Kolumne am Mittag Erst kochte Cher Znacht, dann ging sie ans Death-Metal-Konzert

Von Gil Bieler

26.3.2021

Cher bei einem Auftritt im Jahr 2019. 
Cher bei einem Auftritt im Jahr 2019. 
Bild: Keystone/EPA

Wie ist ein Superstar wie Cher eigentlich privat? Ausgerechnet der Sänger einer bitterbösen Death-Metal-Band kann davon berichten. Eine Homestory der eher ungewöhnlichen Art.

Von Gil Bieler

Cher ist eine Ikone der Popkultur, gehört seit sechs Jahrzehnten (!) zu den ganz grossen Namen im Showgeschäft. In welcher Liga die Amerikanerin spielt, zeigt sich allein daran, dass sie wie Madonna oder Prince keinen Nachnamen braucht. Niemand fragt: «Welche Cher?» Es gibt nur die eine.

Mit mittlerweile 74 Jahren lässt es Cher ruhiger angehen, doch ihr Legendenstatus trotzt der Zeit genauso wie das glattgespritzte Gesicht. 

Bei solch extrem berühmten Menschen fragt man sich doch zwangsläufig, wie die wohl privat so leben, oder? Eine kleine Homestory von Cher liefert nun einer, mit dem wohl keiner gerechnet hätte: George «Corpsegrinder» Fisher, der … nun ja, Sänger der amerikanischen Death-Metal-Band Cannibal Corpse. Der 50-Jährige hat im «Metal Hammer»-Magazin erzählt, wie er einmal bei Cher zu Hause abhing.

Eine exotische Kombination

Richtig gelesen: Corpsegrinder bei Cher, eine unfassbare Kombination. Nur kurz zur Einordnung: Die Musik von Cannibal Corpse klingt, als hätte man zehn besessene Presslufthammer in einem Bandraum freigelassen.

Fisher singt auch nicht, er röhrt wie ein Stier. Metallica sind dagegen Kuschelrock. Ich habe die Band nur einmal live gesehen, in Zizers, und mir haben danach drei Tage lang die Ohren gepfiffen.

Nichts für zarte Gemüter: Death Metal à la Cannibal Corpse.

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Jedenfalls, die aussergewöhnliche Zusammenkunft trug sich vor 15 bis 20 Jahren zu. Und wie kam es dazu? Über Chers Sohn Elijah, der grosser Metalfan ist und in einer Band namens Deadsy spielt.

Er lud Fisher eines Tages in das Anwesen seiner Mutter in Los Angeles ein. «Als wir ankamen, war Cher nicht da», erinnert sich Fisher. «Sie war shoppen.» Er habe das nicht recht geglaubt, sich aber auch nichts weiter dabei gedacht, bis die Popikone dann wirklich leibhaftig vor ihm stand.

Und, wie war sie so?

Hat er abgedrehte Sachen beobachtet? Weltfremde Allüren? Nein, ganz im Gegenteil: «Sie war supernett», erinnert sich Fisher. «Sie hat Essen für uns gekocht und alles.» Hmm.

Am Abend sei Cher sogar an das Konzert seiner Band gekommen. «Ich habe mich bei ihr entschuldigt, dass sie sich Cannibal Corpse anhören musste», erzählte Fisher. Doch Cher habe nur erwidert: «Schätzchen, ich war schon Metal, bevor du überhaupt auf der Welt warst.»

Eiskalt erwischt! Cher hatte schliesslich Ende der Siebzigerjahre eine Beziehung mit Kiss-Bassist Gene Simmons, der ihrem Sohn übrigens auch die erste Gitarre schenken sollte. Von Sex, Drugs und Rock’n’Roll muss ihr also keiner was erzählen.

Da war auch der Corpsegrinder platt: «Verdammt! Ich wurde gerade von Cher vorgeführt!», fasst er die Episode im «Metal Hammer» amüsiert zusammen. Wahrscheinlich haben nach diesen Worten ihm drei Tage lang die Ohren geklingelt.

Achtung, laut: George «Corpsegrinder» Fisher lärmt mit Cannibal Corpse 2015 in Berlin. 
Achtung, laut: George «Corpsegrinder» Fisher lärmt mit Cannibal Corpse 2015 in Berlin. 
Bild: Frank Hoensch/Redferns via Getty Images

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.