Schweiz «keine Ausnahme» «Der Trend zur Alkoholfreiheit ist weltweit erkennbar» 

SDA/phi

24.12.2023 - 00:00

Alkoholfreie Cocktails in einem Lokall in Essen in Deutschland.
Alkoholfreie Cocktails in einem Lokall in Essen in Deutschland.
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Immer mehr Menschen prosten sich über Weihnachten und an den Neujahrspartys mit alkoholfreien Getränken zu. Darauf hat die Alkohol-Industrie reagiert – und bietet eine zunehmend grössere Auswahl an.

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  • Der Markt für alkoholfreie Getränke ist noch klein: Beim Bier beträgt der Anteil fünf Prozent.
  • Dafür sind die Wachstumsraten hoch wie auch die Nachfrage hoch, heisst es aus der Branche.
  • Bis 2030 soll der weltweite Markt ein Volumen von mehreren Milliarden Dollar haben.
  • Urbane 30- bis 45-Jährige und Frauen befeuern einen Trend.
  • Die Generation Y konsumiert angeblich 20 Prozent weniger Alkohol als ihre Vorgänger.

Alkoholfreie Getränke sind hierzulande zwar noch ein kleiner Markt: Beim alkoholfreien Bier beträgt der Anteil etwa rund fünf Prozent. Die Tendenz zeigt aber deutlich nach oben.

Das spüren auch die etablierten Marken: Die dänische Brauerei Carlsberg, der die Marke Feldschlösschen gehört, verzeichnete bei ihren alkoholfreien Produkten in der Schweiz im zweiten Quartal 2023 beispielsweise ein Umsatzwachstum von 8 Prozent.

Die Brauerei Feldschlösschen lanciert im März 2018 Feldschlösschen Alkoholfrei Weizenfrisch und erweitert ihr alkoholfreies Biersortiment.
Die Brauerei Feldschlösschen lanciert im März 2018 Feldschlösschen Alkoholfrei Weizenfrisch und erweitert ihr alkoholfreies Biersortiment.
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«Überall wollen die Konsumenten eine gesündere und ausgewogenere Lebensweise und das spiegelt sich auch in ihrer Getränkewahl wider», erklärt ein Carlsberg-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Marktvolumen von mehreren Milliarden erwartet

Gemäss aktuellen Zahlen des International Wine & Spirit Research Institute (IWSR) war die alkoholfreie Getränkekategorie in den letzten fünf Jahren die dynamischste aller Getränkekategorien. Bis 2030 werde der Markt ein Volumen von mehreren Milliarden Dollar haben.

«Der Trend zur Alkoholfreiheit ist weltweit erkennbar, und die Schweiz ist hier keine Ausnahme», bestätigt etwa eine Sprecherin von Campari. Beim Spirituosenkonzern Pernod Ricard waren alkoholfreie Getränke im hiesigen Markt laut einer Sprecherin im letzten Jahr für einen Umsatz von zwei Millionen Franken verantwortlich.

Die Nachfrage habe sich innert Jahresfrist verdoppelt. Alkoholfreie Spirituosen seien sogar als einzige Kategorie der Gruppe im Schweizer Detailhandel gewachsen.

Dies solle so bleiben: «Die Aussichten seien äusserst positiv: Bis 2026 dürfte das Segment der alkoholfreien Spirituosen im zweistelligen Bereich wachsen», so die Sprecherin. Im Vergleich zu Ländern mit reiferen Märkten wie Grossbritannien habe die Schweiz einen grossen Wachstumsspielraum.

Teure Herstellung

Vergangenes Jahr gründete Pernod Ricard eine operative Einheit für alkoholfreie Alternativen. Für Alkoholmarken ist es auch aus Werbesicht interessant, diesen Markt zu bedienen, denn alkoholfreie Drinks unterliegen nicht den gleichen Werbe-Einschränkungen wie die Originalprodukte.

Beim Preis gibt es jedoch ein Dilemma: «Die Herstellung unserer Getränke ist teurer als das Äquivalent mit Alkohol, weil sie doppelt destilliert werden müssen», sagt Christof Tremp, Gründer und Geschäftsführer des auf Getränke ohne Alkohol spezialisierten Startups Rebels 0,0%. Gleichzeitig sei die Kundschaft nicht bereit, für alkoholfreie Getränke mehr zu bezahlen.

Anders als manche Konkurrenten verzichtet Rebels 0,0% im Herstellungsprozess vollständig auf Alkohol. Deshalb enthält das Endprodukt keine Alkoholrückstände. Der Chef des vor drei Jahren gegründeten Zürcher Unternehmens sagt: «Wir stellen ein starkes Interesse in den Städten fest, wobei der Trend in der Altersgruppe der 30- bis 45-Jährigen und bei den Frauen ausgeprägt ist.»

Tremps Ansicht nach könnten sich in der Schweiz auch gänzlich alkoholfreie Cafés und Läden durchsetzen: «Die Generation Y konsumiert 20 Prozent weniger Alkohol als ihre Vorgänger, der Bedarf an Alternativen ist gross», so der Geschäftsführer. Rebels 0,0% erwartet derweil eine besonders hohe Nachfrage während der Weihnachtstage und des darauf folgenden Abstinenzmonats, dem «Dry January».

SDA/phi