiffeur sie später umtauschen. Doch der Mann hat die Rechnung ohne Hermès gemacht.
  • Er könne die Schuhe zwar zurückgeben, wird ihm im Hermès-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich mitgeteilt. Das Geld werde danach jedoch an seinen Mitarbeiter zurückbezahlt und er müsse die Schuhe danach im Internet erneut bestellen und bezahlen.

Das Warten steigert die Begierde, und je mehr Zeit verstreicht, desto höher wird das Verlangen – also zumindest bei jenen Konsument*innen, die leicht masochistisch veranlagt sind.

Menschen, die im Hermès-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich einkaufen wollen, sollten auf alle Fälle genug Zeit einberechnen. Genug Zeit ist jedoch kein Garant dafür, dass Mensch auch wirklich ein Produkt des französischen Luxuslabels kaufen kann.

Für Luxusmarken sind zwei Aspekte ganz wichtig: eine glaubwürdige Geschichte rund um den Brand erzählen – und das Angebot verknappen. «Was die Verknappung angeht, hat Hermès neue Standards gesetzt», sagt Luxusexperte Markus Kramer im Gespräch mit blue News.

Beim Shoppen in Luxusboutiquen gelten andere Regeln

Wie gesagt: Beim Shoppen in Luxusboutiquen gelten andere Regeln. Das musste vergangene Woche auch der Schweizer Starkoch André Jaeger erfahren.

Jaeger wollte ein 1000-fränkiges Geschirrset als Geschenk für ein Freundespaar kaufen. Es kam anders als gedacht. Der 77-Jährige wurde derart schlecht behandelt im Hermès-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich, dass er den Laden ohne das Geschirr verliess.

«Hochmut kommt vor dem Fall. Wollte heute bei Hermès ein Geschenk für Freunde kaufen. Aber, oh weh, so einfach geht das leider nicht», machte sich André Jaeger danach in den sozialen Medien und auf blue News Luft.

Gewisse Menschen werden mit Verachtung bestraft

Mehr Glück beim Versuch, im Hermès-Shop etwas zu kaufen, hatte ein Zürcher Starcoiffeur. Trotzdem wird auch er künftig nicht mehr beim französischen Luxuslabel einkaufen gehen.

Und das kam so: Die Angestellten des Coiffeurs wollten ihrem Chef 1000-fränkige Mokassins aus Kalbsleder von Hermès zum Geburtstag schenken. Einer der Mitarbeiter ging also eines Morgens zu Hermès.

Nachdem der Mann zuerst längere Zeit nicht in den Laden eingelassen wurde, strafte man ihn im Laden während weiterer 20 Minuten mit Nichtbeachtung, derweil andere Kund*innen sofort bedient wurden.

Nachdem der Mann irgendwann doch bedient wurde, teilte ihm ein Verkaufsberater mit, dass er die Mokassins vorab im Internet bestellen müsse. Also ging der Mann wieder nach Hause und bestellte den Schuh auf der Webseite von Hermès.

Auch beim zweiten Mal wird der Mann nicht sofort bedient

Als der Coiffeur-Mitarbeiter einige Tage später den Schuh für seinen Chef abholen wollte, wurde er wieder nicht sofort bedient.

Am liebsten hätte der Mann in diesem Moment den Hermès-Shop unverrichteter Dinge wieder verlassen – aber es ging ja um ein Geschenk. Irgendwann erbarmte sich dann doch eine Verkaufsberaterin seiner und ihm wurde endlich der Schuh überreicht.

Stopp! Die Geschichte geht noch weiter und wird jetzt so richtig kompliziert, nein, unfreundlich: Am Geburtstagsfest überreichten die Mitarbeitenden dem Starcoiffeur die Mokassins. 

Der war total erfreut über das grosszügige Geschenk. Es gab nur ein kleines Problem: Die Schuhe waren zu klein.

«Ach, kein Problem», sagte der Starcoiffeur, «ich gehe sie umtauschen.» Da wusste der Mann noch nicht, dass er die Rechnung ohne das Luxuslabel gemacht hatte.

Als der Starcoiffeur Tage später im Hermès-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich seine Mokassins umtauschen wollte, wurde ihm mitgeteilt, dass dies leider nicht gehe.

Er könne die Schuhe zwar zurückgeben, das Geld werde jedoch an seinen Mitarbeiter zurückbezahlt. Danach müsse er die Schuhe im Internet erneut bestellen, sie bezahlen und danach sie im Laden abholen kommen. Ach, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

Starcoiffeur: «Das war mein letzter Besuch bei Hermès»

Nun denn, der Starcoiffeur wollte die Schuhe unbedingt haben, und deshalb tat er, wie ihm befohlen. Wenig später holte er die Mokassins im Hermès-Shop an der Bahnhofstrasse in Zürich ab.

Als ihm die Verkaufsberaterin die Schuhe überreichte, lächelte der Mann und sagte: «Das war mein letzter Besuch bei Hermès.»

Das Warten steigert die Begierde, und je mehr Zeit verstreicht, desto höher wird das Verlangen – also zumindest bei jenen Konsument*innen, die leicht masochistisch veranlagt sind.

Und das sind zum Glück nicht alle Menschen.


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