Herbert Grönemeyer«Als wir in Luzern auftraten, war alles anders»
Von Bruno Bötschi
23.3.2023
Herbert Grönemeyer: «Es gibt ein Missverständnis zwischen den Deutschen und den Schweizern»
Herbert Grönemeyer bleibt auf seinem neuen Album ein Seismograf der aktuellen gesellschaftlichen Befindlichkeit. Trotz aller Schwieirigkeiten auf der Welt will der 66-Jährige die Hoffnung nicht verlieren.
Bild: Universal Music/Nikolas-Petros Androbik
«Während meiner eigenen tiefsten Katastrophe gab es manchmal diese Angst, dass die Faszination für die Musik verloren gehen könnte. Zum Glück ist das nie passiert»: Herbert Grönemeyer.
Bild: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
«Das ist los» ist das 16. Studioalbum des Sängers, der am 12. April 67 Jahre alt wird.
Bild: Universal Music/Victor Pattyn
«Mit Schweizer ist es viel lustiger, Witze über das eigene Land zu machen als mit meinen Landsleuten. Selbstironie ist keine Stärke der Deutschen»: Herbert Grönemeyer mag die Selbstironie der Schweizer*innen.
Bild: Imago/Future Image
Herbert Grönemeyer: «Es gibt ein Missverständnis zwischen den Deutschen und den Schweizern»
Herbert Grönemeyer bleibt auf seinem neuen Album ein Seismograf der aktuellen gesellschaftlichen Befindlichkeit. Trotz aller Schwieirigkeiten auf der Welt will der 66-Jährige die Hoffnung nicht verlieren.
Bild: Universal Music/Nikolas-Petros Androbik
«Während meiner eigenen tiefsten Katastrophe gab es manchmal diese Angst, dass die Faszination für die Musik verloren gehen könnte. Zum Glück ist das nie passiert»: Herbert Grönemeyer.
Bild: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
«Das ist los» ist das 16. Studioalbum des Sängers, der am 12. April 67 Jahre alt wird.
Bild: Universal Music/Victor Pattyn
«Mit Schweizer ist es viel lustiger, Witze über das eigene Land zu machen als mit meinen Landsleuten. Selbstironie ist keine Stärke der Deutschen»: Herbert Grönemeyer mag die Selbstironie der Schweizer*innen.
Bild: Imago/Future Image
Herbert Grönemeyer ist ein Künstler, der auch einmal aneckt. Der Sänger über sein neues Album, weshalb er trotz aller Probleme auf der Welt die Hoffnung nicht verliert – und warum er die Schweizer*innen mag.
Von Bruno Bötschi
23.03.2023, 10:14
25.03.2023, 10:36
Bruno Bötschi
Herbert Grönemeyer, wann realisierten Sie zum ersten Mal, dass Sie andere Menschen mit Ihrer Stimme berühren?
Das weiss ich nicht. Ich singe, seit ich denken kann. Meine erste Band hatte ich mit 13. Ich trat auch allein auf und sang Lieder von Leonard Cohen und Bob Dylan. Während dieser Auftritte spürte ich immer wieder, dass etwas im Publikum passiert.
Was löste das in Ihnen aus?
Ein wahnsinniges Glücksgefühl. Und gleichzeitig war ich verblüfft, dass das, was ich so gerne tue, anderen Menschen ebenfalls gefällt.
Kam Ihnen in Ihrem bisherigen Leben die Faszination für die Musik je abhanden?
Nein, noch nie. Egal, wie komplex die Zeiten auch waren, durch die ich gehen musste, die Musik blieb immer wichtig. Manchmal half sie mir auch, um aus einer Krise herauszukommen. Ich gebe aber zu, während meiner eigenen tiefsten Katastrophe gab es manchmal diese Angst, dass die Faszination für die Musik verloren gehen könnte. Zum Glück ist das nie passiert.
Wie wichtig ist Ihnen Stille?
Stille ist elementar in meinem Leben. Deshalb brachte ich mir das Meditieren bei. Ich praktiziere es jedoch viel zu wenig. Ruhe tut mir auch deshalb gut, weil ich ein ungestümer Typ bin. Manche würden wahrscheinlich behaupten, ich sei ein Adrenalinjunkie.
