Michael Mittermeier «Ich weiss nicht, ob ich noch erziehungsberechtigt bin»

Michael Mittermeier: «Hazel Brugger ist ein komplett unböser Mensch»

Die dritte Staffel «LOL – Last One Laughing» läuft demnächst auf Amazon Prime. Dieses Mal mit dabei: Michael Mittermeier. Und hier seine Liebeserklärung an seine Schweizer Kollegin Hazel Brugger.

07.03.2023

Die vierte Staffel «LOL – Last One Laughing» läuft demnächst auf Amazon Prime. Dieses Mal mit dabei: Komiker Michael Mittermeier. Ein Gespräch über Masochismus – und eine Liebeserklärung an Hazel Brugger.

Michael Mittermeier, warum lässt du dich mit neun anderen Komiker*innen in einem Fernsehstudio einsperren, um dir danach während sechs Stunden jedes Lachen verkneifen zu müssen?

Ich weiss es nicht.

Das glaube ich dir nicht.

Es ist Wahnsinn, aber ein schöner Wahnsinn. «LOL: Last One Laughing» fühlt sich wie eine Psychocouch für Komiker*innen an. Ich bin selber schon sehr gespannt, wie es sein wird, wenn ich mir die vierte Staffel von «LOL» am Fernseher anschauen werde.

Bist du masochistisch veranlagt?

Komiker*innen sind doch alle ein bisschen masochistisch. Ich meine, wer sich vor Leute hinstellt und das Gefühl hat, die sollen jetzt lachen, muss einen an der Waffel haben. Wer sich aber als Komiker vor Leute hinstellt, die nicht lachen dürfen, muss mindestens zwei an der Waffel haben.

«Ich fühlte mich wie eine Laborratte», sagte Christoph Maria Herbst, Teilnehmer der dritten «LOL»-Staffel. Wie hast du dich in der Comedian-WG gefühlt?

Wie ein Laborkomiker, der während Stunden durch alle Härten geschickt wird.

Tönt schmerzhaft.

Wie gesagt: Es ist Wahnsinn, weil du bei «LOL» vor absolut nichts gewappnet bist. Da geht zum Beispiel der Max Giermann an dir vorbei, schaut irgendwie komisch und du denkst, jetzt macht er sicher gleich den Klaus Kinski. Oder der super sympathische Elton steht plötzlich vor dir und du möchtest ihn anlachen, aber du weisst, du darfst nicht, weil du sonst rausfliegst.

Sportler*innen studieren vor einem Wettkampf ihre Gegner*innen. Wie hast du dich auf «LOL» vorbereitet?

Ich kannte bereits alle Teilnehmer*innen im Voraus. Aber auch wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte ich im Vorfeld kein Videostudium betrieben. Ich bin Komiker und kein Beamter.

Das Benehmen von Kurt Krömer in der vierten Staffel von «LOL» ist einem Stalker nicht unähnlich – derweil Elton eine Fressorgie veranstaltet. Welches war dein Plan, um die anderen möglichst schnell zum Lachen zu bringen?

Ich ging rein und realisierte: Ich habe keinen Plan. Aber die grösste Herausforderung für mich war, dass ich lustig sein musste, ohne es mir anmerken zu lassen.

Was mir aufgefallen ist: Du scheinst ziemlich beliebt zu sein bei den anderen neun Komiker*innen. Du wurdest, zumindest in den vier «LOL»-Folgen, die ich vorab sehen durfte, kaum gepiesackt von den anderen – oder hatten die einfach Mitleid mit dir, weil du zum ersten Mal dabei warst?

Ich weiss nicht, welche der insgesamt sechs Folgen du gesehen hast. Ich kann darum nur sagen: Ich ging teilweise sehr direkt auf die Kolleg*innen zu und machte voll auf Angriff.

In einer Folge trägst du einen gelben Lederanzug, was wunderbar zu einem Masochisten passt.

Ehrlich gesagt, ich weiss nicht mehr, warum ich ihn in dem Moment angezogen haben. Als ich in den Umkleideraum ging, hatte ich einen ganz anderen Plan. Doch dann änderte ich plötzlich meine Meinung, streifte mir den Lederanzug über und nahm die Metallkette mit. Danach dachte wahrscheinlich die eine oder der andere: «Oh, fuck! Wenn der Mittermeier jetzt schon so weit geht, was kommt dann noch alles von dem.»

Und unter uns gesagt: Ich bin mir nicht sicher, wie meine Aktionen bei meiner Frau und meiner Tochter ankommen werden und ob ich künftig daheim überhaupt noch erziehungsberechtigt sein werde.

