DschungelshowKein Anus, keine Kotzfrucht, kein gar nichts!
Von Gion Mathias Cavelty
16.1.2021
Gestern Abend ging es auf RTL los mit der «Dschungelshow». Leider hat sie nicht viel zu tun mit dem guten alten «Dschungelcamp», das dieses Jahr Corona-bedingt nicht produziert werden kann.
Konkret sieht das Ganze so aus:
Einen Dschungel in Australien: Gibt es keinen, dafür gibt es ein Fernsehstudio in Köln-Hürth
Ein Camp mit Lagerfeuer: Gibt es keins, dafür gibt es ein 18 Quadratmeter grosses Tiny House mit Kühlschrank in besagtem Studio
Palazzo Versace/spektakuläre Helikopterflüge/tyrannische Rangers/knallharte Leibesvisitationen: Nix von alledem
Ja, Sie haben richtig gelesen: keine einzige Kakerlake! Das ist eindeutig die grösste Enttäuschung. Das ist wie «Lassie» ohne Lassie. Oder «Flipper» ohne Flipper. Wenigstens ist Dr. Bob im Studio anwesend. Auch das Moderationsduo Sonja Zietlow/Daniel Hartwich ist präsent.
An Tag 1 zogen drei KandidatInnen in das Tiny House ein: Zoe Saip (offenbar eine «GNTM-Zicke»), Frank Fussbroich (angeblich «einer der allerersten Reality-TV-Stars Deutschlands») sowie Mike Heiter, der den Schweizer Zuschauern eventuell als Ex-Freund von Elena Miras bekannt sein könnte. Sie kriegten keine coolen Ranger-Uniformen zum Anziehen, sondern ein albernes Sieben-Zwerge-im-Kunstwald-Outfit.
Warum nur drei KandidatInnen und nicht zwölf, wie sonst? Weil die neuen Regeln es so wollen. Die Formel lautet: Drei Kandidaten ziehen für drei Tage in das Haus und machen drei Prüfungen, zwei davon kommen ins Halbfinale; das Prozedere wiederholt sich dann noch drei Mal mit je drei anderen Kandidaten. Hochmathematisch. Hochkomplex. Wie soll bei diesem Fliessbandverfahren richtig schlechte Stimmung aufkommen, wie sich Intrigen entwickeln, wie sich wahre Niedertracht entfalten können?
Nun ja: An der Auftaktprüfung wurde immerhin ordentlich geschrieen. Frau Saip übernahm diesen Part, in einem Aquarium mit allerlei Reptilien drin stehend und lediglich mit einem knappen Bikini bekleidet.
Es gibt einen Film mit Ursula Andress, irgendetwas mit «Kannibalen» im Titel, darin steht Frau Andress ebenfalls in einem Bikini an einem Marterpfahl und krakeelt mächtig. Daran hat mich der Auftritt von Zoe erinnert. Von dem her kann man sagen: Alles richtig gemacht!
Und auch das Geheule danach nahm sich fast aus wie im richtigen «Dschungelcamp» (natürlich hatte Zoe keinen einzigen Stern geholt): «Ich hätte einfach meine Panik runterschlucken sollen ... Mein Papa hätte in dem Moment auch seine Panik runtergeschluckt ... Und ich wünschte, ich hätte in dieser Hinsicht mehr von meinem Papa ... Mein Papa hätte mehr von mir erwartet ...».
Auch das anschliessende Geläster von Frank Fussbroich stimmte einen ein bisschen milder («Ich habe keinen Bock auf so bescheuerte Ausreden. Was ist das für eine Scheisse-Laberei? Sie will's doch, sie will diese Mitleidstour haben!»).
Es sei allerdings daran erinnert, dass die Prüfung keine Dschungelprüfung war, sondern lediglich eine «Dschungelprüfungs-Tauglichkeitsprüfung» (Zitat Sonja Zietlow). Denn darum geht es ja: der Sieger darf nächstes Jahr am echten «Dschungelcamp» teilnehmen.
Der Rest der Sendung war Nostalgie mit vielen Ausschnitten aus vergangenen «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!»-Staffeln (insbesondere der gloriosen Staffel 8). Irgendwie musste man die Zeit ja totschlagen.
Fazit: Die «Dschungelshow» ist nichts mehr als der x-te müde «Big Brother»-Abklatsch.
Dschungelshow – «Diesmal werden die Känguru-Hoden in Australien gelassen.»
RTL bereitet sich schon jetzt auf ihr «richtiges» Dschungelcamp 2022 vor. Mittels Show in Deutschland werden die Kandidaten für Australien erkoren. Frank macht sich lustig, Vania widert es an. Kennt man die D-Promis aber eigentlich?