Engpass bei Allergiker-Mittel Bund schlägt Alarm: Wegen Wespen-Rekordjahr droht jetzt Gefahr

Bruno Bötschi

8.8.2018

2018 ist ein Wespen-Rekordjahr. Doch ausgerechnet jetzt haben Allergiker in der Schweiz mit einem Lieferengpass bei einem Medikament bei Insektenstichen zu kämpfen. Nun hat das zuständige Bundesamt dazu aufgerufen, «keine Hamsterkäufe für das Medikament Epipen zu tätigen».

Bei Epipen handelt es sich um einen sogenannten Autoinjektor, mit dem man sich Adrenalin spritzen kann, wenn eine schwere allergische Reaktion auftritt – etwa bei einem Wespenstich. Für Allergiker können solche Situationen lebensbedrohlich sein, sie sollten daher ihren Notfall-Pen stets griffbereit halten.

Laut Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) seien technische Probleme in der Produktion für den Lieferengpass zuständig. Epipen wird von der Firma Pfizer hergestellt und in der Schweiz von Meda Pharma vertrieben. 

«Wir arbeiten intensiv an einer Lösung, wie wir schnellstmöglich die Produktion hochfahren und die Lieferung beschleunigen können», teilt Pfizer auf Anfrage von «Bluewin» per E-Mail mit.

Wespen haben in diesem Jahr sehr von Wärme und Trockenheit profitiert, abgezeichnet hat sich das Rekordjahr bereits im Frühling.
Wespen haben in diesem Jahr sehr von Wärme und Trockenheit profitiert, abgezeichnet hat sich das Rekordjahr bereits im Frühling.
Bild: Keystone

Und weiter: «Derzeit variieren die Lieferungen von Apotheke zu Apotheke, und wir können nicht garantieren, dass das Produkt überall erhältlich sein wird. Die Lieferbarkeit hänge von Zulieferungen bestimmter Komponenten durch Drittanbieter ab.»

Keine Hamsterkäufe tätigen

Wegen dem aktuellen Engpass hat das BWL nun den Schweizer Ärzten mitgeteilt, dass Epipen nur «beschränkt lieferbar» sei und sie ausdrücklich aufgefordert, keine Hamsterkäufe zu tätigen.

Die Warnung des Bundes töne allerdings bedrohlicher, als die Situation in Wirklichkeit sei, beschwichtigt Ueli Haudenschild, Leiter Geschäftsstelle Heilmittel beim BWL, auf Anfrage von «Bluewin».

Mit der Warnung an die Ärzte wolle man dafür sorgen, dass weiterhin eine flächendeckende Lieferung im ganzen Land gewährleistet werden könne. Sprich: Es soll verhindert, dass es in gewisse Regionen der Schweiz nicht zu plötzlichen Versorgungsengpässen komme.

Alternativ-Medikament vorhanden

Bei wichtigen Medikamenten sind die Pharmafirmen verpflichtet, den Behörden frühzeitig mitzuteilen, wenn Lieferengpässe – aus welchen Gründen auch immer – drohen.

Gemäss BWL wolle man mit der Warnung an die Ärzte dafür sorgen, dass weiterhin eine flächendeckende Lieferung von Epipen in der Schweiz gewährleistet werden könne.
Gemäss BWL wolle man mit der Warnung an die Ärzte dafür sorgen, dass weiterhin eine flächendeckende Lieferung von Epipen in der Schweiz gewährleistet werden könne.
Bild: zVg

Wichtig zu wissen ist zudem: Zwischen einem Liefer- und einem Versorgungsengpass ist klar zu unterscheiden. «Es ist nicht so, dass es kein anderes Mittel auf dem Markt mehr gebe», so Haudenschild. Als Alternativen nennt er das Mittel «Jext», ebenfalls ein Adrenalin-Pen. Die beiden Medikament seien miteinander vergleichbar.

Der Lieferant von «Jext» habe im übrigen bereits auf den Lieferengpass beim Konkurrenten reagiert und vorübergehend Prozessänderungen eingeführt, damit sich die Versorgungslage in der Schweiz nicht noch weiter verschlimmern würde.

2018 ist ein Wespen-Rekordjahr

Wespen haben in diesem Sommer sehr von Wärme und Trockenheit profitiert, abgezeichnet hat sich das Rekordjahr bereits im April. Die Nester sind grösser als in anderen Jahren und die Völker wachsen noch weiter, wie die Zahlen der Einsätze der Feuerwehren landesweit zeigen.

Wespen-Nester bitte nicht zerstört: Die Tiere sollten stattdessen durch Fachleuten umgesiedelt werden.
Wespen-Nester bitte nicht zerstört: Die Tiere sollten stattdessen durch Fachleuten umgesiedelt werden.
Bild: Getty Images

«Es ist ein super Wespenjahr», sagt Biologin Gabi Müller, Leiterin der Schädlingsprävention und -beratung der Stadt Zürich gegenüber «Bluewin». «Wir haben täglich mehr als 20 Anrufen von Leuten, die Nester in ihren Häuern haben.» Sie hätte in den 20 Jahren, in denen sie auf der Beratungsstelle arbeite, so etwas noch nie erlebt.

Wespen-Expertin Müller plädiert übrigens dafür, die Nester der Insekten möglichst nicht zu zerstören, und dies schon gar nicht selber zu tun, sondern die Tiere von Fachleuten umsiedeln zu lassen.

Wespen sind durchaus nützliche Tiere; es sind biologische Schädlingsbekämpfer. Nur zwei Arten, die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe, tun sich im Übrigen gerne gütlich an menschlichen Esstischen.

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