Aktuell ist es gerade nicht still in Ihrem Leben. Diese Woche erscheint Ihr neues Album «Das ist los». Wie ist die Gefühlslage?
Ich bin etwas durcheinander.
Wieso das?
Ich bin aktuell auf Promotour und bekomme die ersten Reaktionen auf mein neues Album zu hören. Hin und wieder frage ich mich: Behaupten die Menschen jetzt einfach, die neue Platte sei gut, aber in Wirklichkeit können sie nichts damit anfangen? Im Innern weiss ich jedoch, dass ich ein Album kreiert habe, das kompakt und gut ist.
Wirklich wahr, dass Sie, als Sie im September 2021 mit den Vorbereitungen für die neue Platte begonnen haben, den März 2023 bereits als Premierenmonat festgelegt haben?
Das stimmt.
Sind Sie kreativer, wenn Sie Druck verspüren?
Druck ist wichtig für mich – speziell, wenn es darum geht, Texte zu schreiben. Musik mache ich ständig. Ich sitze oft am Klavier und versuche mich an neuen Melodien. Bei den Texten hingegen weiss ich: Gibt es keinen Abgabedruck, schiebe ich das vor mir her und finde immer wieder etwas, was mich vom Schreiben abhält. Manchmal fliessen aber auch Texte sehr schnell aus der Feder. Das war auch bei meinem Album «Mensch» so, das 2002 erschienen ist.
Erzählen Sie bitte.
Der letzte Song auf dem Album «Mensch» heisst «Bonustrack: Demo (Letzter Tag)». Ich habe dieses Lied wirklich in der letzten Nacht vor dem Abgabetermin geschrieben und am Morgen danach gleich eingesungen. Mit dem Ergebnis, dass mein Produzent Alex Silva sagte: «Dieses Stück kommt auf keinen Fall auf die Platte. Es klingt nicht gut.» Am Ende einigten wir uns darauf, dass der Song gekennzeichnet als «Bonustrack: Demo» das Album abschliessen soll.
Und wenn ich schon dabei bin: Die Geschichte vom Song «Mambo», er ist auf dem Album «Männer» zu finden, ist ähnlich. Da gab es einen Tag vor Fertigstellung auch noch keinen Text dazu, bis der Föhn ins Spiel kam.
Der was bitte?
Ich bin ein kompletter Föhn-Fetischist. Ich setzte mich also aufs Bett und habe mir mit dem Föhn die Luft ins Gesicht geblasen.
Macht Sie Föhngebläse kreativ?
Ich fange mit der Geschichte besser ganz vorne an: Als Kind wollte ich nicht in den Kindergarten gehen. Nach dem ersten Tag sagte ich zu meiner Mutter: «Da gehe ich nicht mehr hin. Das ist Schwachsinn.» Und so blieb ich also daheim und lief stattdessen meiner Mutter hinterher, während sie die Wohnung gestaubsaugt hat. Seither habe ich eine spezielle Beziehung zu Gebläsen.
Stehen deshalb auch Ihre Haare meistens gen Himmel?
Da helfe ich inzwischen mit Gel nach. Meine Haare sind viel zu dünn, da reicht Föhnen allein nicht. Sonst sähe ich immer so aus, als hätte ich gerade einen Helm ausgezogen.
Auf dem Album «Das ist los» finden sich 13 neue Songs. Im Pressetext heisst es dazu, Sie hätten bestimmt über 100 Texte geschrieben und «einige davon sind gar nicht mal so schlecht». Was ist aus den restlichen 87 Texten geworden?
Wer von meiner neuen Platte eine CD kaufen wird, findet darin ein separates Booklet, worin ich einige Texte veröffentliche, die es nicht als Song auf das Album geschafft haben.
1993 haben Sie ein Album namens «Chaos» veröffentlicht, 2018 erschien Ihre Platte «Tumult». Nun folgt «Das ist los». Alle drei Alben drehen sich um die Stimmung in der Gesellschaft. Aber was ist heute anders?
