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«Bluewin» war dabei «Bluewin» war dabei: So entsteht die neue «Wilder»-Staffel
Cilgia Grass
5.11.2018
Im Jura wird gerade die zweite Staffel der SRF-Erfolgsserie «Wilder» gedreht. «Bluewin» war vor Ort – DNA-Test und Speed-Dating inklusive.
Vergangenen Freitag, kurz nach 10 Uhr: Wir stehen vor einer Sägerei in Vendlincourt. Nie gehört? Ging mir auch so. Das Dorf, das früher auch Wendlinsdorf genannt wurde, liegt im Jura und hat 556 Einwohner. Schon auf der Zugfahrt dorthin denke ich: Die Gegend ist ideal für einen Krimi. Ein mystischer Nebel hängt über den Bäumen, die sich in leuchtenden Herbstfarben präsentieren. «Wir wollten nicht wieder alles in Weiss haben wie in der letzten Staffel», sagt mir «Wilder»-Chefautor Bela Batthyany später. Sicherlich ein guter Entscheid.
Das grosse Bibbern
In der Sägerei tut sich etwas. Ein paar Journalisten stehen noch im Bild und müssen sich verschieben, die Darsteller schälen sich aus ihren Daunenjacken und befreien sich von ihren Ohrenschützern, für die man bei rund fünf Grad froh ist. Dann heisst es: «Und Action!». Wir schauen zu, wie Rosa Wilder die Mitarbeiter der Sägerei zum DNA-Test antanzen lässt. Aus dem Dialog erfahren wir, dass ein Dreifach-Mord geschehen ist. Auch Frank Mulliger, der Sohn des Sägereibesitzers Charles Mulliger, muss sich den Mund auspinseln lassen – und spuckt Gift und Galle. Dargestellt wird er vom Berner Pascal Ulli («Dr Goalie bin ig»). Der 49-jährige Mime sagt in einem Video über sein Schaffen, dass er immer der Böse sei. Auch diesmal? Er lacht: «Darüber kann ich nichts verraten.»
Ulli verkörpert einen Sohn, der sehr unter seinem dominanten Vater leidet und diesen deswegen hasst. Kennt er das Problem aus seinem eigenen Leben? «Nein, mein Vater ist ein sehr herzlicher Mensch. Aber sein Vater war so ein Typ wie Charles Mulliger. Ein Fabrikbesitzer, der oben am Tisch sass und einem die Gabel in den Ellbogen stach, wenn dieser auf dem Tisch war.»
Ermitteln zu ländlichen Gerüchen
Charles Mulliger wird von Ueli Jäggi («Sennentuntschi», «Grounding») gespielt. Der 64-jährige Oltener ist in seiner Rolle als Sägereipatron hochkonzentriert – und einschüchternd. Doch kaum sind die Kameras aus, wirkt er tiefentspannt und ist bestens aufgelegt. Aufmerksam dazu: «Diese olfaktorischen Wechsel ...», sagt er unvermittelt und schnuppert. Als eine der Mitarbeiterinnen ihn mit fragendem Blick anschaut, ergänzt er mit einem Lächeln: «Jetzt ‹bschütte si›.» Ich rieche es auch: Der Bauer auf dem Feld nebenan hat die Gülle ausgebracht.
Sarah Spale, die Darstellerin der weiblichen Hauptfigur Rosa Wilder, nimmt noch schnell einen Schluck Kafi und begrüsst mit einem fröhlichen Lachen die Produzenten Peter Reichenbach und Beat Lehnherr. Und schon heisst es erneut: «Und Action!». «Wir haben gefühlte 78 DNA-Tests gemacht. Es waren aber nur etwa 24», witzelt Caspar Kaeser, 36, der den Dorfpolizisten Leo Mott verkörpert. Inzwischen ist Mittagspause. Alle sind froh, sich aufwärmen zu können. In der Auberge de l’ours, zu Deutsch im Bären, werden wir mit lokalen Spezialitäten versorgt. Es gibt Totché, einen traditionellen Kuchen aus dem Jura, und anlässlich des anstehenden St. Martinsfestes Schweinsadrio mit Rotkraut und Rösti. Lecker.
Viele Fragen zum Dessert
Nach dem Kaffee stehen die Schauspieler für Kurzinterviews zur Verfügung. Weil das Interesse so gross ist und der Drehplan eng, geht es zu und her wie beim Speed-Dating. Schnell begrüssen, drei, vier Fragen stellen, und weiter. Ob Rosa Wilder wegen der Erlebnisse aus der ersten Staffel (Jugendliebe ermordet, Vater ein Mörder) in psychiatrischer Behandlung war, möchte ich von Sarah Spale, 38, wissen. Sie grinst: «Das war nicht nötig. Sie hat das gut weggesteckt.» Rosa Wilder hat aber inzwischen die Ausbildung zur Profilerin gemacht. «Und sie isst immer noch gerne saure Zungen», sagt Sarah Spale schmunzelnd. Dann muss sie auch schon weiter. «Glanz & Gloria» wartet.
Etwas mehr Zeit hat Manuela Biedermann («La Femme et le TGV», «Achtung, fertig, WK!») mitgebracht. Die Bieler Schauspielerin ist in der Rolle von Susann Walter, Hauptkommandantin der Gemeindepolizei Thallingen zu sehen. «Ich bin froh, dass Rosa Wilder kommt und mir bei diesem Dreifachmord hilft. Ich bin etwas überfordert. Bei uns im Dorf haben wir es sonst nur mit Betrunkenen und Schnellfahrern zu tun», sagt sie über ihre Rolle – und nimmt dann einen Schluck Tee.
