Oscars 2021 Bleibt Glenn Close die ewige Verliererin?

Von Barbara Munker und Aliki Nassoufis, dpa

19.4.2021 - 16:26

Die 93. Oscar-Verleihung könnte mit Altersrekorden und bahnbrechenden Gewinnern Filmgeschichte schreiben. Sechs Oscar-Superlative zum Mitreden.

Zieht Chloé Zhao mit Walt Disney gleich?

Schon vor der Preisverleihung schreibt Chloé Zhao mit ihrem Film «Nomadland» Oscar-Geschichte. Die in Peking geborene Filmemacherin ist die erste nicht-weisse Frau, die in der Sparte «Beste Regie» nominiert wurde. Sie ist ausserdem die erste Frau, die in einem Jahr vier Oscar-Chancen hat: als Regisseurin, für den besten Schnitt, das beste adaptierte Drehbuch und als Produzentin in der Kategorie «Bester Film».

Gewinnt Zhao alle vier Oscars, dann zieht sie mit dem bisherigen Rekordhalter Walt Disney gleich. Die Zeichentricklegende holte 1954 vier Trophäen, darunter in den Sparten Dokumentarfilm und animierter Kurzfilm – ein Meilenstein für eine Einzelperson in einem Jahr. Zhao gilt als Top-Favoritin für den Regiepreis. Bislang ist Kathryn Bigelow («Tödliches Kommando – The Hurt Locker», 2010) die einzige oscarprämierte Regisseurin.

Wird Chadwick Boseman der Dritte?

Acht Monate nach seinem Tod könnte «Black Panther»-Star Chadwick Boseman den Oscar als bester Hauptdarsteller gewinnen. Der im August mit 43 Jahren an Krebs gestorbene Afroamerikaner ist für seine letzte Rolle als Jazz-Trompeter in dem Drama «Ma Rainey's Black Bottom» nominiert.

Erst zwei Darsteller erhielten posthum einen Oscar: Peter Finch für seine Hauptrolle in «Network» (1976) und Heath Ledger für seine Nebenrolle als diabolischer Joker in «The Dark Knight» (2009). Boseman wurde kürzlich bereits bei den Golden Globes und den SAG Awards des US-Schauspielerverbands posthum gefeiert.

Bleibt Glenn Close die ewige Verliererin?

Hollywoodlegende Glenn Close (74) könnte im achten Anlauf mit ihrer Nebenrolle in «Hillbilly Elegy» ihren ersten Oscar holen. Seit ihrer ersten Nominierung für «Garp und wie er die Welt sah» 1983 war sie sieben Mal leer ausgegangen. Schon jetzt ist Close Hollywoods Schauspielerin mit der grössten Pechsträhne. Eine weitere Enttäuschung bei den 93. Academy Awards würde Close mit dem legendären «Lawrence von Arabien»-Star Peter O'Toole gleichstellen. Der irische Schauspieler war in seiner langen Laufbahn achtmal für einen Oscar im Rennen, gewann aber nie.

Sollte Close in diesem Jahr den Oscar bekommen, dann gelingt ihr das mit einer völlig unglamourösen Rolle: In «Hillbilly Elegy» ist sie als die strenge Grossmutter Mamaw mit grauer Perücke, fleckiger Haut und schlampigen Pullovern kaum zu erkennen.

Stellt Anthony Hopkins einen Altersrekord auf?

Noch hat Christopher Plummer den Titel inne als ältester, männlicher Schauspieler, der je einen Oscar gewann. Jetzt könnte Anthony Hopkins mit 83 Jahren den Altersrekord schlagen. Der britische Star ist als bester Hauptdarsteller in dem Drama «The Father» nominiert. Darin glänzt er als starrköpfiger Mann mit beginnender Demenz.

Knapp 30 Jahre ist es her, dass Hopkins seine erste Oscar-Nominierung gleich zu einer Trophäe machte. Als psychopathischer Hannibal Lecter in «Das Schweigen der Lämmer» holte er 1992 den Oscar als bester Hauptdarsteller. 

Welche Promis fiebern als Produzenten mit?

Das Einwandererdrama «Minari – Wo wir Wurzeln schlagen» von Lee Isaac Chung hat äusserst prominente Unterstützung: Hollywoodstar Brad Pitt gehört mit zu den Produzenten und drückt dem Drama um eine koreanische Familie in den USA sicher fest die Daumen.

Auch bei «Promising Young Woman», wo Carey Mulligan übergriffigen Männern eine Lektion erteilt, gehört eine prominente Schauspielerin zum Produzenten-Team: Margot Robbie.

Besonders gute Chancen könnte allerdings Frances McDormand haben. Die 63-Jährige ist nicht nur als Schauspielerin für «Nomadland» nominiert, sondern könnte auch als eine der Haupt-Produzentinnen einen Oscar gewinnen – wenn das Drama als bester Film die wichtigste Auszeichnung des Abends bekommt.

Toppt Netflix seinen Erfolg?

Wirklich verwunderlich ist es nicht, dass in diesem Jahr besonders häufig Netflix-Produktionen im Oscar-Rennen sind. Immerhin sind viele Filme, die eigentlich im Kino laufen sollten, wegen der Corona-Pandemie und der Kinoschliessungen bei dem Streamingdienst gelandet. Ganze 35 Mal ist Netflix mitnominiert, ein Riesenerfolg.

Das Sahnehäubchen aber, das fehlt noch: Bisher konnte der Streamingdienst noch nie in der Top-Kategorie für den besten Film triumphieren. Dieses Jahr haben dort gleich zwei Werke eine Chance: David Finchers Hollywood-Ode «Mank» sowie der Gerichtsthriller «The Trial of the Chicago 7» mit mit Sacha Baron Cohen und Eddie Redmayne. 


Ausserdem darf sich Riz Ahmed für seine Rolle in «Sound of Metal» über eine Nomination in der Kategorie «Bester Hauptdarsteller» freuen. Er ist der erste Muslim überhaupt, dem dies gelungen ist. «What to Watch» stellt den Film vor:

Warum «Sound of Metal» berührt und begeistert

Warum «Sound of Metal» berührt und begeistert

«Sound of Metal» erzählt die Geschichte eines Metal-Schlagzeugers, der sein Gehör verliert. Der Film ist für sechs Oscars nominiert und hat bei Vania einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

01.07.2021


Von Barbara Munker und Aliki Nassoufis, dpa