Die Tendenz politisch nach rechtsaussen gibt es immer noch, ist sogar noch schlimmer. Die Populisten sind stärker, die Menschen anfälliger geworden. Zudem haben die Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine und die Klimakrise die Situation weiter verschärft.
«Deine Hand» heisst der erste Song auf Ihrer neuen Platte. Im Lied heisst es: «Hoffnung ist gerade so schwer zu finden.» Haben Sie das Gefühl, dass die Menschheit trotz aller Unbill die Kurve noch finden wird?
Ich glaube daran, dass wir uns irgendwann zwangsläufig zusammentun werden. Ganz egal, wie unterschiedlich oder verhärtet die Meinungen auch sein werden, irgendwann werden die Menschen realisieren, dass es so nicht weitergehen kann, wenn wir nicht alle auf Gedeih und Verderb zusammenhalten.
Woher nehmen Sie Ihren Optimismus?
Während der Flüchtlingswelle 2015/16 in Deutschland haben viele Menschen Geflüchteten geholfen. Und sie tun das heute noch. Durch den Krieg in der Ukraine sind jetzt nochmals über eine Million Menschen zu uns gekommen. Das ist alles sehr kompliziert und ich will das überhaupt nicht schönreden. Aber ich weiss, von was ich spreche. Ich selber unterstütze seit Jahren in Berlin eine WG für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Ich bin fest überzeugt, am Ende gewinnt die Menschlichkeit.
Als Künstler*in hat man Macht, beispielsweise auf der Bühne vor Zehntausenden von Zuschauer*innen. Wie populistisch darf Popmusik sein?
Sicherlich gibt es tendenziöse Musik, die dafür gemacht ist, offen oder subkutan populistische Botschaften zu transportieren. Es gibt auch Popmusik, die wie eine Seifenblase zerplatzt. Nur weil Künstler ein bisschen Öffentlichkeit haben, sind sie nicht klüger als andere Menschen. Ich mag es überhaupt nicht, wenn Künstler mir irgendetwas indoktrinieren wollen. Dennoch haben wir Musiker aber die Chance, die Öffentlichkeit auf ein Thema aufmerksam zu machen. Da die richtige Mischung zu finden, ist eine Gratwanderung. Und darum ist es wichtig, dass man sich immer wieder selber infrage stellt.
Wer hilft Ihnen dabei?
Mein Umfeld. Während der Produktion einer neuen Platte kommt es immer wieder vor, dass jemand zu mir sagt: «Herbert, du weisst schon, wie ernst du von den Menschen genommen wirst. Also bitte versuche etwas auszusagen mit deinen Liedtexten.» Ich sage dann jeweils: «Vorsicht. Langsam. Ich sage gerne etwas, wenn ich etwas sagen kann, also mir ein guter Text gelingt.» Ich sehe mich aber auch als jemand, der Musik macht, die unterhalten darf.
Schlechte Musik ganz sicher (lacht). Und ich mag es überhaupt nicht, wenn die Sprache verroht oder wenn sie frauenfeindlich ist oder fremdenfeindlich und rassistisch wird.
Langweilt Sie Musik bisweilen?
Schlechte Musik langweilt mich endlos – genauso übrigens wie schlecht geschriebene Bücher.
Wie ist es für Sie selber, wenn Sie mit Ihrer Musik bei anderen Menschen Emotionen auslösen?
Das lässt mich … ach, wie soll ich das beschreiben? Es ist eine unheimliche Bestätigung, fühlt sich aber gleichzeitig fremd an. Normalerweise schaue ich keine Konzerte von mir an, aber manchmal muss ich es aus arbeitstechnischen Gründen trotzdem tun. Sehe ich mich dann auf dem Bildschirm, fühlt sich das total komisch an. So, als wäre das gar nicht ich. Aber zurück zu Ihrer Frage: Es freut mich, dass ich andere Menschen emotional berühre mit meiner Musik, gleichzeitig hinterlässt es aber in mir ein doppelbödiges Gefühl.
Ihr Song «Der Weg», der vor 21 Jahren erschienen ist, sorgt heute noch dafür, dass ich weinen muss.
