Nachhaltig im AlltagDie besten Alternativen zu Röhrli und Einweggeschirr
Von Mara Ittig
26.4.2019
Ab 2021 sind in der EU Wegwerfartikel aus Plastik wie Einwegbesteck und Röhrli verboten. Die Schweiz zieht vorerst nicht mit. Falls Sie dennoch aktiv werden wollen: hier die besten Alternativen zum Wegwerfplastik.
Den morgendliche Kaffee geniessen viele «on the go» im beschichteten Einwegbecher, das Mittagessen holen wir uns im Take-Away in einer Plastikschale mit Gabel und Messer aus Kunststoff – gerne nochmals extra verschweisst. Da kommt einiges an Plastikmüll zusammen.
Die Schweiz benötigt täglich 67 Tonnen Papier für Einwegbecher für Getränke unterwegs. Das dank Plastikbeschichtung notabene nicht rezyklierbar ist. Jede Bewohnerin und jeder Bewohner der Schweiz produziert jährlich 700 kg Abfall. Einwegverpackungen machen laut Greenpeace ungefähr einen Drittel dieser Abfälle aus. Damit gehören wir weltweit zu den Spitzenreitern – nur in Norwegen und den USA fällt noch mehr Müll pro Kopf an. In der Schweiz ist der Verbrauch von Plastikverpackungen dreimal so hoch wie in anderen europäischen Ländern: Im Jahr 2010 fielen eine Million Tonnen an, Tendenz steigend. Plastikmüll verursacht grosse Probleme, weil er – unsachgemäss entsorgt – nicht abbaubar ist und sich über Jahre in der Natur hält.
Aus diesem Grund hat die EU hat beschlossen, per 2021 gewisse Wegwerfprodukte aus Plastik und Kunststoffen zu verbieten: Strohhalme, Wattestäbchen, Einweggeschirr. Die Richtlinie sieht ein Verkaufsverbot für bestimmte Plastikprodukte vor, sofern es dafür erschwingliche Alternativen gibt.
Die EU sieht sich hier in einer Vorreiterrolle und will mit gutem Beispiel vorangehen – auch wenn sie nicht Hauptverursacherin der Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikabfälle ist. Falls Sie sich davon inspirieren lassen möchten, hier sind die besten Alternativen zum Wegwerfplastik.
Strohhalme
Getränke im Restaurant kann man ganz einfach ohne Röhrli bestellen – es gibt immer mehr Anbieter wie etwa Hiltl, die aus eigener Initiative auf die Plastikversion verzichten. Die Stadt Neuenburg gab im vergangenen Mai sogar bekannt, als erste Stadt komplett auf Strohhalme aus Plastik verzichten zu wollen. Auch für den Heimgebrauch gibt es diverse wiederverwendbare Alternativen, etwa aus Stahl, Glas oder Bambus. Bambus als rasch nachwachsendes Material aus natürlichen Ressourcen ist sicher die nachhaltigste Version. Strohhalme aus extra gehärtetem Glas sind dafür absolut geschmacksneutral und lassen sich leicht in der Spülmaschine reinigen. Der Vorteil der einfachen Reinigung gilt auch für die Modelle aus Stahl.
Strohhalme aus Papier sind zwar ebenfalls lediglich für den Einweggebrauch vorgesehen und zudem lösen sie sich auf, wenn sie für längere Zeit im Getränk stehen. Dafür gibt es sie in wirklich schönen Farben und mit tollen Mustern. Und Papier zersetzt sich im Gegensatz zu Plastik immerhin.
Innovativer kommen die essbaren Strohhalme aus Algen (schmecken besser als sie sich anhören), Weizenstärke, Zuckerrohr oder Apfeltrester daher. Letzteres ist gleich doppelt sinnvoll, denn der sogenannte Trester fällt bei der Herstellung von Apfelsaft als Abfallprodukt an und kann so sinnvoll weiterverwertet werden.
Und schliesslich gibt es auch noch die Version, die sich quasi auf den Ursprung des Produktes besinnt: Strohhalme heissen ja nicht von Ungefähr so. Röhrli aus Stroh entstehen aus einem landwirtschaftlichen Abfallprodukt: Nach dem Gewinn der Ähren werden die Halme weiterverarbeitet.
Wattestäbchen
Die sogenannten Q-Tips kann man gleich ganz weglassen – zumindest wenn es um die Reinigung der Ohren geht. Denn für unser Gehör tun sie wirklich nichts Gutes, viel zu hoch ist die Gefahr, dass man sich damit den Gehörgang verletzt. Wer beim Haarewaschen einmal die Ohren gut mitreinigt, kann auf die Stäbchen verzichten.
Wer nicht ganz ohne leben will – etwa zum Schminken oder Reinigen: Modelle aus Bambus oder Karton sind inzwischen vielerorts erhältlich.
Einweggeschirr
Statt sich im Take-Away jeden Mittag eine Plastikschale zu füllen, kann man sich angewöhnen, das Geschirr dafür von zu Hause mitzunehmen. Oder gleich das ganze Essen, dann weiss man nicht nur genau, was drin ist, sondern spart erst noch Geld.
Inzwischen gibt es immer mehr Anbieter, die auf Mehrwerglösungen setzen. Grossverteiler wie die Migros bieten ihren Kunden in schweizweit 174 Restaurants und Take-Aways Mehrweggeschirr an, das man für ein Depot von 5 Franken beziehen und dann an jeder beliebigen Stelle ungereinigt wieder zurückgeben kann.
Für den Kaffee unterwegs gibt es bei vielen Anbietern einen kleinen Rabatt, wenn man ihn sich in einen Mehrwegbecher abfüllen lässt, zum Beispiel bei Starbucks oder Coop. Auch wenn für die Produktion und den Transport der Mehrwegbecher ebenfalls Energie anfällt, kann man gemäss Yves Zenger von Greenpeace Schweiz davon ausgehen, dass die Mehrwegvariante dem Einmalgebrauch immer vorzuziehen ist. Der Einsatz von Mehrweggeschirr und -bechern macht sich jedoch besonders dann bezahlt, wenn die Behältnisse über eine lange Zeit und regelmässig im Einsatz sind.
Als Materialien für Trinkflaschen, Kaffeebecher und Lunchboxen stehen Glas, Kunststoff oder biologische Materialien wie Bambus- oder Maisfaser zur Auswahl. Auch Porzellan oder Edelstahl stehen zur Wahl.
Die Behälter aus Bambus- und Maisfasern enthalten oft Melaminharze, um sie widerstandsfähig gegen Flüssigkeiten zu machen. Damit fällt die umweltschonende Entsorgung weg. Bei grosser Hitzeeinwirkung können sich die Harze zudem lösen und in die Nahrungsmittel gelangen.
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