Ansteckungsgefahr Flugzeug: So schnell verbreiten sich Viren und Keime im Cockpit

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9.4.2018

Wer im Flugzeug hustet, sorgt bisweilen für Nervosität. Vor allem bei den Passagieren, die in der gleichen Reihe sitzen.
Wer im Flugzeug hustet, sorgt bisweilen für Nervosität. Vor allem bei den Passagieren, die in der gleichen Reihe sitzen.
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Im Flugzeug stecke man sich besonders leicht mit Viren an, heisst es. Aber wie hoch ist das Ansteckungsrisiko im Flugzeug wirklich? Zwei neue Studien geben Auskunft.

Wer im Flugzeug hustet, sorgt bisweilen für Nervosität. Vor allem bei den Passagieren, die in der gleichen Reihe, gleich dahinter oder gleich davor sitzen. Denn Flugzeuge gelten als Umschlagplatz für Keime und  Viren.

Allerdings scheint das Risiko bei Grippe geringer zu sein als bisher angenommen: Zumindest ergab dies eine neue Untersuchung von Vicki Stover Hertzberg von der Emroy Universität im Atlanta und ihren Kollegen, deren Resultate vor kurzem in den «Proceedings» der US-amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften publiziert wurden.

Die Wahrscheinlichkeit, sich auf einem Mittelstreckenflug in einer Boeing (757 oder 737) mit Grippeviren anzustecken, liegt demnach bei unter drei Prozent. Aber Achtung: Das gilt nicht für die Reisenden, die in der unmittelbaren Umgebung des infizierten Passagiers sitzen. Deren Ansteckungsrisiko liegt deutlich höher – bei 80 oder mehr Prozent.

Handhygiene ist wichtig

Und welche «Gefahr» geht von einer kranken Flugbegleiterin oder einem kranken Flugbegleiter aus? Laut Statistik können sie bis zu fünf Passagiere in einem Flugzeug anstecken, weil sie oder er etwa ein Drittel seiner Zeit an Bord im unmittelbaren Kontakt mit den Fluggästen verbringt.

Entscheidend sei eine gute Handhygiene der Menschen an Bord eines Flugzeuges. Dazu gehöre auch, dass man nicht mit den Händen übers Gesicht wische und den Viren damit leichten Zugang zu den Schleimhäuten in Mund und Nase gewähre.

Keine Sorgen hingegen müsse sich, laut den US-amerikanischen Wissenschaftler, ein Passagier machen, wenn jemand fünf Reihen hinter ihm hustet. Der Grund: Über diese Distanz ist das Ansteckungsrisiko für Grippe zu gering.

Berechnung der Infektionswahrscheinlichkeit

Die US-amerikanischen Forscher haben ihre Berechnungen auf einer Bewegungsanalyse aufgebaut. So ermittelten sie, wie oft sich die Passagiere von ihren Sitzplätzen erheben und wie sich das Aufstehen und Herumlaufen während des Fluges auf das Ansteckungsrisiko auswirken.

Grippeviren werden durch kleine Tröpfchen aus Mund und Nase übertragen, die schnell zu Boden fallen. Die Ansteckungswahrscheinlichkeit hängt von der Dauer des Kontakts und dem Abstand zum Infizierten ab. Ein Meter gilt als Risikobereich.

Für die Berechnung der Infektionswahrscheinlichkeit nahmen die Wissenschaftler an, dass in der Mitte des Flugzeugs ein mit Grippeviren infizierter Passagier am Mittelgang auf Platz 14 C sitzt.

Die US-amerikanischen Forscher benennen allerdings auch die Grenzen ihrer Studie: Die Berechnungen gelten nur für einen Mittelstreckenflug, nicht für Lang- oder Kurzstreckenflüge, bei denen die Passagiere mehr oder weniger viel Zeit an Bord verbringen und dadurch auch mehr oder weniger viel herumlaufen. Sie gelten auch nicht für grössere Flugzeuge mit zwei Mittelgängen.

Belüftung transportiert Partikel

Die Firma Ansys erstellt mathematische Modelle, um zu zeigen, wie sich die Luft in Flugzeugen bewegt: Vor vier Jahren wurde damit aufgezeigt, was passiert, wenn ein Mensch in der Mitte des Flugzeugs niest.

Die Partikel verteilen sich praktisch im ganzen Flugzeug. Der Grund dafür ist das Belüftungs-System, welches die Luft von den Ausgängen oberhalb der Köpfe der Passagiere zur Entlüftung im unteren Bereich des Innenraums leitet.

Bedeutet dies, dass alle Fluggäste über die Viren in den Feuchtigkeitspartikeln angesteckt werden, wenn die niesende Person beispielsweise an Grippe erkrankt ist? Nein.

Weniger schlimm als im Kino

Den Viren am meisten ausgesetzt im Flugzeug wären dem Modell zufolge die Passagiere, die direkt neben oder hinter der niesenden Person sitzen. Biologe Ian Henderson sagte dazu in der dailymail.co.uk, die Viren würden sich über eine beachtliche Distanz ausbreiten, wenn jemand niest.

Seinen Angaben zufolge ist dies über etwa 15 Meter möglich. Allerdings sei es in einem Flugzeug weniger schlimm als etwa in einem Büro oder in einem Kinosaal, wo die Luft nicht ständig gefiltert und ausgetauscht werde.

«Es ist praktisch unmöglich, nicht mit Keimen in Kontakt zu kommen», so Henderson. Und gibt gleichzeitig Entwarnung: «Wir Menschen kommen mit Tausenden Keimen in Kontakt, ohne dass wir jeden Tag krank werden.»

Man brauche deswegen keine Angst zu haben, das Haus zu verlassen.


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