Es ist einer der Gründe, warum ich gerne Musik mache. Musik kann in uns Menschen Wärme auslösen. Und sie stützt uns. Ich versuche mich in meinen Liedern auszudrücken, weiss aber nicht, wie das beim Gegenüber ankommt. Ich weiss jedoch, wie ich einst auf den Song «Guilty» von Randy Newman reagiert habe. Deshalb denke ich, ich verstehe, was Sie meinen. Es ist die unglaubliche Kraft der Musik und darum ist es sehr schön, was Sie gerade gesagt haben.
Kurz bevor «Der Weg» erschienen ist, starb mein Partner ...
Das tut mir leid. Das Lied funktioniert vielleicht deshalb so gut, weil ich mit dem Lied den Tod meiner Frau zu bewältigen versucht habe. Es war mein Versuch, nach diesem unfassbaren Schicksalsschlag einen Weg zurückzufinden.
Ich würde es umgekehrt sagen: Die Welt ist nicht noch schlimmer, weil es Musik gibt (lacht schallend).
Manche Bands möchten mit gewissen Songs aus ihrer Vergangenheit lieber nichts mehr zu tun haben. «Die Ärzte» etwa singen das Lied «Elke» an Konzerten nicht mehr, weil es «Fatshaming und misogyn» sei.
Diese Debatte, die wir gerade führen, ist elementar und sehr wichtig. Gleichzeitig sieht man anhand von alten Popsongs aber auch, wie es früher war und wie sich die Menschheit seither entwickelt hat.
Gibt es Lieder, die Sie geschrieben haben und die Sie heute – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr spielen an Konzerten?
Ich wüsste jetzt gerade kein Lied von mir, das ich wegen des Textes nicht mehr spielen könnte.
In Ihrem Song «Was soll das?» aus dem Jahr 1988 heisst es: «Sein Kopf stützt sich auf sein Doppelkinn. Seit wann zieht’s dich zu Fetten hin?» Das könnte von manchen Menschen als Fatshaming empfunden werden.
Ich würde sagen, das ist einfach eine Bösartigkeit von einem Mann, der einen anderen Typen in der Küche beobachtet, der wahrscheinlich nicht einmal dick ist oder fest, wie ihr das in der Schweiz nennt. Es ist also mehr ein Ausdruck von Wut. Und die Geschichte ist ja wirklich so passiert. Aber okay, ich habe darüber nicht nachgedacht, wie diese Zeile auch noch verstanden werden könnte. Ich werde das nachholen. Versprochen.
Mitte Mai gehen Sie auf Tournee. Haben Sie das perfekte Konzert schon gegeben?
Ich denke, es ist ähnlich wie beim Küssen. Es gibt Konzerte, die bleiben in Erinnerung, weil sie plötzlich auf den Punkt kommen – und das oft ganz unerwartet. Einen solchen Moment gab es etwa beim Auftakt zu unserer «Tumult»-Tournee 2019 in Kiel. «Sekundenglück» war das erste Stück, das wir an diesem Abend spielten. Es fängt ganz leise mit dem Tippen einer Schreibmaschine an, bevor ich ruhig und mit gedämpfter Stimme anfange zu singen. Wir wussten nicht, wie die Menschen darauf reagieren würden. Aber dann fingen die Leute an mitzusingen …
… der Funken sprang sofort …
… und das Schöne: Die Leute sangen leise mit. Das war wunderbar. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann war «Tumult» die beste Tournee, die wir je gespielt haben.
Was tun Sie, wenn ein Konzert schiefläuft?
Dann ziehe ich alle Register. Ich pumpe. Ich stemme. Ich fange an, überzukompensieren. Ich erinnere mich an einen Auftritt im Jahr 2000 vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Ich spürte von Beginn weg, dass das Konzert irgendwie nicht richtig Fahrt aufnehmen wollte und fragte mich ständig: Was ist da los? Irgendwann wurde ich so wütend, wollte noch mehr Gas geben, bis ich ins Straucheln kam und stürzte und mir dabei das vordere Kreuzband und den hinteren Meniskus gerissen habe. Später stellte sich heraus, dass die Basslautsprecher an diesem Abend nicht angesprungen waren. Die Crew erzählte mir das aber erst ein Jahr später.