Wirst du die vierte Staffel «LOL» zusammen mit deiner Frau und deiner Tochter anschauen?

Ja natürlich. Wir haben auch Staffel eins bis drei zusammen angeschaut und dabei viel gelacht – aber damals war ich nicht selber dabei.

Fast alle «LOL»-Teilnehmer*innen versuchen mit grotesken Faxen im Gesicht zu verhindern, dass sie lachen müssen.

Ich gebe zu, auch ich habe ziemlich arg gebissen. Anders ist ein Durchkommen gar nicht möglich. Mich hat es innerlich ständig weggebeamt, derweil ich äusserlich das Gesicht eines Ordnungsamt-Beamten machen musste.

Wie hast du es geschafft, dass du möglichst lang – also zumindest äusserlich – Beamter sein konntest? Dachtest du an ein schlimmes Erlebnis, das dich übellaunig werden liess?

Hin und wieder holte ich schon ein paar dunkle Gedanken hervor, wenn ich spürte, dass ich kurz vor dem Zusammenbrechen bin. Das kannst du aber nicht während Stunden durchziehen. Es wäre auch nicht lustig, weil du dich dann nicht richtig am Spiel beteiligen würdest.

Wolltest du unbedingt gewinnen?

Jede*r, die oder der bei «LOL» mitmacht, denkt irgendwann einmal: Ach, es wäre noch schön, wenn ich gewinnen würde. Aber ich bin nicht reingegangen und habe mir gesagt: So, heute ziehe ich das Ding durch und will um jeden Preis gewinnen.

Sondern?

Ich hatte nur ein Ziel: Ich wollte nicht als Erster rausfliegen. Und wenn es geht, bitte auch nicht als Zweiter.

Bei «LOL» machen auch Menschen mit, die nicht hauptberuflich als Komiker*innen tätig sind.

Das hat den Druck auf uns Komiker*innen deutlich verstärkt.

3:29

Michael Mittermeier, wer gewinnt diesmal die TV-Comedy-Show «LOL»?

Zehn Komiker*innen versuchen bei «LOL: Last One Laughing» über Stunden, sich in einem TV-Studio zum Lachen zu bringen. Es gewinnt der, der es nicht tut. Michael Mittermeier stellt seine Konkurrent*innen vor.

Wie du weisst, rufe ich aus der Schweiz an. Deshalb fände ich es schön, wenn du noch etwas Nettes über Hazel Brugger, sie ist ebenfalls bei «LOL» dabei, sagen könntest.

Ich kannte Hazel schon, als sie noch als Slam-Poetin unterwegs war und sie in Deutschland noch kaum jemand kannte. Als ich sie das erste Mal auf einer Bühne sah, dachte ich: Sie ist lustig, sie ist schräg und sie ist total ehrlich. Hazel ist eine der besten Komiker*innen, egal, ob Mann oder Frau, die wir im deutschsprachigen Europa haben.

Weisst du, dass Hazel Brugger früher als «böseste Frau der Schweiz» betitelt wurde?

Das hat vor Jahren einmal einer geschrieben – und danach haben es ihm alle abgeschrieben. Hazel ist nicht böse, sonst hätte sie niemals so grossen Erfolg. Aber das ist genau das Faszinierende an ihr: Sie macht zwar heftigen Humor, ist aber ein komplett unböser Mensch. Darum funktioniert es auch so gut. Einen harten Witz zu machen, ist nicht lustig, wenn du gleichzeitig eine harte Sau bist. Aber natürlich war es ein geiler Claim und eigentlich müsste Hazel dafür heute noch Tantiemen bezahlen.

Wie steht es sonst so um die Schweizer Komiker*innen-Szene?

In der Schweiz hat sich extrem viel getan in den letzten Jahren. So richtig bewusst wurde mir das im vergangenen Jahr, als ich beim «Swiss Comedy Award» auftreten durfte.

Willst du Namen nennen?

Der Fabio Landert hat eine wahnsinnig tolle Entwicklung gemacht. Der ist erst seit fünf, sechs Jahren dabei, aber mittlerweile steht er auf der Bühne und serviert so, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht. Einfach grossartig. Oder nimm den Stefan «Büssi» Büsser. Er ist ein richtiger Alleskönner. Sehr cool finde ich zudem Laila Ladari und Mateo Gudenrath. Und der Charles Nguela ist auch grossartig.

Die vierte Staffel von «LOL: Last One Laughing» startet am 6. April 2023 auf Amazon Prime. Sie wird wieder von Michael «Bully» Herbig präsentiert.

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