Über 1 Million Schwarzfahrten im Schweizer ÖV «Die hohe Zahl hat mit der Nulltoleranz der Kontrolleure zu tun»

Bruno Bötschi und Selena Livia Bao

17.3.2025

Über 1 Million Schwarzfahrten im ÖV: «Fahren ohne Ticket ist harmlos» – «Höhere Bussen wären angebracht»

Über 1 Million Schwarzfahrten im ÖV: «Fahren ohne Ticket ist harmlos» – «Höhere Bussen wären angebracht»

2024 wurde erstmals über 1 Million Schwarzfahrten im öffentlichen Verkehr in der Schweiz registriert. Betrug oder Kavaliersdelikt? blue News hat nachgefragt in Zürich und Volkestwil ZH.

17.03.2025

2024 wurde erstmals über eine Million Schwarzfahrten im öffentlichen Verkehr in der Schweiz registriert. Betrug oder Kavaliersdelikt? Die Meinungen der blue News-Leser*innen darüber sind geteilt.

Bruno Bötschi und Selena Livia Bao

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Schwarzfahren ist ein Volkssport.
  • 2024 wurden in der Schweiz erstmals eine Million Menschen ohne gültiges Billett in den öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖV) erwischt.
  • Fast die Hälfte der Schwarzfahrer*innen hat sich drei oder mehr Fahrten ohne Billett erlaubt.
  • Betrug oder Kavaliersdelikt? Die Meinungen der blue News Leser*innen gehen auseinander.

Der Platz an der Tür ist bei Schwarzfahrer*innen besonders beliebt – je nach Situation kann man dort einer drohenden Kontrolle besser entkommen.

Noch nie gab es so viele Schwarzfahrer*innen in der Schweiz wie im vergangenen Jahr: Über eine Million Menschen wurden ohne gültiges Billett in den öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖV) erwischt.

Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Schwarzfahrten sogar mehr als verdoppelt.

Schwarzfahrer sind Wiederholungstäter

Über eine Million Schwarzfahrer*innen, mit unterschiedlichen Gründen für ihr Verhalten: Vergesslichkeit oder Bequemlichkeit, Geiz oder Armut, politischer Protest oder sportlicher Ehrgeiz.

Was auch immer dahintersteht – den Kontrolleur*innen sind Schwarzfahrer*innen nicht egal. Sie versuchen jeden Tag im öffentlichen Verkehr, so viele Menschen ohne Billett wie möglich zu erwischen.

Bis am nächsten Morgen das Spiel von Neuem beginnt. Nur dass es kein Spiel ist: Der Einnahmeverlust bei den Schweizer ÖV-Betreibern wird auf jährlich 200 Millionen Franken geschätzt.

Auffällig dabei ist: Es gibt viele Wiederholungstäter*innen. Fast die Hälfte der Schwarzfahrer*innen in der Schweiz hat sich drei oder mehr Fahrten ohne Billett erlaubt.

Einsteigen, losfahren, schwarzfahren – sei es aus Gedankenlosigkeit, aus Nervenkitzel oder aus Mangel an Geld. Auffallend viele Schweizer*innen halten Schwarzfahren für ein Kavaliersdelikt.

Das wird auch während der blue News Umfrage am Bellevue in Zürich und in Volketswil ZH klar – wie das obige Video zeigt.

«Schwarzfahren ist uncool»

Die Meinungen der blue News Leserinnen und Leser zum Thema «Schwarzfahren» gehen stärker auseinander.

Leser «DS5610» schreibt: «Die hohe Zahl an Schwarzfahrern hat auch mit der Nulltoleranz der Kontrolleure zu tun. Wenn du auf den Zug hetzt, dich setzt und der Zug sich in diesem Moment in Bewegung setzt, hast du schon verloren und bist ein Schwarzfahrer, weil du kein Ticket mehr lösen kannst. Reine Schikane!»

«Letztens im Thurbo in Ostschweiz wurde ein älterer, gebrechlicher Herr angemotzt, sein Ticket sei seit einer halben Stunde abgelaufen, her mit dem Ausweis», schreibt User «Benutzername».

Und weiter: «Der alte Mann hat vergeblich zu erklären versucht, dass er extra rechtzeitig vorher sein Ticket gelöst hat, weil an den Automaten oft viele Leute stehen und er dann mit Sicherheit eins hat. Keine Chance.»

Kein Verständnis für Schwarzfahrer*innen hingegen hat Leser «Steibommot25»: «Es fehlt einfach an gesellschaftlicher Solidarität. Für junge Leute scheint Bescheissen wohl cool zu sein. Es ist aber uncool.»


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