Kolumne am Mittag Hazel Brugger, bitte mitschreiben. Kindererziehung leicht gemacht

Von Gil Bieler

21.5.2021

Comedian Hazel Brugger ist seit Kurzem auch Mutter.
Comedian Hazel Brugger ist seit Kurzem auch Mutter.
Bild: Keystone

Sie brauche Hilfe in ihrer neuen Mutterrolle, meint Hazel Brugger auf Twitter. Kein Problem: Hier gibt es alle relevanten Tipps zur Kindererziehung auf einen Schlag. 

Von Gil Bieler

Hochgeschätzte Hazel. Du bist heuer erstmals Mutter geworden, und die ganze Schweiz hat sich aufrichtig mit dir gefreut. Es gibt ja sonst so wenig Freudiges dieser Tage. Doch mit Blick auf dein Twitter-Profil scheint mir, als könntest du auch noch etwas weiterführende Unterstützung gebrauchen.

«Es ist komplett verrückt und unmöglich ich habe seit vier Wochen keine sauberen Klamotten angehabt hilfe», schreist du da ohne Punkt und Komma in den virtuellen Raum.

Hilfe? Kommt sofort. Wer wäre schon besser geeignet, einer frischgebackenen Mutter Erziehungstipps zu geben, als ein Mann? Eben. Das XY-Chromosom verpflichtet ja. Darum: Let me mansplain.

Wenn ich richtig gerechnet habe, müsste deine Tochter jetzt irgendwo zwischen zwei und zwanzig Monate alt sein – ein schampar entscheidendes Alter in der Entwicklung!

Erster Tipp: Du solltest die Farbe Rot unbedingt vermeiden, das wird unterbewusst als Rotlicht wahrgenommen und bremst die Kleine bei der Entfaltung ihres vollen Potenzials aus. Das sagt die renommierte «Küchenpsychologie-Revue».

Auch der Klang «ei» ist bis auf Weiteres tabu, das ähnelt zu sehr dem bösen «nei». Also statt Rüeblibrei gibt es Rübelipapps. Auch die Zahlen Zwei und Drei sind damit halt vorübergehend tabu, darum ab jetzt alles im Viererpack kaufen.

Zweiter Tipp: Regelmässig die «Simpsons» laufen lassen, die beste Lebensschule überhaupt. Dank über 700 Folgen gibt es keine einzige Lebenssituation, die man nicht nach Vorbild der besten Zeichentrickserie aller Zeiten meistern könnte.

Auch die Idee mit diesen Erziehungstipps kam mir – natürlich – nicht von allein. Homer holt sich ja auch stets Rat bei seinen kinderlosen Zechkumpanen in Moe's Taverne. Und übrigens, hast du gemerkt? Homer, Marge, Bart, Lisa – kein einziger «ei»-Diphthong zu erkennen. Ganz anders als bei diesem «Family Guy», aber das nur nebenbei.

Dritter Tipp: Richtig füttern. Oben rein, unten raus. Ist jetzt echt keine Hexerei. Gibt es einmal markante Mengenunterschiede zwischen dem, was oben reingeht und unten rauskommt, ist etwas kaputt. Baby untersuchen.

Vierter Tipp: Vergiss das Vorhaben, die Wohnung kindersicher zu machen. Kinder können sich immer und überall verletzen. Am besten zieht deine Familie die nächste Zeit in eine Hüpfburg um, das ist eure einzig realistische Chance. Fun Fact: Auf Airbnb finden sich – trotz des luftigen Namens – übrigens keine Hüpfburgen, nur stinknormale Wohnungen.

Fünfter Tipp: Sparkonto einrichten. Das solltest du besser auf übermorgen verschieben, dann bleibt angesichts der Negativzins-Prognosen wenigstens noch ein bitzli was übrig.

Sechster Tipp: Besser kaufst du hippe Sneakers, ist die weitaus rentablere Sparanlage. Aber bitte aufpassen, dass der Neuzustand erhalten bleibt, nur so kannst du die Treter anno 2040 teuer verticken. Das bedeutet konsequenterhalber aber auch: Ein Familienhund liegt nicht drin, sonst frisst der die Rendite im wahrsten Wortsinn auf.



Siebter Tipp: Eltern sollten es tunlichst vermeiden, dass ihre Kinder sie je einmal blutt sehen. Das gilt für alle, ausnahmslos, denn der menschliche Körper ist nun einmal nicht besonders vorzeigbar – erst recht nicht aus verwandtschaftlicher Perspektive. Es ist ja kein Zufall, dass die Natur unsereins mit Pullovern verhüllt, während Zebras textillos durch die Savanne streifen. Wer von seinem Kind nackt gesehen wird, riskiert, dass ebendieses Kind sämtlichen Respekt vor einem verliert. Für immer und ewig. 

(Ja zugegeben, einzelne menschliche Exemplare schaffen es tatsächlich, vorzeigbar zu sein, aber die müssen dafür ihre gesamte Wachzeit aufwenden. Plus die gesamte Wachzeit anderer Menschen, sogenannter Personal Trainers. Wer will das schon?!)

Achter Tipp: Fremdsprachen fördern! Mandarin und Englisch sind Pflicht, aber als Mutter mit Weitblick bringst du deiner Tochter auch gleich noch Rätoromanisch bei. Nicht, weil sie je einmal eine Unterhaltung in dieser aussterbenden Sprache führen könnte, aber wenn die Chinesen Europa einmal übernommen und zu einem Freiluftmuseum umgewandelt haben, dann kann deine Tochter – als letzter romanischsprachiger Mensch der Welt – den Tourist*innen aus Fernost erzählen, was es mit dieser kurligen Sprache einmal auf sich hatte. Jobsicherheit und so!

Neunter Tipp: Glaub bloss nicht alles, was du im Internet liest. Da kann ja jeder Depp etwas posten. Sogar IN GROSSBUCHSTABEN, UM BESONDERS WISSEND ZU TÖNEN! Sooo durchschaubar, echt.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen oder Würstchen finden.