Kolumne am MittagWer hätte gedacht, dass George W. Bush derart witzig ist?
Von Philipp Dahm
29.4.2021
Ein grosser TV-Auftritt enthüllt so einiges über George W. Bush. Der Ex-Präsident mag Donald Trump nicht. Er ist reicher, als er selbst denkt – und deutlich lustiger und selbstironischer, als wir gedacht haben.
Von Philipp Dahm
29.04.2021, 12:05
29.04.2021, 15:44
Philipp Dahm
George W. Bush. Da fällt einem doch als Erstes der Moment am 11. September 2001 ein, als der damalige US-Präsident von den Anschlägen in New York erfahren hat. Er ist gerade zu Besuch in einer Grundschule in Sarasota, Florida, als das Unfassbare geschieht.
Dann bläst Bush zum Kampf und zieht in Afghanistan ein. Er redet Massenvernichtungswaffen im Irak herbei, die dann doch nie gefunden werden. Im Kampf gegen den Terror ruft er vorzeitig einen Sieg aus, was sich als blutige Naivität herausstellt. Von wegen Mission accomplished.
Kurz gesagt: George Walker Bush ist nicht gerade als hellster Stern am Präsidenten-Firmament in die Geschichtsbücher eingegangen. Aber der Republikaner entpuppt sich nun als sehr viel klüger – und vor allem komischer –, als man meinen mag. Das beweist sein Auftritt bei «Jimmy Kimmel Live».
Bush über Trump
Kimmel fragt Bush, ob es stimmt, was Hillary Clinton in ihrem Buch geschrieben habe: Dass sich Bush nach Donald Trumps Antrittsrede im Januar 2017 umgedreht und zu den Umstehenden sagte: «Das war mal verrückte Scheisse!»
Bush lehnt sich lächelnd in seinen Sessel in seinem Büro in Dallas, Texas zurück, grinst schelmisch und sagt: «Ich kann mich nicht erinnern.»
Und in dem Stil geht es weiter: Kimmel fragt den 74-Jährigen, ob er noch die Codes für die Nuklear-Raketen kennt, und dass diese auch jüngst ja wohl hoffentlich geändert wurden.
Bush witzelt: «Ich kann ja noch nicht mal das Wort sagen ... Nukular?» Dann geht es um die Passion Golf: Bush berichtet, er habe nach 2001 jahrelang nicht gespielt. Er wolle nicht, dass Mütter von Soldaten im Einsatz ihn so sehen.
Würde er auch in einem Trump-Hotel Golf spielen? «Wahrscheinlich nicht», sagt Bush klipp und klar.
Bush über die Obamas
Als es den USA am 2. Mai 2011 gelungen ist, mit Osama bin Laden den Kopf hinter 9/11 zu liquidieren, hat der damalige Präsident Barack Obama seinen Vorgänger persönlich angerufen. «Ich habe es sehr geschätzt, dass er sich die Zeit genommen hat, und es hat mich für unser Militär und unsere Geheimdienste gefreut, dass sie den Typen aufgespürt haben», erzählt Bush.
Mit Barack Obamas Frau Michelle ist der Republikaner freundschaftlich verbunden. «Ich gehe auf viele Beerdigungen und sie auch», berichtet Bush lässig.
«Das Protokoll verlangt immer, dass wir nebeneinander stehen. Während langatmiger Trauerreden werde ich nervös, also mache ich immer ein paar Witze. Beerdigungswitze», lacht der Texaner, «und sie findet sie offenbar lustig. Und ich freue mich.»
Bush über Geld
Kimmel erzählt seinem Gast, dass der ja vor 39 Jahren für 89 Millionen Dollar einen Teil des Baseball-Teams Texas Rangers gekauft habe und fragt, ob er wisse, wie viel der Anteil nun wert sei.
«Wahrscheinlich 800 Millionen», schätzt Bush. Es seien fast zwei Milliarden, korrigiert Kimmel. «Schön, dass wir darüber gesprochen haben», kontert Bush trocken und grinst breit.
Er habe vor der Pandemie im Stadion immer bei den Fans gesessen, plaudert er weiter. «Das war nett – bis wir angefangen haben zu verlieren.»
Bush über Einwandererung
George W. Bush ist nicht nur unter die Maler gegangen, sondern hat auch gerade ein Buch mit Porträts und Geschichten von Immigranten herausgebracht.
Ob seine Eltern überrascht waren, als sie von seiner Malerei erfahren hätten, weil Kimmel wissen. Seine Mutter sei zu ihm gekommen und habe gefragt: «Ich habe gehört, dass du jetzt Maler bist?» Nachdem ihr Sohn bejahte, habe sie befohlen: «Mal meine Hunde!»
«Meine Kunst ist ein Versuch, die Debatte über Einwanderung auf ein neues Niveau zu heben», sagt er. «Ich möchte, dass die Leute genau hinsehen auf das, was Einwanderung für unser Land bedeutet hat und Immigration nicht fürchten, sondern sie innerhalb legaler Grenzen begrüssen.»
Er glaube, auch die republikanische Partei wünsche sich Reformen, doch in Washington würden derzeit vor allem andere Stimmen gehört, die lauter schreien würden. Bush glaubt an dem amerikanischen Traum: Wer hart arbeitete, sich bemühte und benähme, würde Bürger des Landes – und könne alles erreichen.
Bushs und die Selbstironie
George W. Bush ist auch für seine früheren «Bushisms» bekannt – seine lustigen Versprecher. Heute bewiest er jede Menge Selbstironie bei dem Spiel «Bushism Or Not?», bei der er mit alten Aussagen konfrontiert wird und einigen, die ihm untergeschoben werden.
Grosses Kino!
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.