Hazel ist zurückDas harte deutsche Brot und die böse Milchpumpe
Von Carlotta Henggeler
23.8.2021
Comedy-Königin Hazel Brugger ist zurück aus der Blitz-Babypause. Hartes deutsches Brot, volle Babywindeln oder Rückbildungsturnen: Das neue Programm von Hazel Brugger ist breit gefächert. Und sie verschont niemanden – auch ihr Mann Thomas bekommt sein Fett weg.
Von Carlotta Henggeler
23.08.2021, 18:03
25.08.2021, 14:19
Carlotta Henggeler
Nur ein Hocker mit einem Spick-Zettel und eine Flasche Mineralwasser. Sonst ist die Bühne des Zürcher Kaufleuten blutt. Mehr braucht Hazel Brugger nicht für ihre neue Bühnenshow «Kennen Sie diese Frau?».
Natürlich kennt man diese Frau schon länger. Ein charmantes Understatement. Wie so oft bei ihr. Genauso unverblümt erklärt die Dielsdorferin das Publikum zum Versuchskaninchen fürs neue Bühnenprogramm. Sie freue sich, wieder unter Zuschauer*innen zu sein, die ihren Hals selbst gerade halten können, eine Anspielung auf ihre fünf Monate alte Tochter – und deren deutschen «Vater Thomas mit dem Gummihals». Schon sind wir mittendrin. Langes Intro-Blabla? Nicht Hazels Ding.
Und das Themenspektrum ist so breit und bunt wie ein Regenbogen. Von ihrer gut behüteten Kindheit und Jugend in Dielsdorf über einen Drogenexkurs, über den Vergleich von Ross vs. Esel. Und warum ihre Idole fast alle lesbische Frauen sind (hallo Regenbogen), ihre Zöliakie (eine Autoimmunerkrankung) – und das deutsche Brot.
Starke Enten und schlimme Milchpumpen
Nirgends wird Brot mehr zelebriert als in Deutschland, Bruggers Wahlheimat. Und nirgends ist das Brot härter als in Deutschland. Ergo sind Enten ennet der Grenze eine Art Terminator unter den Tieren. Die mit getrocknetem Pumernickel-Schwarzbrot oder Sauerteigbrot im Magen fertig werden.
Sie mäandert themenmässig umher, bis zu ihrem aktuellen Lieblingsthema: Ihre namenlose Tochter und Ehemann Thomas. Eine Tirade über menschenunwürdig laute Milchpumpen, explodierende Still-Brüste, Erziehungsfragen und Unsinn. Nie, aber gar nie wollte Hazel ein Mami sein, das in der dritten Person über sich rede. Und dann tut sie es eben doch. Auch eine Hazel.
Ungeschminkt erzählt sie aus ihrem Alltag mit Windeln voller Babybrei und wenig Schlaf. Wie sehr es ihren Körper und ihren Schnägg mitgenommen habe. Und wie sehr sie das Rückbildungsturnen nervt – und auch ein paar Freudensprünge nach einer gelungenen Pointe auf der Bühne körperlich noch nicht drinliegen.
Fast neunzig Minuten später, gefühlte tausend Themen schwerer und das Publikum mit tränennasser Maske – bedankt sich Hazel für die Versuchsbühne. Und zum Schluss setzt sie in der gewohnten Impro-Schnell-Runde nochmals einen drauf. Lässt sich vom Publikum befragen.
Egal, ob es dabei um Baggerseen oder ihre – konsequenterweise bis zum Schluss namenlose Tochter geht – Hazel Brugger zeigt nochmals eindrücklich, warum sie die Königin des deutschsprachigen Stand-up ist. Und die Quintessenz? Auch mit Ehemann und Baby an Bord hat Brugger nichts von ihrer Bissigkeit eingebüsst. Rosarote Brille oder Hormon-Hoch? Nicht bei Hazel Brugger.