Kolumne am MittagLieber Knut, ist es wirklich schon so lange her?
Von Fabian Tschamper
19.3.2021
Eisbär Knut und sein Wärter Thomas Dörflein sorgten für ein beinah geschichtsträchtiges Medienecho. Zehn Jahre ist es her seit dem Tod des weissen Riesen. Knut, wir vermissen die niedlichen News.
Von Fabian Tschamper
19.03.2021, 11:24
19.03.2021, 13:10
Fabian Tschamper
Am 5. Dezember 2006 erblickte ein kleines Fellknäuel das Licht der Welt, die erste Eisbärengeburt im zoologischen Garten von Berlin seit 30 Jahren. Der kleine Knut wurde über Nacht regional und über die nächsten Tage und Monate international zum Phänomen, zum Polar-Star.
Wärter Thomas Dörflein sorgte sich tagein, tagaus um den kleinen Eisbären. Brachte «Cute Knut» (dem süssen Knut) alle vier bis sechs Stunden sein Futter, er bezog sogar ein Zimmer im Zoo Berlin, damit er rund um die Uhr für das Bärchen da sein konnte.
Im Alter von 15 Wochen stand Knut zum ersten Mal buchstäblich im Rampenlicht, da wurde er nämlich der Öffentlichkeit präsentiert – sein Wärter Thomas als Sidekick. Fotografen standen Schlange, um dem Vierbeiner ein Frontseiten-Foto abzuluchsen – oder abzubären, in dem Fall.
Die Shows mit Star Knut konnten aber nicht lange so durchgeführt werden, denn bereits im Juli 2007 war es schon zu gefährlich, den Bären als «Co-Entertainer» mit Wärter zu präsentieren. Er erreichte da schon stramme 50 Kilo – die Zooverwaltung konnte die Raubtier-Natur des Eisbären nicht verantworten, eine kluge Entscheidung.
Que sera, sera
Das Leben spielt allerdings nicht immer fair. Man wünschte sich, William Shakespeare hätte mit «Ende gut, alles gut» immer recht gehabt. Knuts Tod vor zehn Jahren war genauso öffentlich wie sein ganzes Leben: Vor den Augen der Zoobesucher brach der Bär in seinem Gehege zusammen, fiel ins Wasser und ertrank. Knut war gerade mal vier Jahre alt. Normalerweise leben Eisbären bis weit über 30 Jahre lang, dies in Gefangenschaft. In freier Wildbahn seien es ungefähr 25 bis 30 Jahre.
Wie sich während der Autopsie herausstellte, litt der Eisbär an einer Hirnerkrankung und verlor kurz vor seinem Tod die Kontrolle über seinen Körper, daher fiel er ins Wasserbecken und konnte sich nicht mehr selbst retten.
Was die Geschichte um so trauriger macht, ist das Schicksal von Thomas Dörflein. Knuts Wärter starb nämlich drei Jahre vor seinem Schützling, er litt an Blasenkrebs, starb aber unerwartet an einem Herzinfarkt.
Knuts Grabstein befindet sich direkt neben jenem seines engsten Freundes Thomas auf dem Spandauer Friedhof.
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.