Am 31. Mai treten Sie im Hallenstadion in Zürich auf: Wie sind die Schweizer*innen als Publikum?
Bombe. Die Schweizer sind ein wunderbares Publikum.
Gibt es noch andere schöne Erinnerungen an unser Land, die Sie zum Besten geben können?
Wer als Künstler in Deutschland Karriere macht, muss es zuerst über die sogenannte Main-Linie schaffen. Und danach musst du Bayern erobern, was als Preusse fast unmöglich ist. Wenn du es dann noch über die Grenze schaffst, also nach Österreich und in die Schweiz, ist das eine grosse Auszeichnung. Damals, als wir unseren allerersten Auftritt in Zürich hatten, war es zudem noch so, dass Rockbands in Hotels manchmal nicht besonders gut behandelt wurden.
Weil Sie aus Deutschland kamen oder weil Sie eine Rockband waren?
Weil wir eine Rockband waren. Als wir jedoch in Luzern auftraten, war alles anders. Die Leute im Hotel waren wahnsinnig nett mit uns und das Publikum am Konzert hat uns von Anfang an frenetisch gefeiert. Zuerst war es dunkel in der Halle und alle haben ihre zitternden Hände vor den Kopf gehalten und «Uhhh» geschrien. Mich machte das tierisch nervös, weil ich nicht wusste, was da passiert. Ich weiss noch, wie ich dachte: «Shit, das geht total in die Hose.»
Ging es aber nicht.
Nein, es war vielmehr der Beginn einer langjährigen, wunderbaren Beziehung. Später habe ich ja selber ein paar Jahre in Zürich gelebt und hatte zudem mehrere Jahre eine Schweizer Freundin. Ich habe nach wie vor viele Freunde in der Schweiz.
Was mögen Sie an unserem Land überhaupt nicht?
Es gibt ein Missverständnis zwischen den Deutschen und den Schweizern. Die Deutschen wissen nicht, dass, wenn die Schweizer Hochdeutsch sprechen, dies eine gewisse Konzentration erfordert, weil es für euch eine Fremdsprache ist. Umgekehrt meinen die Schweizer, dass, wenn die Deutschen schnell sprechen, sie dies nur deshalb tun, um zu beweisen, wie schnell sie reden können. Der Schweizer denkt dann, der Deutsche will mich eh nur vorführen. Da prallen zwei unterschiedliche Temperamente aufeinander.
Die Frage lautete: Was Ihnen in der Schweiz nicht gefällt?
Schwierig. Darauf weiss ich jetzt gerade keine Antwort. Und übrigens nicht, weil ich mich nicht getrauen würde zu sagen, was ich komisch finde in eurem Land.
Wenn die Schweiz ein Musikstück wäre, wie würde sie klingen?
Ich mag die Selbstironie der Schweizer, denn damit rechnen viele nicht.
Wieso nicht?
Die Schweizer gelten gemeinhin als ruhige und eher trockene Menschen, also zumindest so lange, bis sie sich dir gegenüber öffnen. Mich erinnert das an meine russischen Vorfahren. Die haben mir einst erzählt, dass, wenn sie Menschen neu kennenlernen, sie zuerst einfach nur gucken würden, weil sie wahnsinnig Respekt haben und denken «Oh Gott, wer kommt denn da jetzt?», bevor sie einfach anfangen, laut zu lachen. Und so ähnlich ist das mit den Schweizern. Die sind zu Anfang auch eher ruhig und spröde, bevor sie freundlich und selbstironisch werden. Und wissen Sie was: Mit Schweizern ist es viel lustiger, Witze über das eigene Land zu machen als mit meinen Landsleuten. Selbstironie ist keine Stärke der Deutschen.
Nochmals die Frage: Wie würde die Schweiz als Musikstück klingen?
Der Song würde ganz sicher einen leicht dadaistischen Ton haben (lacht).
Trainingspausen machen Sportler*innen oft besser, Musiker*innen auch?
Was ganz wichtig ist, ist Pausemachen von der Öffentlichkeit. Ich auf jeden Fall halte mich daran, denn irgendwann finde ich: So, für den Moment habe ich gesagt, was ich sagen will. Jetzt halte ich besser einige Zeit den Mund.
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