Kolumne am Mittag Darum bescheisst Donald Trump auch beim Golfspielen

Von Bruno Bötschi

22.9.2020

Ein neues Buch beschreibt, warum man Donald Trump erst dann versteht, wenn man mit ihm golfen geht.
Ein neues Buch beschreibt, warum man Donald Trump erst dann versteht, wenn man mit ihm golfen geht.
Bild: Getty Images

US-Präsident Donald Trump behauptet, er sei ein grossartiger Golfspieler. Tatsächlich betrügt er ständig – und das sogar gegen Stars wie Tiger Woods, wie ein neues Buch beweist.

«Am meisten hat mich beeindruckt», schrieb Tiger Woods vor Jahren einmal in seinem Blog nach einer Partie mit Donald Trump, «wie weit er den Ball mit seinen 70 Jahren schlagen kann. Er hat wirklich einen ordentlichen Schwung drauf.»

Es sind zwei der wenigen netten Sätze über den heutigen US-Präsidenten Donald Trump im Buch «Der Mann, der nicht verlieren kann». Geschrieben hat das Buch, das dieser Tage auf Deutsch erschienen ist, der bekannte US-amerikanische Sportjournalist Rick Reilly. Er beschreibt darin, wie Trump seine Kontrahenten auf dem Golfplatz fast bei jeder Gelegenheit übers Ohr haut.

Reilly weiss das, weil er Trump schon drei Jahrzehnte lang beobachtet und mit ihm öfters Golf gespielt hat. Trump besitzt 14 Golfplätze. Er ist vernarrt in das Spiel wie kein US-Präsident zuvor. Und er will gewinnen. Und zwar immer. Absolut immer.

«Gewinne, gewinne und dann gewinne noch mehr»

Reilly befragte Dutzende von Trumps Caddies und Mitspielern, darunter auch prominente Hobbygolfer wie etwa Hollywood-Schauspieler Samuel L. Jackson. Manch einer, der redete, wollte unbedingt anonym bleiben. «Aus Angst, verklagt zu werden», erzählte Reilly kürzlich im deutschen Wochenmagazin «Spiegel».

«Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht» und «Lügen haben kurze Beine» – wer kennt sie nicht, die alten Sprichwörter. Meine Eltern haben mir sie schon früh eingebläut. Und das war gut so.

Fred Trump, der Vater von Donald, hingegen soll seine Kinder unablässig gedrängt haben, «Killer» zu sein: «Gewinne, gewinne und dann gewinne noch mehr. Was immer du auch tust: Sei ein Gewinner.»

Kein Wunder also, dass sich Sohnemann Donald in den Golfsport verliebt hat – eine Runde hat 18 Löcher, bietet demnach 18 Gewinnchancen. Trumps Liebesbeziehung mit dem Golf soll dauerhafter als jede Beziehung sein, die er jemals mit einer Frau oder einer politischen Partei hatte.

«Golf und Trump, das ist ein ungleiches Paar»

«Golf und Trump, das ist ein ungleiches Paar», notiert Reilly, «denn beim Golf zählt eigentlich nicht das Gewinnen, sondern die Ehre … Beim Golf beschummelt man den Gegner nicht. Man beschummelt seine Freunde nicht. Man beschummelt überhaupt nicht. Punkt.»

Aber irgendwie scheint das Herr Trump nicht mitbekommen zu haben. Ob er mit dem TGV durch die Kinderstube gerast ist? Oder ist doch nur sein Vater schuld?

Trumps schlechtes Benehmen auf dem Golfplatz verrät viel darüber, wie er tickt. Reilly schreibt, dass der US-Präsident nicht nur einfach schummelt. Er bescheisse wie ein Hütchenspieler in der Fussgängerzone. Er werfe, kicke, schiebe den Ball ständig in bessere Positionen – oder zwinge seine Caddies, dies zu tun.

Einmal spielte ein alter Freund von Reilly, ein Countrymusiker, erstmals mit Trump in Los Angeles. Schon auf der allerersten Bahn kickte Trump seinen Ball aus dem Rough aufs Fairway. Der Musiker war perplex. 

«Moment mal», rief der Mann. «Läuft das jetzt den ganzen Tag so, Donald?» «Oh», erläuterte Trump, «Alle, mit denen ich spiele, schmeissen den Ball zurück aus dem Rough. Du kannst gar nicht anders, wenn du gegen die auf einen grünen Zweig kommen willst.»

Was vollkommener Blödsinn ist. Ehrlichkeit, Integrität, Zuvorkommenheit – diese drei Worte bilden die Basis des Golfsports. Er kenne, so Autor Reilly, nur einen einzigen Menschen, der nicht nach diesen Regeln lebe.

Er heisst: Donald Trump.


Bibliografie: Der Mann, der nicht verlieren kann: Warum man Trump erst dann versteht, wenn man mit ihm golfen geht, Rick Reilly, Hoffmann und Campe, ca. 18 Franken

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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