«Ich freue mich, dass ich mit 53 so eine wichtige Figur mit so einer Persönlichkeit spielen darf. Frauen ab 40 sind heute in meinem Business nicht mehr weg vom Fenster», sagt sie weiter. Biedermann, die sich für ihre Rolle mit isländischer Musik in Stimmung bringt, hatte bereits in der ersten Staffel ein Casting als Mutter von Rosa Wilder. «Aber es hat nicht geklappt». Umso grösser ist jetzt die Freude. Schiessen muss sie in «Wilder» übrigens nicht. Dafür aber bei den Jungs manchmal den Tarif durchgeben. Das tut sie auch, wie ich am Set selbst hören konnte. Jetzt muss aber auch sie sich verabschieden, das nächste Interview ruft.
Auge in Auge mit Kägi
Und ich warte darauf, dass Marcus Signer («De Goalie bin ig», «Schellen-Ursli»), der letzte auf meiner Liste, für mich Zeit hat. Der 54-jährige Berner spielt Bundespolizist Manfred Kägi – meine absolute Lieblingsfigur aus der ersten Staffel. Eigentlich hat er heute drehfrei, er ist extra für die Journalisten gekommen. «Mmmmh, der Kuchen ist gut», sagt er, als er sich prompt über den Dessert hermacht. Dann schenkt er sich Mineral ein und muss dabei zwischen zwei Gläsern wählen: einem nichtssagenden und einem der Cola-Gläser, die Fans früher gesammelt haben. Er nimmt letzteres. Kägi hätte das bestimmt genauso gemacht.
Wie es denn sei, wieder in die Rollkragenpullover und Cowboyboots des kantigen Ermittlers zu schlüpfen, frage ich ihn. «Cool! Es ist schön und macht Spass. Wir haben eine super Crew und haben ‹de Plausch› zusammen», sagt er. Privat trage er übrigens manchmal auch Cowboystiefel. Und ja, Kägi wohne weiterhin in seinem Wohnwagen. «Er ist wie ein Einsiedlerkrebs: Er zieht mit seinem Häuschen herum und parkiert es irgendwo. Auftragsgebunden.» Auch diesmal wird er Rosa Wilder wieder Rückendeckung geben, falls nötig.
Und was macht die Liebe? Kägi steht bekanntlich auf Männer. Und in der neuen «Wilder»-Staffel gibt es einen verkappten Schwulen. Fehlanzeige. Da laufe nichts, winkt Signer ab. Für Kägi wird es also auch in der zweiten «Wilder»-Staffel wieder einsam.
Zwei Set-Anekdoten hat Signer auf Nachfrage noch auf Lager. «An einem Morgen war es minus drei Grad. Wir mussten für eine Szene zehnmal aus dem Auto steigen. Mir hätten vor lauter Kälte fast die Zähne geklappert.» Am Ort herumrennen und sich bewegen, das helfe in solchen Situationen. Beim Dreh auf einer Weide seien ausserdem auf einmal junge Kühe «z gumpe cho». «Wahrscheinlich wollten sie schauen, wer man ist, vielleicht waren sie auch kurzsichtig», so Signer. «Der Kameramann musste jedenfalls über den Zaun springen, um sich in Sicherheit zu bringen.» Dann posiert er noch für ein typisches Kägi-Foto und verspricht: «Es wird nicht langweilig in der neuen ‹Wilder›-Staffel. Keine Sekunde.» Und weg ist er.
Ich schaue mich um. Ich bin die letzte Journalistin vor Ort. Ich packe also meine Siebensachen zusammen und wünsche mir in Gedanken, dass schon Januar 2020 wäre. So lange müssen wir uns gedulden, bis das neueste Abenteuer von Rosa Wilder und Manfred Kägi bei SRF zu sehen sein wird. Wieder am Dienstagabend, wie beim letztes Mal. Und: Die Autoren entwickeln schon die dritte Staffel. Der Krimispass geht also noch weiter.
Fakten zur neuen «Wilder»-Staffel
- Die Kosten liegen bei 5,2 Millionen Franken. Damit liegt sie ihm Rahmen der ersten Staffel.
- Am 6. September fiel der Startschuss. Geplant sind 66 Drehtage in Vendlincourt und in Biel.
- Rosa Wilder ermittelt in einem Dreifachmord. Und es wird noch mehr Tote geben, wie Chefautor Bela Batthyany verrät. Trotzdem: Auch diesmal kann man «Wilder» wieder mit der ganzen Familie schauen.
- Wie in der letzten Staffel Oberwies ist auch Thallingen – der Ort, in dem die neue Staffel spielt – fiktiv. In der französischsprachigen «Wilder»-Version heisst er Talion. Abgeleitet ist er laut Bela Batthyany vom Talionsprizip. «Das besagt: Auge um Auge, Zahn um Zahn.»
- Bei «Wilder 1» schalteten pro Folge bis zu 706'000 Zuschauer ein, was einem Markanteil von rund 40 Prozent entspricht. «Wir hoffen, dass ‹Wilder 2› beim Publikum genauso gut ankommt», sagt SRF-Kulturchef Stefan Charles.
- Die zweite «Wilder»-Staffel startet im Januar 2020.